Das Shoppingcenter der Zukunft ist kein Shopping Center mehr

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Shopping-Center sind nicht zu beneiden und wurden von mir schon mehrfach in der heutigen Form als Auslaufmodell bezeichnet, wenn sie sich nicht radikal wandeln und auch redimensionieren. Ansätze dazu haben wir immer wieder in unserer Retail-Vision formuliert wie beispielsweise mit der Entkoppelung von Shopping und Begegnung.

Wirtschaftlich kämpfen sie mit Frequenz- und Umsatz-Stagnation, während die Onlinehändler aus dem In- und Ausland fortwährend zuzulegen vermögen. So kam es, dass 2018 bereits die 5 grössten Onlineshops mehr Umsatz verzeichneten als die 10 grössten Einkaufszentren zusammen.

Marcel Stoffel, Mr. Shoppingcenter, Founder & CEO Swiss Council Community
Marcel Stoffel, Mr. Shoppingcenter

Der Swiss Council Marktreport 2020 „From Spaces To Places“ zeigt nun ebenfalls, wie nur ein radikales Umdenken die Shopping-Center in die Zukunft retten wird. Mr. Shoppingcenter Marcel Stoffel, mit dem ich auch schon das eine oder andere Mal die „Meinungklingen kreuzen“ durfte (PDF Handelszeitung), hat dies in diesem Gastartikel zusammen gefasst.

Thomas Lang

 


Kennen Sie den Begriff „Use Shift?“

Leerstehende Ladenflächen prägen zunehmen das Bild der schweizweit 197 Konsumtempel. Umsatzrückgänge zwingen die Detailhändler immer mehr dazu, ihre Geschäfte zu verkleinern oder ganz aufzugeben. Laut GfK Switzerland wurden in der Schweiz alleine in den Jahren 2010 bis 2018 über 6000 Läden geschlossen, das sind mehr als sämtliche Läden in allen 197 Shoppingcentern zusammen.

Ein Gegentrend ist nicht in Sicht und besonders betroffen sind in Zukunft laut der aktuellen Studienumfrage zum Swiss Council Marktreport 2020 die Shoppingcenter in der Agglomeration.

Experten gehen davon aus, dass in den nächsten 3 bis 5 Jahren etwa 25% aller Geschäfte in Schweizer Shoppingcentern schliessen werden. Umgerechnet sind das über 500’000m2 Verkaufsfläche, welche mit grosser Wahrscheinlichkeit nur erschwert an klassische Detailhändler mit klassischen Handelskonzepten nachvermietet werden können.

Die Hälfte der noch zu verbleibenden Retailfläche wird sich zukünftig konzeptionell vom reinen Verkaufsladen deutlich unterscheiden. Der Trend geht in Richtung Showrooms, Retail Labs, Experience-Hubs, Concept-Stores, Brandlands, PopUp Stores etc.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es in den Shoppingcentern (und in den Innenstädten) zu einer massiven Umnutzung (einem Use-Shift) der Flächen kommen. Weniger Läden, dafür mehr Service-, Dienstleistungs-, Freizeit-, Gesundheits- und noch mehr Gastronomieangebote. Weniger Produkte, dafür mehr Beratung, Erlebnis und Unterhaltung.

Das Shoppingcenter als reiner Konsumtempel oder die verstaubten Läden als Warenlager haben ausgedient. Der Begriff „Shoppingcenter“ ist wohl heutzutage überholt und unpassend, denn nur zum „Shoppen“ braucht es kein „Center“ mehr, und in einem „Center“ möchten die Kunden heute durchaus mehr als nur einkaufen.

Diese Entwicklung bietet Eigentümern und Betreibern von „Shoppingcentern“ und Retail Destinationen jetzt die Chance, ihre Objekte durch neue und innovative Nutzungskonzepte als moderne, spannenden und erlebnisreiche „marketplaces“ zu re-positionieren und sie somit gegenüber dem grössten Shoppingcenter der Welt (dem Internet) zu differenzieren.

Wo dies gelingt, entsteht eine neue (Aufenthalts)Qualität, ein spannender Marktleistungsmix und ein belebter Ort, wo es sich lohnt, seine Zeit zu verbringen und sein Geld auszugeben. Wir dürfen uns also auf eine neue Generation von „Shopping Places“ freuen und mit Spannung erwarten, was sich die Branche noch alles einfallen lässt.

Der Swiss Council Marktreport 2020 wird am Swiss Council Congress 2020 vorgestellt und ist für die Teilnehmer der Veranstaltung kostenlos.



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