Ist Social Commerce der neue E-Commerce?

1
1238

Für das vom HANDELSVERBAND.SWISS organisierte Webinar «How to do Social Commerce» durfte ich mir Gedanken über die Frage machen, ob Social Commerce der neue E-Commerce sei. Einen inhaltlichen Auszug aus dem Referat gibt es in diesem Beitrag.

Der Begriff Social Commerce ist ein Kofferwort aus Social und Commerce. Auf Wikipedia findet sich folgende Definition: Unter Social Commerce wird eine konkrete Ausprägung des elektronischen Handels (bzw. Electronic Commerce) verstanden, bei der die aktive Beteiligung der Kunden und die persönliche Beziehung sowie die Kommunikation der Kunden untereinander im Vordergrund stehen. Der Begriff wurde Ende des Jahres 2005 von Steve Rubel geprägt.

Social Commerce: Das Revival

Social Commerce ist nicht neu. Auch in unserem Blog finden sich zahlreiche ältere Beiträge dazu. In den letzten Jahren hat Social Commerce allerdings ein Revival erlebt. Drei Gründe für dieses Revival:

  • aufgrund von Covid-19 wurden die physischen sozialen Interaktionen stark eingeschränkt, was dazu geführt hat, dass andere Formen des Zusammenkommens und Interagierens entstanden sind bzw. stärker genutzt wurden (E-Meetings, Online-Events, Video-Shopping)
  • Die Nutzung von Social-Media-Plattformen hat weltweit zugenommen; gemäss einer Studie der IGEM (Interessensgemeinschaft elektronische Medien) nutzen in der Schweiz fast en Drittel der Befragten Facebook täglich (28 %), gefolgt von YouTube (26 %) und Instagram (22 %)
  • Social-Media-Plattformen, wie Facebook, Instagram, Snapchat, Pinterest und TikTok entwickeln sich immer weiter zu E-Commerce-Plattformen und bauen zunehmend native E-Commerce Funktionalitäten aus

Aus diesem letzten Grund wird im heutigen Diskurs mit Social Commerce oftmals nur der Verkauf über eine Social-Media-Plattform gemeint, wohingegen die oben aufgeführte und früher vorherrschende Definition weiter gefasst ist.

Social Commerce wird grosses Potenzial zugetraut: Gemäss einer Accenture Social Commerce Studie wird der weltweite Anteil E-Commerce-Umsätze über Soziale Plattformen an E-Commerce-Umsätzen von 10 % Anteil im 2022 (USD 492 Mrd.) auf 17 % im 2025 steigen.

Social Commerce ist wie Bummeln

Wo geht die Reise hin? Ist Social Commerce der neue E-Commerce. Unsere Antwort darauf lautet «Ja» und «Nein».

«Nein» im Sinne von: «Es wird nur noch über Social Media Plattformen verkauft werden». «Ja» im Sine von: «Händler sollten damit anfangen, wie Social Media Plattformen zu denken»

Shopping auf den Sozialen Plattformen kommt dem Shopping im Sinne von «Bummeln» aktuell am nächsten. Die Ziele der meisten E-Commerce-Plattformen sind vertriebs- und prozessorientiert. Bei vielen Onlineshops dreht sich immer noch alles nur um die Conversion; total durchoptimiert, möglichst ohne jegliche Ablenkung.

So darf es nicht bleiben, denn, wenn es nicht gerade um Toiletten-Papier oder Leuchtmittel geht, ist Shopping eben auch eine Form von Unterhaltung und dann steht ein Onlineshop in Konkurrenz mit Netflix, Instagram und Co.

Der Fokus von Onlinehändlern sollte also nicht nur darauf liegen, Produkte zu verkaufen, sondern Nutzer*innen Inspiration zu bieten, mit ihnen zu interagieren, sie zu unterhalten.

Unsere Empfehlung lautet deshalb, die Social-Media-Kanäle nicht nur als weiteren Verkaufskanal anzusehen, sondern ihnen strategische Bedeutung zukommen zu lassen und sich mit ihnen aktiv auseinanderzusetzen, um besser zu verstehen, mit welchen Features die Plattformen Unterhaltung, Interaktion und Inspiration bieten. Facebook und Instagram kennen Sie schon? Registrieren Sie sich auch auf TikTok und Snapchat und probieren Sie es aus.

Die Slides meines Referats «Ist Social Commerce der neue E-Commerce?» können hier heruntergeladen werden.

(Quelle Beitragsbild: Shopify)



1 KOMMENTAR

  1. Vieles von dem was unter dem Neuwort Social Commerce verkauft wird, kannten wir sogar schon aus der analogen Welt. Network Marketing. Auch dabei geht es zwar ums verkaufen, aber die Teilnehmer/innen versuchen über persönliche Bindung, die Theorie des Vertrauens und über Events (Tupperparties) für Umsatz sorgen. Genau wie im Social Commerce soll über das finden neuer Partner (Follower, Retweeter, Kommentierer …) ein Schneeballeffekt erzeugt werden. Beim Network Marketing haben die Partner noch die Chance selber Geld zu verdienen (und man mag das ganze Geschäftsmodell bewerten wie man will) im Social Commerce verdient die Community durch weiterleiten, oder liken der Nachricht o.ä. jedenfalls nichts. The Winner takes it all.

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Bitte fügen Sie ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie ihren Namen hier ein