Wie stets zu Jahresbeginn, hat die Credit Suisse ihren Retail Outlook veröffentlicht. Im Fokus der diesjährigen Studie steht der Arbeitskräftemangel, welcher dem Detailhandel zusetzt.
Den Retail Outlook beleuchten wir in einer dreiteiligen Serie. Im ersten Beitrag haben wir einen Rückblick auf das Jahr 2022 sowie einen Ausblick 2023 gegeben, in diesem zweiten Teil fokussieren wir auf die Gründe der Mitarbeitendenfluktuation. Im dritten Teil werden wir uns auf Massnahmen zur Mitarbeitendengewinnung und -bindung konzentrieren.
Weniger Ein- als Austritte
Der Hauptgrund für den Fachkräftemangel im Detailhandel sieht der Retail Outlook darin, dass mehr Arbeitskräfte die Branche verlassen als dass neue eintreten. Besonders gravierend dabei sei, dass auf Stufe der Berufslehre Eintritte in die Branche fehlen. Denn die Detailhandelsbranche ist ein eigentlich wichtiger Ausbildner. Traditionell ist die Anzahl der Lernenden an der Gesamtbeschäftigung höher als in der Gesamtwirtschaft. Diese Ausbildungsintensität hat sich in den letzten Jahren jedoch verringert.
In der schweizerischen Arbeitskräfteerhebung werden die Gründe für Stellenwechsel erfragt. Primär wechselten die Arbeitnehmenden aufgrund von unbefriedigenden Arbeitsbedingungen (47 Prozent) aus dem Detailhandel. Der Wunsch nach Aufstieg oder Veränderung trieb 36 Prozent an (vgl. Abbildung 1).

Die Unternehmen scheinen sich durchaus im Klaren zu sein, weshalb ihre Mitarbeitenden sie verlassen. Auch hier werden unbefriedigende Arbeitsbedingungen als Haupttreiber genannt, diese setzen sich primär aus einer zu hohen Arbeitsbelastung und einem zu tiefen Lohn zusammen (vgl. Abbildung 2).

Anspruchsvolle strukturelle und demographische Bedingungen
Auch strukturelle und demografische Veränderungen tragen zum Fachkräftemangel im Detailhandel bei. So ändern sich die Anforderungsprofile an die Mitarbeitenden durch die zunehmende Digitalisierung. Ein Trend zu mehr Tertiärabschlüssen zeigt sich, was die Rekrutierung erschwert, da der Detailhandel traditionell gesehen einen hohen Anteil an Arbeitskräften mit Abschluss auf Sekundarstufe 2 hat (vgl. Abbildung 3).
