Secondhand-Fashion-Händler Kidis neu mit Resale-as-a-Service-Programm

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Diese Woche hat Kidis, der Onlineshop für hochwertige Secondhand-Kinderkleider, einen neuen Service lanciert: Make Fashion Circular (mehr Infos dazu hier).

Dabei handelt es sich um ein Rücknahmeprogramm von gebrauchter Ware für Hersteller und Händler: Kidis übernimmt für andere Unternehmen die Warenkontrolle, Kundenkommunikation, Preisgestaltung, Datenaufbereitung (Produktshooting, Produkttitel, Beschreibung etc.), Verkauf im Kidis-Onlineshop sowie das Fulfillment.

Komplexe Rückkauf-Prozesse

Als erster Partner für diesen Service hat Kidis den Schweizer Händler Stadtlandkind, ein Schweizer Onlineshop für nachhaltige Kindermode, Spielsachen & Design, gewinnen können. Konkret kann nun Stadtlandkind seinen Kund*innen anbieten, ihre gebrauchte, bei ihnen gekaufte Ware einzuschicken. Nach der Qualitätskontrolle der Produkte durch Kidis erhalten sie einen Gutschein von Stadtlandkind als Bezahlung für diese.

So kann Stadtlandkind seinen Kund*innen einen Rückkauf-Service anbieten und sich nachhaltig positionieren, ohne diesen sehr komplexen Prozess (Warenkontrolle usw.) selbst aufbauen zu müssen. Zudem ist mit der Auszahlung über einen Gutschein sichergestellt, dass der ausbezahlte Betrag (oder zumindest ein Teil davon) wieder bei Stadtlandkind ausgegeben wird, was die Kundenbindung erhöht.

Grösseres Sortiment und Einkaufskosten reduziert

Für Kidis wiederum bietet die Kooperation den Vorteil, dass sie damit ihre Reichweite erhöhen sowie ihren Kund*innen ein noch grösseres und attraktiveres Sortiment anbieten können. Des Weiteren werden die Einkaufskosten von Kidis mit diesem Service reduziert, da Kidis mit folgendem Erlösmodell für den Service arbeitet: Der Partner bezahlt für Kidis‘ Service grundsätzlich keine fixen Kosten. Er subventioniert allerdings die Gutscheine, die Kidis nach der Kleiderabnahme ausstellt, sprich, wenn einer Stadtlandkind-Kundin ein Gutschein ausgestellt wird, wird ein Teil davon von Stadtlandkind bezahlt.

Nach Stadtlandkind hätten bereits weitere Händler und Hersteller Interesse bekundet, unter anderem ein internationaler Hersteller für Winter/Outdoor-Kinderbekleidung. Da Kidis die eingekaufte Kleidung auf der eigenen Plattform anbietet, müssen die Partner zu Kidis passen, so sollten sie gemäss Geschäftsführerin Adriana Blasi zumindest ein nachhaltiges (Teil-)Sortiment haben oder/und zumindest eine nachhaltige Philosophie verfolgen (bspw. Co2 Reduktion,…).

Vom Händler zum Lösungsanbieter

Mit diesem Service möchte sich Kidis als kompetenter Partner im Bereich Second-Hand-Modehandel positionieren. Nachdem sie gemäss Adriana Blasi in den letzten Jahren viel an ihren internen Prozessen gearbeitet hatten, um diese möglichst effizient gestalten zu können, machen sie jetzt den spannenden Schritt vom reinen Secondhand-Onlinehändler zum Lösungsanbieter für diesen Markt, was mittel- oder langfristig eine Pivotierung des Geschäftsmodells hin zum Resale-as-a-Service-Modell bedeuten könnte.

ThredUp und andere machen es vor

Bekanntes «Vorbild» dürfte hier (neben anderen, wie Trove, Vestiaire Collective) das US-amerikanische Unternehmen ThredUp sein:

«ThredUp allows fashion brands and retailers to expand their business model to sell new and gently used items to serve the growing legion of conscientious consumers who want to save money and play a part in helping the environment.» (Quelle: Forbes 2022)

Deren RaaS (=Resale-as-a-Service-Modell) umfasst nachfolgende Leistungen, wobei sich Kidis‘ neuer Service nur darin unterscheidet, dass sie (noch) keinen Onlineshop für ihre Partner betreiben:

ThredUps RaaS-Modell — Quelle: ThredUp

Secondhand-Bekleidung: Sparpotenzial und Nachhaltigkeit

Zahlen aus aktuellen Studien zeigen mehr Dynamik im Secondhand-Bekleidungsmarkt: Eine im Mai 2022 durchgeführte repräsentative Online-Befragung von GfK in der Deutsch- und Westschweiz zeigt: «[…] die Bereiche Refurbished und Second-Hand erfahren derzeit eine erhöhte Nachfrage. Vor allem jüngere Konsumenten und Befragte aus grösseren Haushaltungen mit mehreren Kindern suchen verstärkt nach Produkten aus den Bereichen Refurbished und Second-Hand. Besonders stark nachgefragt sind Bekleidung und Schuhe […]».

Gemäss einer anderen Studie von ThredUp zusammen mit GlobalData wird der globale Secondhand-Bekleidungsmarkt bis 2026 voraussichtlich um 127 Prozent wachsen – mehr als dreimal schneller als der globale Bekleidungsmarkt insgesamt.

Neben dem Sparpotenzial, das Konsument*innen dank Second-hand-Kauf sicherlich sehen, spielt auch der Nachhaltigkeitsgedanke eine Rolle, denn die Fashion Industrie trägt aufgrund ihrer langen Lieferketten und energieintensiven Produktion zu ca. 10 % der weltweiten Treibhausgasemissionen bei. Die Industrie verbraucht damit mehr Energie als die Luft- und Schifffahrtsindustrie zusammen.

Ob und wie stark solche Recommerce-Services zunehmend von den Konsument*innen und schliesslich auch von den Fashion-Unternehmen nachgefragt werden, wird sich zeigen. Im Sinne der Nachhaltigkeit bleibt dies zu hoffen. Paradoxerweise erreicht die Autorin dieses Beitrags zum Zeitpunkt, zu dem sie den Artikel verfasst, die Nachricht, dass sich der Ultra-Fast-Fashion-Händler mit C2M-Modell Shein mit seiner Pop-up-Store-Strategie in Europa ausbreitet – offenbar mit grossem Erfolg.



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