Mit einigen ausgewählten Zitaten lassen wir das Digital Commerce Jahr 2022 Revue passieren.
Zalando führt Versandkosten für den Langstreckenversand ein und tritt damit einige Reaktionen im Schweizer Markt los. So setzt Steg Electronics einen Gegentrend zu den immer stärker steigenden Anforderungen an die Lieferungen. Dies mittels Lieferoption «STEG Prime Relaxed». Malte Polzin, damaliger Geschäftsführer der PCP.com Gruppe, schreibt dazu:
Es ist schon verrückt, dass die Lieferung immer schneller und immer billiger erfolgen muss. Billig? Nein, gratis!!
Durch Corona profitierte in den letzten Jahren der Onlinehandel. Dass dies nicht immer so bleiben wird, zeigen die Entwicklungen, die von Patrick Kessler, Geschäftsführer des Handelsverband.swiss, wie folgt kommentiert werden:
Der Handel hat die letzten zwei Jahre eine grosse Welle surfen dürfen und in vielen Sortimenten von Corona profitiert. Irgendwann muss man wieder aufs Brett steigen und paddeln – «immer nur die Welle reiten» existiert leider nur im Traum.
About You wagt den Einstieg ins Metaverse mit der Plattform Hypewear. Der digitale Fashion Store soll es Fashion-Fans ermöglichen, Fashion-NFTs auch ohne Krypto-Wissen zu kaufen. Die digitalen Kleidungsstücke können dann insofern in die reale Welt transportiert werden, als dass Kund*innen ein Foto auf Hypewear hochladen, mit einem digitalen Fitting auf ihren Körper anpassen und dies dann auf ihren Social-Media-Kanälen teilen. Julian Jansen, Director Content von About You, teilt seine Vorstellungen von der Zukunft:
Wir denken, dass in der Zukunft die meisten physische Fashion Teile auch als Digital Fashion Items in unserer Wallet zu finden sind.
Quick-Commerce-Anbieter haben es auch in der Schweiz schwer, weshalb einige Anbieter ihre Gebiete verkleinern oder die Expansion stoppen, wie etwa Migrolino sein Hey Migrolino oder vor kurzem Valora sein Avec Now. Die Gründe dafür analysiert David Morant, Senior Digital Business Consultant bei Carpathia.
Vergleichsweise hohe Lohnkosten (Logistik), tiefe Margen und fehlende dicht besiedelte Grossstädte machen ein schnelles profitables Wachstum unmöglich.
Dass es viel Durchhaltewillen benötigt, um zu den Besten zu gehören, verdeutlicht Gunter Dueck, Philosoph, Mathematiker und Autor, an der diesjährigen SCORE! – Swiss Conference for Retail and E-Commerce mit einer Marathon-Metapher:
Wer zur Spitze aufschliessen will, muss eine Zeit lang schneller laufen als die Führenden.
Die aktuelle Wirtschaftslage bietet die ideale Gelegenheit für den Onlinehandel, sich zu verstärken und/oder für anorganisches Wachstum zu sorgen. Die sich bietenden Möglichkeiten bringt E-Commerce-Experte Jochen Krisch an der K5 auf den Punkt:
Wer strategisch weiss, was er will, kann sich jetzt gut verstärken. Es bieten sich eine Menge Übernahmemöglichkeiten zu Schnäppchenpreisen.
Die zwei Kreislaufwirtschafts-Unternehmen Revendo und Loopia (ehemals Thingsy) geben eine strategische Partnerschaft bekannt. Dadurch soll der Weg zu einer nachhaltigen Wirtschaft beschleunigt werden, erklärt Aurel Greiner, CEO von Revendo.
Loopia mit Revendo hilft Gerätebesitzern den Wert ihrer Geräte zu erkennen und somit frühzeitig auf das zweite Leben ihrer Smartphones hinzuweisen. So beschleunigen wir die Kreislaufwirtschaft und können das Umdenken zu einer nachhaltigen Wirtschaft gemeinsam verbreiten.
Das Schweizer Warenhaus Globus, das jetzt zur österreichischen Signa-Gruppe gehört, positioniert sich neu im Luxus- und Premium-Bereich. Ziel ist, mit einer Marktplatzstrategie ein «Luxus-Zalando» zu werden, wie das NZZ-Magazin titelt. Franco Savastano, CEO von Globus, meint zu der neuen Strategie:
Wer im physischen Globus nicht den richtigen Lippenstift findet, findet ihn online.
Gegen Jahresende häufen sich die Meldungen von jüngeren Unternehmen, welche Crowd-Investing anbieten. Farmy setzt auf diese Finanzierungsmethode, aber auch Nikin greift darauf zurück. Martin Egli, Senior Digital Business Consultant bei Carpathia, analysiert den Schritt zum Crowd-Investing von Farmy:
Wie andere Wachstumsunternehmen spürt Farmy wohl den eisigen Wind an den Kapitalmärkten und dass es schwieriger geworden ist, Grossinvestoren für eine langfristige ROI-Story zu überzeugen.
Ebenfalls haben stationäre Unternehmen zu kämpfen. Dies auch wegen den veränderten Konsumgewohnheiten (sprich: Onlineshopping) der Kund*innen. Bata kündigte im August die Schliessung aller Filialen in der Deutschschweiz an, im Dezember wird bekannt, dass Vögele Shoes auf Jahresende den Betrieb einstellt. Exemplarisch hier ein Zitat aus einem internen Schreiben von GameStop, der die Schliessung aller Schweizer Filialen per Anfang 2023 ankündigt.
GameStop Schweiz GmbH beabsichtigt, das Geschäft in der ganzen Schweiz aus strategischen Gründen aufzugeben, dies da die Rentabilität der physischen Geschäfte im Elektronik- und Videospielebereich immer mehr abnimmt und der Trend zu Download- und Streaming-Angeboten anhält.