Am Dienstag 07. März hat Zalando die Q4 und Gesamtjahreszahlen 2022 publiziert. Nach zwei sehr starken Coronajahren mit jährlichen GMW-Wachstumsraten von über 30% kam das Wachstum im letzten Jahr fast zum Erliegen. Das Bruttowarenvolumen (GMV) stieg um magere 3% auf EUR 14.8 Mrd., während der Umsatz mit EUR 10.3 Mrd. stabil blieb bzw. ganz leicht abnahm (-0.1%). Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) betrug EUR 184.6 Mio. (2021: EUR 468.4 Mio.)
Mit diesem Ergebnis wurden die im letzten Sommer angepassten Ziele am unteren Ende erreicht. Verglichen mit den Prognosen von vor einem Jahr, als noch mit GMV-Zuwächsen von 16-23% und einem EBIT in der Höhe von EUR 430-510 Mio. geplant wurde, ist dies aber eine Enttäuschung. Als Gründe für den weniger erfreulichen Geschäftsverlauf werden die teilweise Rückkehr zum stationären Handel und die generell schwächere Kauflaune genannt.
Natürlich interessieren uns auch die Umsätze in der Schweiz. Wie erstmalig im letzten Jahr gibt’s auch im diesjährigen Geschäftsbericht auf Seite 261 die Notiz, dass hierzulande ein niedriger zweistelliger Anteil des externen Gesamtumsatzes erwirtschaftet wurde. Wir rechnen im 2022 mit Umsätzen in der Höhe von CHF 1.7 Mrd. Die von uns geschätzten CHF 1.43 Mrd. fürs 2021 waren zu tief.
Aufschlussreich ist der Blick auf die Gewinn-/Verlustrechnung des Handelsgeschäfts. Die Bruttomarge lag bei 39.2% und damit 2.6 Prozentpunkte unter Vorjahr. Begründet wird dies mit den offensiveren Rabattaktionen, die aufgrund zu hoher Lagebestände nötig waren. Positiv zu bewerten ist die Entwicklung bei den Marketingkosten. Diese haben 7.7% des Umsatzes betragen, was einem Rückgang von 1.3 Prozentpunkten entspricht. Möglich war dies dank Effizienzsteigerungen sowie dem Umstand, dass keine ressourcenintensive Markteintritte stattfanden.Als Erfolge im 2022 erwähnt Zalando das Wachstum bei der Zahl der Kundinnen und Kunden, Zalando Plus Mitgliedschaften und im Partnerprogramm. Die Anzahl aktiver Kund*innen stieg um 6% auf mehr als 51 Mio. und beim kostenpflichtigen Mitgliederprogramm Zalando Plus – seit Sommer 2022 auch in der Schweiz nach Corona-Stopp wieder verfügbar – werden neu 2 Mio. Teilnehmende ausgewiesen (+100%).
Das Partnerprogramm, das die Bereiche Markplatz und Connected Retail umfasst, hat weiter an Bedeutung hinzugewonnen. 36% (2021: 30%) oder EUR 5.3 Mrd. GMV wurden durch angebundene Dritthändler beigesteuert. Die logistische Abwicklung des Marktplatzgeschäfts erfolgt zu 58% durch Zalando-Fulfillment. Das ist ein bemerkenswert hoher Anteil, der mit der Öffnung für Zalando-externe Vertriebskanäle weiter vergrössert werden soll. Ein starkes Zalando-Fulfillment ist auch aus Kundensicht begrüssenswert, da dies die Multi-Paket-Lieferungen des Markplatzgeschäfts reduziert.
Selbstverständlich gibt’s auch wieder einen Ausblick fürs 2023. Der fällt in diesem Jahr vorsichtiger aus. Die Berliner prognostizieren ein GMV-Wachstum zwischen 1% und 7%, eine Umsatzentwicklung zwischen -1% und 4% und einen bereinigten EBIT zwischen EUR 280 Mio. und EUR 350 Mio. Vor allem soll die Profitabilität erhöht werden durch weniger Rabattaktionen und Preiserhöhungen bei den Partnerprogrammen. Neu gibt’s eine Grundgebühr bei den Partnerprogrammen und auch die Provisionen werden erhöht. Auf Kostenseite wird ebenfalls der Rotstift angesetzt mit dem unlängst angekündigten Personalabbau von mehreren hundert Stellen.