Digital Native ≠ Digital Native

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Den Digital Natives sagt man nach, sie verstehen etwas von digitalen Technologien. Sicher, die Digital Natives sind mit den Technologien aufgewachsen und sind sich gewohnt diese zu benutzen. Aber wieviel verstehen sie wirklich?

In einem früheren Blogbeitrag habe ich die Generationen mit den Altersgruppen gespiegelt. Dabei ist zu sehen, dass den Digital Natives die Generation Z als auch Teile der Generation Y zugerechnet werden. Da liegt dann auch der Hund begraben. Die Generation Y und Z teilen sich viele Merkmale. So sagt man beiden Generationen nach, sie seien aufgeschlossen, neugierig und lernfähig, aber auch ungeduldig und wenig loyal. Im Technologie-Verständnis unterscheiden sich die Generationen, meiner Meinung nach, voneinander.

Die Altersgruppen im Vergleich – Grafik: Carpathia, Quellen: E-Commerce Studie Y&R Wunderman 2019 / Tagesanzeiger “Zu welcher Generation gehören Sie”

So nannten die meisten aus der Generation Y erst ein Mobilephone ihr Eigen, auf dessen Display maximal 4 Zeilen dargestellt werden konnten und welches einmal pro Woche aufgeladen werden musste. Ein grosser Sprung vom Festnetztelefon, bei dem man nie genau wusste, wer den Hörer abhebt.

Speicherplatz war nichts Selbstverständliches, immer wieder galt es alte SMS zu löschen um Neue empfangen zu können. Internet war auf dem Mobilephone eher mit Panik denn Freude gleichgesetzt. So wurde eine hohe Rechnung befürchtet, kam man versehentlich auf den «Internet-Knopf». Dann kamen die Smartphones und es war nicht mehr notwendig für ein «s» viermal dieselbe Taste zu drücken.

Das Mitmachen dieser ganzen Entwicklungen hat dazu beigetragen, dass das Technologie-Verständnis bei den älteren Digital Natives (der Gen Y) ausgeprägter ist als bei den jüngeren Digital Natives (der Gen Z). Denn ob gewollt oder nicht, ob einem das interessiert hat oder nicht: Konnte kein SMS mehr empfangen werden, musste eine Lösung her.

Auch das Sichern von Fotos oder gar Kontakten war noch nicht automatisch sichergestellt durch Cloud-Dienstleistungen. Um ein Backup der Daten auf dem Telefon zu erstellen, war es notwendig, das Gerät per Kabel mit dem Computer zu verbinden. Viele dieser Probleme sind heute gelöst oder sehr einfach geworden für die Benutzenden. Was einem vor wenigen Jahren noch die Schweissperlen auf die Stirn trieb, geht auf den heutigen Smartphones mit wenigen Fingerstreichen auf dem Display.

Dieses Hintergrundwissen, welches die Generation Y automatisch mit auf den Weg bekommen hat, fehlt der Generation Z. Diese konnte von Beginn weg von deutlich ausgereifteren Technologien profitieren. Oder anders gesagt, die Generation Z ist es sich gewohnt, dass es funktioniert.

Ist man sich dieser unterschiedlichen Prägung der Digital Natives bewusst, hilft dies, gewisse Verhaltensmuster und Ansprüche zu verstehen. Doch genauso wie gilt, Digital Native ist nicht gleich Digital Native, gilt auch: Mensch ist nicht gleich Mensch. Erfolgreich sein wird derjenige, welcher es schafft die individuellen Bedürfnisse seiner Kundschaft abzuholen, egal welcher Generation oder Altersgruppe diese zugerechnet werden.

Haben Sie ähnliche oder abweichende Erfahrungen gemacht mit der Technik-Affinität der Digital Natives? Wir freuen uns, in den Kommentaren darüber zu lesen.



2 KOMMENTARE

  1. Danke für die spannende Analyse. Ich würde mich als Digital Native der Generation Y sehen. Natürlich verstehe ich, dass es Unterschiede gibt – aber sind die wirklich relevant bzw. was bringt mir, dass ich weiss, wie gross die Schmerzen einer noch nicht voll entwickelten Lösung bin gegenüber der Gen Z, welche sich gewohnt ist, dass alles funktioniert (z.B. Cloud Backup)? Ich glaube die Antwort zu kennen und zwar stelle ich oft fest (wenn ich unsere MA wegen IT-Problemen berate), dass das Verhalten der Gen Y (vom Nutzerverhalten bei Problemen mit der IT) eher dem der Boomers entspricht. Will sagen, es gibt hier eine gewisse Hilflosigkeit der aktuellen Digital Natives – sie sind zwar Profis im Nutzen – aber haben wenig Gefühl und Ahnung dafür, wenn die Nutzung mal nicht funktioniert. Und zwar noch spannender ist – auch kein Wille dies irgendwie zu verändern. Ich weiss, alles generalisiert, aber das sind ein paar Meiner beobachtungen.

    LG
    Samuel

  2. ich bin froh, ein gen y und kein gen z zu sein, weil mir dadurch etwas gegeben wurde, was gen z fehlt. wertschätzung. denn als 1983 geborener, kenn ich noch die analoge welt und die nachteile, die das mit sicht brachte. das aufkommen der neuen technologien verbesserte vieles und ich war dabei, ich habe den übergang aktiv mitmachen und verstehen können und daher einen ganz anderen bezug dazu und kann daher, die vorteile der neuen systeme wertschätzen und ehren. ein gen z, ist mit selbstverständlichkeiten aufgewachsen und daher „verwöhnt“.. beispiele? man wollte sich 1995 eine pizza bestellen, das ging nur mit hinfahren oder anrufen. rief man an und die eine leitung, die der laden besaß, war besetzt, dann war das doof aber normal. man probierte es wieder und wieder und mit pech, dauerte es 15min, bis man durchkam. gen z kennt es nicht anders, als via app mit 2 knöpfen zu bestellen, ist die app aber aufgrund von serverwartung grade offline, greifen 8 von 10 gen z nicht zum telefon und rufen an, sondern nutzen stattdessen einen anderen dienst, weil mühe und frust über nicht sofortige verfügbarkeit um jeden preis vermieden werden müssen. das ist zumindest meine erfahrung.

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