Der Shutdown wird zusehends gelockert, doch wo werden die Umsätze verbleiben? Schafft der stationäre Handel wieder an die Vor-Corona Umsätze anzuknüpfen und wie viel mehr bleibt beim Onlinehandel?
Der Verband des Schweizer Versandhandels VSV hat verschiedene Szenarien aufwändig skizziert, berechnet und mehrfach validiert, ua auch mit uns: Roadmap für den Restart und die neue Realität nach dem Corona Shut Down.
Folgende Szenarien sind im Detail beschrieben inklusive deren Auswirkungen real und nominal auf die Umsätze und Marktanteile:
- V-Szenario: schnelle Erholung nach dem Shut down
- U-Szenario: verzögerte schnelle Erholung mit Verharren auf tiefem Niveau
- L-Szenario stationär: kontinuierliche, aber eher langsame Erholung (T-Szenario online)
- W-Szenario stationär: zweite Corona Welle im Herbst (M-Szenario online)
Dabei ist wohl das L-Szenario das am realistischste:
Die eher vorsichtige Öffnung und die bisherige Disziplin der Bevölkerung, aber auch der spürbare Respekt vor einer zweiten Welle sprechen für eine langsame Erholung.
Diese Aussage wird gestützt von der vom SECO kürzlich publizierten Konsumentenstimmung.
Mit dem L-Szenario für den stationären Handel geht ein gegenläufiges T-Szenario für den Onlinehandel einher und definiert sich über folgende Eckwerte:
1. Restart (erste 2 Wochen) mit folgenden Prognosen:
- Prognose für Non Food Händler an Lagen mit «Food-Anschluss»: +20 % bis +40 %
- Prognose für Non Food Händler in Shopping Centern (mit Food): -10 %
- Prognose für Non Food Händler an Bahnhöfen, Flughafen, Innenstadt: -10 % bis -60 %
- Prognose für Online Händler: +50 %
2. Ramp Up (erste 2 Monate) mit folgenden Prognosen:
- Prognose für Non Food Händler an Lagen mit «Food-Anschluss»: +0 %
- Prognose für Non Food Händler in Shopping Centern (mit Food): -15 %
- Prognose für Non Food Händler an Bahnhöfen, Flughafen, Innenstadt: -15 % bis -25 %
- Prognose für Online Händler: +35 %
3. New Normal (Monate 3 und folgende) mit folgenden Prognosen:
- Prognose für Non Food Händler an Lagen mit «Food-Anschluss»: +5 %
- Prognose für Non Food Händler in Shopping Centern (mit Food): -10 %
- Prognose für Non Food Händler an Bahnhöfen, Flughafen, Innenstadt: -10 bis -15 %
- Prognose für Non Food Online Händler: +20 %
Der VSV hat die geschätzten Effekte dazu auf Monatsebene abgebildet. Natürlich müssen diese Monatseffekte für die einzelnen Branchen individuell betrachtet werden. Entscheidenden Einfluss auf die Effekte hat die Entwicklung in den Sortimenten Textil/Schuhe/Sport, Beauty, Heimelektronik, Do It/Garten und Möbel. Diese Segmente hat der VSV zudem in eigenen Szenarien betrachtet (vgl. dazu vollständiger Artikel beim VSV).
Das L-Szenario für den stationären Handel mit dem gegenläufigen T-Szenario für den Onlinehandel im nachfolgenden Zahlengerüst:
Realer Verlust (stationär) rsp. Wachstum (online) im L-/T-Szenario [Annahmen]
Der Non-Food Onlinehandel würde damit im Jahresschnitt 30% zulegen, was auch den Erwartungen der Analysten der Credit-Suisse entspricht. Gleichzeitig büsst der stationäre Non-Food Handel im aktuellen Jahr insgesamt 20% ein und kann auch die um 45% zurückgehenden stationären Non-Food Auslandeinkäufe nicht wettmachen. Online-Food dürfte gar um 44% zulegen und das stationäre Food-Geschäft um 12%.
Nominelle Effekte gegenüber normalem Jahr im L-/T-Szenario [Annahmen]
Nominell wird im T-Szenario der Onlinehandel in der Schweiz um gut CHF 3 Milliarden zulegen, wobei auf Food 0.5 Mrd. und auf Non-Food 2.4 Mrd. entfallen. Die Einbussen im stationären Non-Food Handel in der Schweiz (L-Szenario) würden CHF 9 Milliarden betragen währenddessen der stationäre Food-Handel in der Schweiz um 4.8 Mrd. zulegen kann.
Diese Kombination L-Szenario für den stationären und T-Szenario für den Onlinehandel ist durchaus realistisch und deckt sich mit unseren Erwartungen, was die Entwicklung des Onlinehandels anbelangt.
Im W-Szenario explodiert der Onlinehandel
Geht man von einer zweiten Welle aus im Herbst mit erneuten starken Einschränkungen, wäre dies für den stationären Handel verheerend (M-Szenario für den stationären Handel).
Doch auch der Onlinehandel, der im gegenläufigen W-Szenario bei einer zweiten Welle im vierten Quartal zwischen 60% und 100% über Vorjahr laufen würde – und das notabene im Weihnachtsgeschäft und auch während Black-Friday & Co! – käme zusammen mit den Zustelldiensten mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlich an seine Kapazitätsgrenzen und könnte dies kaum bewältigen. Ein Szenario, das man sich erst gar nicht ausmalen möchte: