«The Cube»: Erster Retail-as-a-Service-Store öffnet im Sihlcity

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Schon mal etwas von Retail as a Service (kurs RaaS) gehört? Das Modell hat vor einigen Jahren in den USA Aufsehen erregt mit dem erklärten Ziel, damit den Retail zu revolutionieren. Als Pionier im RaaS gilt das Start-up b8ta, das 2015 seinen ersten Store in Palo Alto eröffnete, zahlreiche weitere folgten.

Experience im Fokus

Doch was ist RaaS? Im RaaS-Modell erhalten Händler oder Marken gegen eine monatliche Gebühr eine Ladenfläche vom RaaS-Anbieter zur Verfügung gestellt, um dort ihre Produkte für einen bestimmten Zeitraum auszustellen. Um die Produktpräsentation, die Beratung vor Ort und alles Weitere, was mit dem stationären Kanal zu tun hat, kümmert sich der RaaS-Anbieter.

Dieses Retail-Geschäftsmodell ermöglicht es Händlern und Marken, schnell, unkompliziert und mit überschaubaren Investitionen einen Offline-Vertriebskanal zu nutzen, ohne diesen selbst aufbauen zu müssen. Anders als im klassischen Retail-Modell, steht im RaaS-Modell einzig die Experience im Fokus: Produkte sollen im Laden getestet und ausprobiert werden können, der Verkauf erfolgt aber meist nicht vor Ort, sondern über den Online-Kanal des Händlers/der Marke.

«The Cube»: Erstes Schweizer RaaS-Konzept wird eröffnet

Am kommenden Donnerstag, 5. Mai wird mit «The Cube» im Einkaufszentrum Sihlcity ein solches RaaS-Konzept auf 200 m2 Fläche eröffnet, das nach unserem Kenntnisstand in der Schweiz einzigartig ist. Auch im The Cube können Händler und Brands ihre Produkte gegen eine monatliche Gebühr auf einer definierten Fläche ausstellen. Hier können und sollen Kund*innen die ausgestellten Produkte anfassen und ausprobieren; kaufen können sie diese aber nicht.

Wie bei RaaS üblich, steht auch für The Cube, das sich selbst als Showroom-Konzept bezeichnet, die Experience an erster Stelle. Das Ladendesign wurde dem Geschäftsmodell entsprechend gestaltet: Schwarze Decke, schwarzer Boden, helles Holz. Am Immersive-Screen können Flugsimulationen getestet, Image-Filme oder digitale Kunst (NFTs) gezeigt werden.

Offline beraten, online verkaufen

Bespielt ist die Fläche mit vielseitig einsetzbaren Holzwürfeln. Alles ist schlicht und elegant und so gewählt, dass den Hauptakteuren, also den ausgestellten Produkten, die grösste Aufmerksamkeit zuteil wird: Auf einem Holzwürfel steht das Produkt, auf dem anderen daneben jeweils ein Bildschirm, auf dem der Kunde weitere Informationen findet.

Ein auf dem Screen angezeigter QR-Code führt jeweils auf den Verkaufskanal der Marke oder des von der Marke bevorzugten Distributors, wo das Produkt online gekauft werden kann. Ebenso gibt es auf dem Screen die Möglichkeit, das Produkt zu bewerten. Betreut wird die Fläche nicht von Verkäufer*innen – denn verkauft wird ja nichts –, sondern von Berater*innen.

Produkte werden im The Cube auf Holzwürfeln (linke Seite) präsentiert; jeweils rechts davon der Bildschirm mit verschiedenen Informationen, Bewertungsmöglichkeiten und dem QR-Code zum Online-Verkaufskanal.

Grosses Interesse bei Brands

Hinter The Cube steht Wincasa. Christian Bliggenstorfer, der beim Immobiliendienstleister als Projektleiter Solutions & Innovations arbeitet, ist dessen Initiator. Er sagt, dass das Interesse am Konzept bei zahlreichen Schweizer Händlern und Marken riesig sei. Spannend ist auch, dass neben Akteuren aus dem Handel auch andere Branchen Interesse bekundet hätten, wie beispielsweise Tourismusverbände und -Destinationen.

Unter den ersten Brands und Produkten, die ab 5. Mai im The Cube bestaunt werden können, sind etwa Babboe (niederländischer Hersteller von E-Lastenbikes), Microlino, das neue Zweiplätzer-Elektroauto von Micro, Loewe, Geberit, Quooker, NORT oder Mitipi stellen Produkte aus. Mit Ochsner Sport ist gar ein Händler vertreten, der den Kundinnen von The Cube direkt anbietet, die ausgestellten Produkte via Click-and-Collect in der Ochsner-Filiale, die sich ebenso im Sihlcity befindet, abzuholen.

Keine Garantie auf Erfolg

The Cube ist ein spannendes Konzept, das durchaus Potenzial hat, auf breiten Anklang sowohl auf Käufer- als auch auf Anbieter-Seite zu stossen. Doch eine Garantie auf Erfolg hat The Cube trotz innovativer Geschäftsidee natürlich nicht. Zwar trifft sie den Zeitgeist und die Kundenbedürfnisse, doch andere Einflüsse sind nicht zu unterschätzen.

Dies hat auch das Anfangs erwähnte Start-up b8ta erleben müssen: Mitte Februar 2022 hat das Start-up nach 7 Jahren  alle seine Läden geschlossen. Als Grund dafür wurde der drastische Rückgang der Besucherzahlen aufgrund der COVID-19-Pandemie genannt sowie die zu hohen Sicherheitskosten aufgrund von Ladendiebstahl sowie zahlreichen Überfällen.

Wird es Christian Bliggenstorfer und seinem Team gelingen, The Cube zu einem erfolgreichen RaaS-Format in der Schweiz zu etablieren? Wir sind gespannt auf die Eröffnung am 5. Mai und beobachten die weiteren Entwicklungen.

(Beitragsbild: b8ta Store – Quelle: b8ta)



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