Carpathia goes K5: Unsere Insights und Eindrücke

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Das Carpathia-Team besuchte vergangene Woche die K5 Future Retail Conference in Berlin. An der K5 Konferenz trifft sich jährlich die digitale Handelsszene aus Deutschland und dem deutschsprachigen Raum, um über aktuellste Entwicklungen zu diskutieren und sich auszutauschen. Dieses Jahr feierte die Konferenz ihr 10-jähriges Jubiläum.

Unsere Eindrücke und Insights aus den Programmpunkten, die wir besuchten, haben wir zusammen als Team für Sie, liebe Leserinnen und Leser, in diesem Beitrag zum Nachlesen festgehalten. Das gesamte Programm der K5 Konferenz in der Übersicht ist hier zu finden.

The State of Online Retail 2022: Eine Branche im Ausnahmezustand. Wo stehen wir? Und worauf kommt’s jetzt an? Keynote von Jochen Krisch

Programmpunkt vom Mittwoch, 29. Juni, 10:30 – 11:00 Uhr auf der Future Retail Stage

Zur Eröffnung ordnet Branchen-Experte Jochen Krisch, Gründer der K5 Konferenz und des excitingcommerce Blogs, die aktuellen Entwicklungen im E-Commerce ein.

Dabei geht er zuerst auf die verschiedenen Dekaden, angefangen bei den Nullerjahren mit der Dotcom-Blase und der Finanzkrise, über die 2010er-Jahre, die er als «Jahre des Wachstums, der Plattformen und des Aufstiegs Chinas» beschreibt, bis zu den aktuellen und speziellen 2020er-Jahren, wobei das Jahr 2020 herausfordernd war, das Jahr 2021 für alle sehr gut und das Jahr 2022 bisher geprägt von Unsicherheiten.

Jochen Krisch plädiert dafür, die in den letzten Jahren gewonnene Selbstsicherheit nicht aufzugeben. Seine Faustregel für den Online-Handel lautet: Nur wer seit 2019 weniger als 50 % zugelegt hat, sollte sich ernsthaft Gedanken machen, was in der Corona-Zeit schief gelaufen ist. Wer gegenüber 2019 um 75–100 % gewachsen sei, habe einen guten Job gemacht und liege im grünen Bereich.

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Faustregel für den Onlinehandel von Jochen Krisch — Quelle: excitingcommerce / K5 Konferenz

Ganz kurz geht Jochen Krisch auch auf das Thema M&A Opportunity ein: Die aktuelle Wirtschafslage bietet die ideale Gelegenheit für den Online-Handel, sich zu verstärken und/oder für anorganisches Wachstum zu sorgen. Die Bewertungen sind sehr tief und der Kapitalzugang ist erschwert. «Wer strategisch weiss, was er will, kann sich jetzt gut verstärken. Es bieten sich eine Menge Übernahmemöglichkeiten zu Schnäppchenpreisen», so der Branchen-Experte.

Fashion – Fashion Commerce zwischen Creator Economy, Inspirational Commerce, Sustainabililty & Metaverse

Programmpunkt vom Mittwoch, 29. Juni, 11:30 – 13:00 Uhr auf der Future Retail Stage

Den Auftakt zur Fashion-Session macht Tarek Müller, Mitgründer und Geschäftsführer des Hamburger Onlinemodehändlers ABOUT YOU. ABOUT YOU ist in den letzten Jahren stark gewachsen und mittlerweile in 26 Ländern aktiv. Das Unternehmen sieht seine strategische Positionierung im «Discovering Fashion» und spricht dabei von der dritten E-Commerce-Generation. Tarek Müller versteht darunter den engen Einbezug von Influencern und Promis für die Vermarktung und Kreation exklusiver Designlinien sowie ein starkes Storytelling digital aber auch mit physischen Events, was letztendlich zu einer wertvollen Brand Community führt.

Facts & Figures zu den Differenzierungspfeilern (Discovery Fashion) von ABOUT YOU — Quelle: ABOUT YOU/ K5 Konferenz

In Erinnerung bleibt uns zudem die Überzeugung von Tarek Müller, dass zukünftig Influencer verstärkt zu Mode- und Designschöpfer*innen werden zu Lasten grosser Fashion-Corporates und mittelmässiger Designer. Lena Gercke, Gewinnerin der ersten Staffel von Germany’s Next Topmodel, ist ein solches Beispiel und steht auf der Bühne Rede und Antwort zu den Erfolgsfaktoren des mit ABOUT YOU gegründeten Fashionlabels LeGer.

Ebenfalls interessant ist der Auftritt von Kerry Murphy des Digital Fashion Houses The Fabricant. The Fabricant ist eine Plattform für die Kreation und den Handel von ausschliesslich digitalen NFT-gestützten Bekleidungsstücken. Als Gründer des Unternehmens ist Kerry Murphy selbstverständlich von seinem Geschäftsmodell überzeugt, was ihn zu einer durchaus steilen These verleiten lässt:

PhYsical Fashion will be obsolet in 2025.

Murphy meint damit die physische Bekleidung in ihrer Funktion des Ausdrucks der eigenen Identität und des Charakters. Dieser Aspekt der Mode werde sich in digitale Communities und Social Media verlagern, da dort die Auswahl, Verfügbarkeit und Sichtbarkeit enorm viel grösser sein werden und die ökologischen und sozialen Probleme der physischen Bekleidungsproduktion nicht anfallen.

Zum Schluss der Session treten Maria Spilka von Mädchenflohmarkt, Cécile Wickmann von REBELLE, Linda Ahrens von unown und Carmen Jenny von CLOTHESfriends auf die Bühne. Sie alle sind mit ihren Startups im Bereich der Sharing & Circular Economy tätig und sehen grosses Potenzial im Zuge des Trends zu mehr Nachhaltigkeit in der Modeindustrie. Im Gegensatz zu den vielen gescheiterten Sharing Economy Geschäftsmodellen im Bereich von Alltagsgegenständen sind sie auch von der ökonomischen Nachhaltigkeit überzeugt dank hohen Warenkörben, dem Einbezug von Influencern und managed Platform-Services für eine hohe UX und Kunden-Convenience.

Startup Pitches: Vytal / Ivy / Keepoala / yamuntu / VESOIR / fraud0

Programmpunkt vom Mittwoch, 29. Juni, 13:00 – 14:30 Uhr auf der dotSource Stage

Auch Startups haben die Möglichkeit bekommen ihre innovativen Ansätze zu pitchen. Vorstellen durften sich Vyal, Ivy, Keepoala, yamuntu, VESOIR und fraud0. Die zwei Sartups Ivy und fraud0 sind uns besonders in Erinnerung geblieben, deshalb möchten wir mit den kommenden Zeilen kurz auf diese zwei jungen Unternehmen eingehen.

Ivy – Klimaschutz mit jeder Transaktion

Ivy kann von Shopbetreibern als Zahlungsart hinzugefügt werden. Bei jeder Transaktion über Ivy werden Umweltschutzprojekte unterstützt. Dabei kann aus einem Portfolio von regionalen oder internationalen Projekten gewählt werden. Für die Kundschaft entstehen durch die Verwendung von Ivy keine zusätzlichen Kosten. Das Revolutionäre hinter Ivy: Auch als Shopbetreiber sparen sie. Wie geht das?

Ivy nutzt die Entwicklung von Open Banking. Beim Open Banking werden Banken dazu verpflichtet die Bankkonten über API für Anwendungen von Drittanbietern zugänglich zu machen. Konkret bedeutet das, dass beispielsweise Kreditkartenanbieter umgangen werden können. Ivy erklärt das folgendermassen:

Jeder gewinnt. Ausser die Kreditkarten-Unternehmen. Wenn du online mit Paypal oder Kreditkarte bezahlst, müssen Shops für die Zahlungsabwicklung hohe Gebühren bezahlen. Wenn du mit deiner Bank bezahlst, vermeiden Shops diese Gebühren. Mit Ivy nutzen sie dann diese Einsparungen, um mit jedem Kauf etwas an die Umwelt zurückzugeben.

fraud0 – Blockieren von fake und low-quality Traffic

Fake und low-quality Traffic kosten Advertiser bis zu 16 % des Werbebudgets. Fraud0 erkennt unerwünschten Traffic auf Werbekanälen wie Google Ads, Facebook, YouTube, Instagram und vielen weiteren und blockiert diesen Traffic. Dadurch kann die Performance der Kampagnen erhöht werden.

Fraud0 stellt also sicher, dass nur für Werbung bezahlt wird, die von echten und konvertierenden «menschlichen» Usern gesehen und geklickt wird. Dadurch sollen die Marketing-Ausgaben optimiert und der ROAS und CPA erhöht werden.

Wie fraud0 funktioniert und wie einfach die Verwendung ist finden Sie hier.

Food & Delivery: Quick Commerce vs. Wocheneinkauf – Niemand hat Lust im Supermarkt einzukaufen

Programmpunkt vom Mittwoch, 29. Juni, 14:30 – 16:00 Uhr auf der Future Retail Stage

Mark Hübner, Group Chief Commercial Officer von Rohlik Group, beleuchtet die Produktstrategie der Rohlik Gruppe, die mit knuspr.de und gurkelr.at in der DACH-Region aktiv ist. Der E-Grocery-Retailer setzt stark auf spezielle Sortimente: So wird das Ziel verfolgt, dass die Hälfte der Produkte qualitativ hochwertig und einzigartig ist. Das heisst Produkte, die sonst online nicht erhältlich sind.

Mit dieser Sortimentsstrategie erinnert Rohlik an den Schweizer Online-Hofladen Farmy. Denn auch Farmy setzt auf ein Sortiment, das in der Regel online nicht erhältlich ist. Aktuell listet das Unternehmen gut 8’000 Produkte, die auf rund 12’000 erweitert werden sollen, so Tobias Schubert, Co-CEO & Co-Founder von Farmy. Dies, damit es für den Kunden keinen Grund (mehr) gibt, Lebensmittel an einem anderen Ort zu kaufen als bei Farmy.

Adrian Frenzel, Chief Operating Officer von Gorillas, beeindruckt mit ein paar Kennzahlen zu Gorillas. Besonders geblieben sind diese zwei: In der App ist die Conversion-Rate höher als 25 Prozent und jeder zweite Kunde kauft Bio.

Beim Thema Quick-Commerce winkt Katrin Tschannen, CEO von Migros Online, ab: In der Schweiz sei dieses Geschäftsmodell nur schwer möglich, da am Sonntag per se nicht gepickt werden darf wegen der Arbeitsgesetze. Auch die Lohnkosten seien viel höher als im benachbarten Ausland. Zudem ist der Adressatenkreis von Migros Online ein ganz anderer: Die Migros adressiert primär Familien, die ihren Wocheneinkauf tätigen.

Marktplatz, Plattform oder Go Home?!

Programmpunkt vom Donnerstag, 30. Juni, 14:00 – 15:30 Uhr auf der Future Retail Stage

Bei der Marktplatz-Session waren in einem Slot MissPompadour, Snocks und Wiesemann auf der Bühne. Wer von diesen drei Marken noch nie etwas gehört hat, sollte sich einmal mit ihnen und deren Onlineshops auseinandersetzen. Sie alle bedienen eine interessante Nische sowie einen modernen Onlineshop-Auftritt, der ihre Zielgruppe optimal anspricht. Mit Johannes Kliesch (Snocks), Manuel Siskowski (Wiesemann) und Erik Reintjes (MissPompadour) diskutierten Alexander Graf (Spryker) und Marcel Brindöpke (heyconnect) über deren Amazon-Strategie. Davon haben wir folgende interessante Insights mitgenommen:

Grundsätzlich waren alle Panel-Teilnehmenden der Meinung, dass Amazon als weiteren Vertriebskanal unbedingt genutzt werden sollte, ganz nach dem Credo: Wir müssen dort sein, wo unsere Kund*innen sind.

Gerade bei Wiesemann ist es so, dass ihre Produkte (wie Hammer, Ratschen, Schraubenschlüssel) vorwiegend auf Amazon gesucht und gekauft werden. Daher bleibt Wiesemann keine Wahl, als seine Produkte dort zu verkaufen. Damit Menschen aber trotzdem Wiesemanns Onlineshop besuchen und ihre E-Mail-Adresse hinterlassen, stellen sie ihrer Community dort 3D-Druck-Modelle von für Werkzeugständer kostenlos zum Download bereit. Besonders spannend: Jeder vierte Kunde nutzt dieses Angebot. So klappt es dann auch mit der Customer Ownership.

Wiesemann bietet in seinem Onlineshop 3D-Druck-Modelle für Werkzeugständer kostenlos zum Download an — Quelle: Screenshot von wiesemann1893.com

MissPompadour wiederum verkauft sein Hauptprodukt (Farbe zum Streichen von Möbeln, Wänden und Fliesen) nicht bei Amazon, weil dies sehr beratungsintensiv ist und sie ihre Kundinnen im eigenen Onlineshop besser unterstützen können. Jedoch bieten sie Maler-Zubehör, wie Pinsel oder Rollen, auf Amazon an.

Was die Socken- und Unterwäsche-Marke Snocks angeht, ist spannend, dass sie einmal als Amazon FBA-Seller im 2016 starteten, inzwischen aber 60–65 % über den eigenen Onlineshop (D2C) umsetzen, dann noch circa 15 % über andere Plattformen, wie AboutYou, Zalando und Otto, und nur noch rund 20 % über Amazon.

Aufzeichnungen ab nächster Woche im K5 KLUB

Die Programmpunkte der K5 stehen übrigens ab dem 6. Juli als Aufzeichnungen im K5 KLUB zur Verfügung. Alle Teilnehmenden der K5 erhalten mit ihrer hinterlegten E-Mail-Adresse vom Ticketkauf automatisch Zugriff auf alle Videos.



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