European E-Commerce Report 2021 – Was drin steht, und was nicht

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Europe E-Commerce Report 2021 - Marktübersicht
Europe E-Commerce Report 2021 – Marktübersicht, Quelle: Europe E-Commerce Report 2021, S. 5

Die zwei grossen E-Commerce Associations EuroCommerce und ECommerce Europe haben in Zusammenarbeit mit der Uni Amsterdam und dem CMI HvA Center for Market Insights den Europe E-Commerce Report 2021 veröffentlicht. Die Associations hatten Zugriff auf 5 Millionen E-Commerce Firmen in 28 Ländern in Europa und haben Ergebnisse für 37 Länder in Europa präsentiert.

2020 – Geprägt von den Nachwehen der Covid 19 Pandemie

Europaweit wird rund 10-15% des Umsatzes online erwirtschaftet und der Online-Anteil ist immer noch stark wachsend mit Zuwachsraten von 10% im 2020. Nach dem enormen Plus im 2019 mit 14% Wachstumsrate, erwarten die Studienautoren fürs 2021 wieder Wachstumsraten in der Grössenordnung von 12%.

Die Schweiz – Führend in Europa Punkto Zuverlässigkeit der Logistik

In einem länderübergreifeden Report dürfen natürlich die Länger-Rankings nicht fehlen. Die Studienautoren untersuchten die „Maturität“ der Länder bezüglich E-Commerce anhand von Logistik-Infrastruktur Parmetern sowie allgemeinen „Ease of doing Business“ Indikatoren. Gleich dreimal führend ist Dänemark mit den führenden Positionen in den Bereichen „Ease of doing business“, „E-Government Development“ und „Environmental Performance“.

An zweiter Stelle folgt dann die Schweiz mit führenden Plätzen in den Bereichen „Universal Postal Union Reliability“ und „UNCTAD B2C E-commerce Index“, ein Index, der die „Readiness“ einer Volkswirtschaft für online Shopping misst. Weiter führend sind Deutschland („Logistics Performance Index“) und Schweden („Inclusive Internet Index“).

Ganz allgemein spiegelt auch dieser Report ein Nord-Süd- und ein West-Ost-Gefälle wider: Nordische Länder sind „weiter“ bezüglich E-Commerce als südliche Länder und westliche weiter als die Länder weiter im Osten.

Fun fact: Die Schweiz wird übrigens von der Studie in das Cluster „Eastern Europe“ gepackt.

Europe E-Commerce Report 2021 - Übersicht nach Region
Europe E-Commerce Report 2021 – Übersicht nach Region, Quelle: Europe E-Commerce Report 2021, S. 8

E-Commerce in der Schweiz 2020: Covid 19 und Nachhaltigkeit

Auch der Schweizer E-Commerce war 2020 von der Corona-Pandemie geprägt und besonders während des Lockdowns haben bestimmte Produkt-Kategorien wie DIY, Sport oder Home & Garden stark zugelegt. Auch hat das vermehrte Internet-Shoppen bei den Schweizerinnen und Schweizern dazu geführt, dass mehr mit Kreditkarte und weniger per Rechnung eingekauft wurde. Ebenfalls geboomt haben Lieferdienste für Essen, wenngleich dieser Boom in anderen Ländern stärker war: Die hiesigen hohen Lohnkosten machen da oft einen Strich durch den Business Plan.

Allgemein hat der Lockdown vor allem in den Kategorien Heim & Garten / Einrichtung zu einem Boom von Video-Beratung und online Verkauf geführt – bis hin zur bzw. über die  Kapazitätsgrenze der zum Teil innert weniger Wochen etablierten Webshops.

Ein weiteres vielbeachtetes Thema in der Schweiz sei die Nachhaltigkeit. Es werden Projekte für eine umweltfreundliche „Last Mile Delivery“ ausprobiert, es wird „ohne Verpackung“ verschickt und innovative Verpackungen bzw. wiederverwendbare Verpackungen werden getestet. Ein Thema, das auch in diesem Jahr aktuell bleiben wird.

Die grossen Trends

1. Omni-Channel

Unternehmen werden auch in Zukunft ihre Verkäufe kanalübergreifend anpacken müssen: Online und Offline muss Hand in Hand gehen für eine umfassende Customer Experience.

2. Kanalneutrale Regulatorien

Wenn Firmen den Kunden kanalneutral bedienen sollen, wäre es gut, die Politik würde auch keinen grossen Unterschied mehr machen zwischen Online- und Offline-Verkauf. Dass die Gesetzgebung den neuen Realitäten im Omni-Channel-Handel gerecht werden muss, beschreiben die Studienautoren als eine der Kernaufgaben der Regulatorien in den kommenden Jahren.

3. Nachhaltiger E-Commerce

E-Commerce kann oder muss sogar ein Treiber für eine nachhaltige Wirtschaft, ja vielleicht sogar für eine Kreislaufwirtschaft sein. Auch hier appellieren die Studienautoren (die ihr Geld mit Polit-Lobbying verdienen) wieder an die Politik, die entsprechende Gesetze rasch auf den Weg bringen sollen. Insbesondere kleinen Firmen soll Hand geboten werden um rasch auf die Digitalisierungs-Zug aufspringen und die nötigen Investments machen zu können.

Kein Thema mehr: GDPR und iOs14 Update

Was kaum Thema ist im vorliegenden Report ist das Thema Datenschutz, Persönlichkeitsrechte und so weiter. Gerade mal ein paar wenige Zeilen wird dem Thema gewidmet, bei den Reports über Deutschland und Norwegen; und natürlich wurde auch das Ablehnen der e-ID durchs Schweizer Stimmvolk kurz erwähnt. Es wird zwar in diesen Ländern erwähnt, dass Datenschutz ein „hot topic“ sei, aber erstaunlicherweise scheint es dies nicht zu sein für die Studienautoren.

Der deutsche Kommentator rechnet damit, dass die aktuell geltenden Gesetzen grosse Player favorisieren würden, weil da die Kunden fast zustimmen müssen – während sie bei kleinen Playern auf ihre Zustimmung zur Datennutzung verzichten. Dies führe dazu, dass die wichtigen Insights den grossen Playern vorbehalten bleiben. Was ja wohl nicht gerade das Ziel der Gesetzgebung war.

Ebenfalls kein Thema, jedenfalls kein konkretes, sind die „iOs 14 Updates“, die es den Kunden ermöglichen, ein Tracking vieler Daten auf ihrem Smartphone zu verhindern – und jeden Online Marketer zum Verzweifeln bringen. Auch dies dürfte der eher „theoretischen“ Urheberschaft der Studie geschuldet sein: Für Leute, die tagtäglich mit E-Commerce zu tun haben und Online-Marketing machen, für die sind diese Punkte äusserst relevant.

Eine Kurzfassung des ganzen Reports (111 Seiten) kann hier heruntergeladen werden.



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