Schweizer Onlinehandel könnte 2020 um 30% zulegen

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Dies die revidierte Prognose der Credit Suisse aufgrund des aktuellen Pandemie-Situation und des Höhenflugs im Onlinehandel. Dem stationären Non-Food Handel wird aufgrund des aktuellen noch anhaltenden Lockdowns ein Minus von 20% für das laufende Jahr prognostiziert, währenddessen der Food-Handel stagnieren soll, obwohl wegfallende Auslandeinkäufe und vermehrtes zu Hause Essen einen eigentlichen Auftrieb auslösen sollte.

Regelrecht beflügelt durch den gegenwärtigen Lockdown wird hingegen der Online-Handel, der dieses Jahr ein Umsatzplus von ca. 30% verzeichnen dürfte.

Onlinehandel Schweiz 2008-2019 und Prognose 2020 / Quelle: VSV, GfK und Credit-Suisse / Grafik: Carpathia AG
Onlinehandel Schweiz 2008-2019 und Prognose 2020 / Quelle: VSV, GfK und Credit-Suisse / Grafik: Carpathia AG

Diese Prognose bewegt sich am oberen Ende unserer eigenen Einschätzung. Wir sind neben der strukturellen Veränderungen (Umatzverschiebung von Offline zu Online) von durchschnittlichen 10% von einem zusätzlichen Corona-Sondereffekt zwischen 10-20% ausgegangen.

Viele Onlinehändler vermelden nach wie vor Umsätze auf Niveau Weihnachtsgeschäft aufgrund der Versorgung der Bevölkerung – und dies im ersten und zweiten Quartal, die generell eher als schwächer gelten. Auch die Credit Suisse basiert ihre Prognose darauf, dass sich die Online-Umsätze für die Monate März, April und Mai auf Vorweihnachtsniveau befinden.

Die Hochrechnung zeigt, dass damit der Online-Anteil bis Ende Jahr fast 15% betragen wird.

Bedenkt man zudem, dass der Online-Anteil höchstwahrscheinlich nicht nur während dem Lockdown zunehmen, sondern auch in Zukunft ein höheres Niveau aufweisen wird,  dürfte der Anteil sogar mehr als die 15% betragen.

Damit würde der Onlineanteil am Schweizer Detailhandel von derzeit 9.1% laut Credit-Suisse auf über 15% ansteigen. Wenn man diese Rechnung nun weiterführt unter der Annahme, dass der Grossteil des Onlinewachstums von rund 3 Milliarden im Non-Food Segment stattfindet, käme dies einem Onlineanteil im Non-Food Bereich (aktuell 16.9%) für das Jahr 2020 von gegen 23% gleich*.

Steigt Onlineanteil Non-Food auf 23%?

Am 11. Mai wird der temporäre Lockdown für den Detailhandel aufgehoben gemäss Planung. Ob es dann so weitergeht und die Konsumenten wieder in den Laden kommen wie vor dem Ausbruch bleibt abzuwarten (Nimmt Corona dem stationären Retail die letzten Vorteile gegenüber dem Onlinehandel?). Auch da gehen die Analysten der Credit Suisse von einem veränderten Verhalten aus.

So gehen wir davon aus, dass ein beachtlicher Teil der Konsumenten, die bis anhin wenig Online-Einkäufe getätigt hatten oder vielleicht sogar im Zuge des Lockdowns ihre erste Online-Bestellung aufgegeben haben, auch nach Beendigung der Coronakrise auf diese Möglichkeit zurückgreifen wird.

*) CHF 12 Mrd. Online Non-Food ggü. CHF 52.5 Mrd Non-Food Detailhandel Schweiz



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Thomas Lang, Betriebsökonom und Wirtschaftsinformatiker, unterstützte Unternehmen bei der Strategieentwicklung von digitalen Vertriebsmodellen, beim Aufbau von digitalen Geschäftsmodellen, bei Expertisen rund um Onlinehandel und der operativen Umsetzung im Bereich Organisation, Prozesse, Innovation, Change-Management und Unternehmenskultur. Er ist Gründer der Carpathia AG, der unabhängigen und neutralen Unternehmensberatung für Digital-Business, E-Commerce und Digitale Transformation im Handel. Zudem ist er Autor von zahlreichen Fachartikeln und -studien, Dozent für Online-Vertriebsmodelle an verschiedenen Hochschulen sowie gefragter Keynote-Speaker zu E-Commerce und Digital Transformation im Handel. Er ist Initiator und Organisator der Connect - Digital Commerce Conference sowie des Digital Commerce Awards. Der von ihm gegründete Carpathia Digital-Business-Blog (https://blog.carpathia.ch) zählt im deutsch-sprachigen Raum zu den wichtigsten unabhängigen Publikationen im Digitalen Handel. Medien bezeichnen ihn als digitalen Vordenker, zitieren und interviewen ihn regelmässig . Am Mittwoch 17. November hat Thomas Lang für immer die Augen geschlossen.

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