Noch vor Weihnachten letzten Jahres hat die Migros ihre Socialshopping-Plattform Amigos eingestellt. Grund waren rechtliche Unsicherheiten, da die sogenannten Bringer, die für Dritte einkauften, als Angestellte eingestuft werden sollten, ähnlich wie bei Uber.
Nun wird per heute überraschend die Plattform in Zusammenarbeit mit der Pro Senectute wieder belebt, als Nachbarschaftshilfe in Zeiten der Corona-Pandemie.
Auf dieser Webseite können Personen, die momentan nicht mehr selbst einkaufen gehen, ihre Einkäufe bestellen.
Das Angebot richtet sich insbesondere an ältere Personen, Personen mit Vorerkrankungen, Personen in Quarantäne oder Selbstisolation.
Gestartet wird in den Kantonen Bern, Solothurn und Aargau. Bis Ende der Woche sei die ganze Deutschschweiz aufgeschaltet und kommende Woche die restlichen Kantone der Romandie und das Tessin.
Wie bisher werden die aufgegebenen Bestellungen via App von sogennanten Bringern angenommen, ausgeführt und geliefert. Im Gegensatz zu früher ist die Lieferung nun gratis, optional kann ein digitales Trinkgeld gegeben werden.
Amigos wendet sich mit der Neulancierung an Personen, die Nachbarschaftshilfe leisten wollen oder auch an Mitarbeiter der Migros, welche aufgrund der aktuellen Situation nicht ihrer eigentlichen Tätigkeit nachgehen können. Alle Bringer würden vor jedem Auftrag geschult, die Verhaltensregeln des BAG strikt einzuhalten.
Die Migros ruft auch gesunde Personen aus der Nicht-Risikogruppe dazu auf, sich als Bringer zu registrieren und die Amigos-App in den Stores zu installieren, um anderen Menschen aus der Risikogruppe in diesen ausserordentlichen Zeiten helfen zu können.
Gratulation an Migros und Pro Senectute, die Plattform so schnell wiederzubeleben und für diese gute Sache neu zu lancieren.
Wer sich als Bringer registrieren will, hier geht es zu den Apps:
Die Migros stellte die „Amigos“ Plattform am 10. Dezember 2019 ein. Die Migros und Pro Senectute lassen die Social-Shopping-App im März 2020 wegen der Covid-19 Situation befristet wieder aufleben… soweit so gut, könnte man meinen.
Fakt ist, das Leistungs-Dreieck Auftraggeber/Migros/Bringer ist kein Problem des Status der Bringer, ob diese arbeitsrechtlich juristisch betrachtet bei der Migros angestellt sind, sondern vielmehr dass die Bringer deren Dienstleistung mit CHF 5.- freiwilligem „Trinkgeld“ beim jedem Einkauf vollständig vorfinanzieren müssen, teilweise über Tage hinweg, und ihne jegliche Kontrolle über den Prozess bis dann irgendwann mal eine IBAN-Anweisung kommt. Dies ist für aktive Amigos-Bringer wie ich es auch bin, mit 1-2 Lieferungen pro Tag und Einkäufen von 50-100.- schnell mal viel Geld das man der Migros vorstecken muss, wie gesagt ohne jede Garantie, ohne Kontrolle. Der Auftraggeber bezahlt ja sofort. Dies Setup widerspricht dem Grundsatz, dass die Bringer ja das Kernelement für das funktionierende System sind. Es ist ein System das wohl den Leistungs-Empfängern den gewünschten Nutzen bringt, aber doch primar der Migros situativ einen Vorteil und zusätzlichen Umsatz ergibt. Und dafür sollte die Migros auch die Kreditoren-Risiken vollumfänglich tragen, nicht die Bringer die ja nur Gutes an der Gesellschaft tun wollen, meist ohne jeden wirtschaftlichen Vorteil mit dem 5.- optionalem Trinkgeld.
Dies ist eine konzeptuell und ethisch unschön gelöste Situation, die von der Migros-Geschäftsleitung und auch Pro Senectute dringendst neu beleuchtet werden sollte.
Grüsse, Ph.Kurzen
Ich kann nur denen, die sich mit dem Gedanken spielen sich als Bringer anzumelden, raten die AGB (insb. Ziff. 4) genau zu lesen. Das Haftungsrisiko des Bringers erscheint mir ungleich höher, als das der anderen Vertragsparteien.