Heute publizierte der Handelsverband.swiss seine Umsatzzahlen zum Schweizer Online-Versandhandel gemeinsam mit der GfK und der Schweizer Post. Basis ist eine direkte Erhebung bei den Händlern unter Berücksichtigung weiterer Messgrössen wie Versand- und Importstatistiken (Medienmitteilung als PDF).
Der Schweizer Onlinehandel mit Waren an Endkonsumenten (B2C) ist im vergangenen Jahr um 27.2% gesteigen und hat damit die Entwicklung von gut 3 Jahren in einem Jahr kompensiert. Dies entspricht einem Plus von CHF 2.8 Milliarden, das hauptsächlich durch inländische Verkäufe (.ch Domains) mit einem Wachstum von 32.5% getrieben wurde.
Bei den Auslandeinkäufen zeigt sich auch online eine Trendumkehr: Direkte Cross-Border Online-Einkäufe mit Lieferung in die Schweiz wachsen 2020 unterdurchschnittlich mit 5.0%.
Die CHF 13.1 Milliarden entsprechen dem Bestellwert von Schweizer Konsument*innen bei in- und ausländischen Onlineshops. Werden noch die Bestellungen hinzugerechnet, die aus der Schweiz bei internationalen Onlinehändlern bestellt und nur bis zu Abholstationen im grenznahen Ausland geliefert werden, dann erhöht sich der Umsatz nochmals um gut CHF 350 bis 450 Mio. Dies haben wir anders als in anderen Jahren in der Grafik nicht mehr berücksichtigt.
Entgegen was aktuell in der Politik und den Medien gerne kolportiert wird, hat der Detailhandel im vergangenen Jahr das beste Ergebnis seit Jahrzehnten erzielt! Erstmals verzeichnete dieser wieder ein Plus von 2.2% und legte um CHF 2 Milliarden zu, auch wenn dieses Wachstum komplett und mehr vom Onlinehandel bewältigt wurde.
Sicher beigetragen haben hierzu der stark zurückgegangene (stationäre) Auslandeinkauf wie auch die erhöhten Einkäufe im Bereich Food, die auf die Schliessung im Gastro-Bereich zurückzuführen sind.
Der Onlinehandel entwickelt sich weiterhin stark und wächst schneller als der Detailhandel. Die CHF 13.1 Milliarden Umsatz mit Waren welche die Schweizer Konsument*innen bestellt haben, teilen sie wie folgt auf:
- Inland: CHF 11 Milliarden bei Onlinehändlern, Plattformen und Marktplätzen in der Schweiz
- Ausland: CHF 2.1 Milliarden bei internationalen Anbietern
Hier bleibt anzumerken, dass Zalando.ch mit seinen geschätzten CHF 1’044 Mio. Umsatz 2020 als inländischer Onlinehändler gezählt wird.
Onlinewachstum wird durch inländische Händler getrieben
Zwar hat es sich bereits 2019 abgezeichnet, doch 2020 gab es eine deutliche Trendumkehr. Und gerade Corona hat gezeigt, dass Schweizer Konsument*innen verstärkt bei Schweizer Händlern einkaufen.
So sind die Verkäufe der inländischen Händler um satte 32.5% gestiegen wogegen die internationalen Player wie Amazon, Alibaba oder Wish gerademal nur 5% zulegen konnten.
Nachdem wir schon im Vorjahr ein unterdurchschnittliches Wachstum beim Online Auslandseinkauf feststellen konnten, hat sich dieser Trend 2020 fortgesetzt.
Der Schweizer Onlinehandel (inkl. Zalando.ch) hat sich deutliche Marktanteile zurückgeholt gegenüber den Anbietern aus dem Ausland.
Onlineanteile am Schweizer Detailhandel
Der Onlineanteil am Schweizer Detailhandel beläuft sich mit 11.8% für das vergangene Jahr erstmals über 10%. Differenziert sind es 3.5% bei Food & Near Food (Lebensmittel, Wein und Kaffee[-kapseln]) und 18.9% bei Non-Food:
Der Onlinehandel wächst infolge Corona und temporärem Shutdown ausserordentlich.
Der Onlineanteil Food springt 2020 dank den a.o. Faktoren von 2.8 % auf 3.5 %. Der Non Food Anteil Online beträgt neu 18.9 %.
Onlineanteile der grössten Sortimente
Wie bereits in den monatlichen Erhebungen des Distanzhandelsmonitors beobachtet werden konnte, haben Sortimente vor allem aus dem Bereich Home & Living wie auch Sport enorm zulegen können, wenn auch noch auf tieferem Niveau. Dasselbige gilt für den Bereich DIY/Garden.
Im Bereich Fashion & Shoes (29% Onlineanteil) wird schon bald jeder dritte Franken online ausgegeben. Und Heimelektronik konnte nochmals extrem zulegen auf einen Onlineanteil von 48% und nähert sich damit der 50% Marke als erster Sortimentsbereich.
Pureplayer legten auf hohem Niveau zu
Laut der Studie konnten die bereits grossen Online Pure Player auf hohem Niveau immer noch Wachstumsquoten von bis zu 50 % erzielen, wie beispielsweise Digite Galaxus im vergangenen Jahr.
Noch höhere prozentuale Wachstumsquoten haben laut Handelsverband.swiss und GfK Omni-Channel Händler im Onlinebereich erzielen können: Wachstumssprünge von 100% und mehr waren keine Seltenheit, diese Entwicklungen sind aber meistens auf viel tieferer Ausgangsbasis erfolgt und zeigen, wie viel Potential noch vorhanden ist.
Dem einen oder anderen ist es gelungen, die stationären Einbussen durch intelligente Verknüpfung der Touchpoints zu kompensieren.
Wie viel Onlineanteil rsp. Wachstum es wirklich braucht, haben wir in nebenstehender Grafik rsp. in diesem Beitrag mal mathemtaisch hergeleitet: Kaum Umsatz-Kompensation bei Omni-Channel Händlern während stationärem Shutdown.
Auslandeinkauf und Direktimporte stagnieren
Laut der Studie sind 2020 nur noch 30 Mio. Kleinwarensendungen in die Schweiz gelangt. Davon würden noch 19 Mio Sendungen aus dem Asiatischen Raum, insbesondere aus China, stammen.
Wohl gelangen 2020 immer noch rund 30 Mio. Kleinwarensendungen aus dem Ausland in die Schweiz, allerdings scheint der Wachstumstrend der Jahre 2015 bis 2017 endgültig gebrochen