Farmy – Umsatzrückgang und Entlassungen im Geschäftsjahr 2022: Das steckt dahinter

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Farmy hat heute den Umsatz vom Geschäftsjahr 2022 kommuniziert. Mit CHF 31 Mio. fällt dieser leicht unter den Vorjahresumsatz von CHF 32 Mio (-3%). In wirtschaftlich schwierigen Zeiten würden Konsument*innen vermehrt auf das Portemonnaie statt auf teurere Bio-Lebensmittel schauen, gemäss dem Zürcher Onlinehofladen. Trotz dieses Dämpfers ist der Umsatz weiterhin dreimal so hoch als im Vorcoronajahr 2019.

Farmy Umsatz 2022
Farmy Umsatz 2019 bis 2022 (Quelle: Farmy)

Das Unternehmen hat den Fokus aufgrund der allgemeinen Wirtschaftslage von Wachstum auf Profitabilität verschoben. Um diese zu erhöhen bzw. im 2024 zu erreichen, wurden Personalkosten reduziert, was zum Abbau von rund 30% der Mitarbeitenden führte. Zuvor dürften rund 220 Personen für Farmy gearbeitet haben. Ein radikaler Eingriff, der den Ernst der Liquiditätslage deutlich zum Vorschein bringt und die Romantik der kürzlich durchgeführten Crowdfunding-Kampagne verblassen lässt.

Hier stellt sich die Frage, wie sich diese Entwicklung auf die ambitionierten Wachstumsziele auswirkt. Dazu Roman Hartmann, Co-Geschäftsführer und Co-Gründer:

Wir mussten unsere Wachstumsziele eindämpfen, da die Investoren heutzutage sehr vorsichtig sind und nicht mehr ausschliesslich auf Wachstum setzen, sondern eher auf Profitabilität. Wir planen bis 2026 die 100 Mio. zu knacken und wir denken, dass wir auf Kurs sind und es schaffen können.

Im Sinne der Profitabilität hat Farmy zudem einen Mindermengenzuschlag auf Bestellungen unter CHF 100 eingeführt und fokussiert die Marketinganstrengungen auf grössere Warenkörben und höhere Bestellfrequenzen, speziell auf Familien mit Kindern. Marketingmassnahmen für die breite Kundenakquise sowie für das Branding wurden eingeschränkt. Vor diesem Hintergrund sind die angepeilten CHF 100 Mio. im 2026 äusserst ambitiös und nur mit mehreren weiteren Finanzierungsrunden stemmbar.

Neben den genannten Sparmassnahmen hat Farmy im vergangenen Jahr auch einige Erfolge verzeichnet. Es hat seine B Corp-Zertifizierung mit überdurchschnittlichen 103.6 Punkten erhalten, den Alnatura Online-Shop in Deutschland gelauncht und das Start-Up Blumenpost übernommen. Auch das Crowdinvesting scheint erfolgreich gewesen zu sein. Der Verkauf von neuen Farmy-Aktien spülte innerhalb weniger Wochen dringend benötigte CHF 4.2 Mio. ein – vorwiegend von treuen Farmy Kund*innen sowie Produzent*innen. Der im Anschluss auf der Website der Firma Aktionariat angezeigte Firmenwert von knapp CHF 70 Mio. ist jedoch wohl eher Wunschdenken.

Vielversprechend dürfte hingegen der Ausbau von Farmy Solutions sein. Damit baut sich Farmy international ein zweites Standbein als IT-Dienstleister auf, ähnlich wie dies About You mit Scayle tut. Nach dem erfolgreichen Launch des Pilots von Alnatura Super Natur Markt Online in Berlin im Juni 2022, wurde der Lieferdienst im August auf weitere Berliner Märkte sowie Frankfurt am Main ausgeweitet. Laut Roman Hartmann entwickelt sich Farmy Solutions sehr gut und entsprechend den Erwartungen und ermöglicht es somit weiter in die IT-Kompetenz zu investieren.



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