Self-Checkout-Kassen sind in der Schweiz mittlerweile weit verbreitet, Grab&Go hingegen noch nicht. Der Unterschied ist: Bei ersterem muss man noch scannen, bei Grab&Go läuft man einfach aus dem Laden raus. In den nächsten zehn Jahren wird sich das jedoch ändern.
In den nächsten zehn Jahren wird der globale Markt von Self-Checkout-Systeme und Grab&Go-Konzepte von rund 14 Milliarden Dollar im Jahr 2020 auf rund auf rund 32 Milliarden Dollar im 2028 steigen.
Diese Entwicklung zeigt nicht nur «Amazon Go» in den USA, sondern auch die Bestrebungen von grossen, europäischen Supermarktketten wie Carrefour. Der französische Handelsriese hat in Paris «Carrefour Flash» eingeführt, das komplett nach dem Grab&Go-Konzept funktioniert.
Alle Einkäufe werden automatisch erfasst
Meist nutzen Kunden einen QR-Code im Smartphone, nehmen ihre Ware aus den Regalen und verlassen das Geschäft, ohne auszuchecken. Amazon testet mit «Amazon One» nun auch die biometrische Erfassung der Kunden via Hand- oder Augenlesegerät. Amazon hat diese Variante in den «Whole Foods»-Stores in den USA bereits in einigen Filialen eingeführt. Dabei werden die Produkte automatisch erfasst und beim Verlassen des Geschäfts aufgelistet, der Kunde braucht nur noch kontaktlos zu bezahlen.
Noch einen Schritt weiter geht China mit dem Einzelhändler «Suning»: China gilt als Vorreiter im modernen Shopping und die Läden sind state-of-the-art bei neuen Konzepten. Suning betreibt automatisierte Läden ohne Personal mit dem Namen «Biu». Die Läden sind mit Gesichtserkennungstechnologie, Radiofrequenz-Identifikation (RFID) und Big-Data-Analyse ausgestattet und nutzen die App der Marke, um den Kunden ein möglichst bequemes Einkaufserlebnis zu bieten. Sie können ihre Bankkarte mit der Suning Finance-App verknüpfen, die ihnen über die Gesichtserkennungstechnologie den Zugang zum Geschäft ermöglicht. Drinnen können die Kunden Produkte von elektronischen Geräten über Sportbekleidung hin zu Lebensmitteln einkaufen.
Suning geht mit den Daten des Kunden noch einen Schritt weiter: Es werden nicht nur Angaben über das Alter oder die präferierten Produkte der Kunden gesammelt, sondern im Laden wird auch die emotionale Reaktion auf bestimmte Produkte festgehalten – und das Produkt automatisch an den Kunden angepasst, so etwa auch beim Preis. «In Zukunft werden diese Technologien den Einzelhändlern ermöglichen, Kundenerwartungen zu antizipieren, zu erfüllen und zu übertreffen, indem personalisierte Waren und Dienstleistungen in verschiedenen Konsumszenarien anbieten», schreibt die Marketingplattform «The Drum» zu dem Konzept des chinesischen Händlers.
Technologie aus der Schweiz
Das ist aber nicht nur Zukunftsmusik in China, sondern auch hierzulande wird an neuen Retail-Systemen getüftelt: Auf kleinere Läden, also automatisierte «Tante-Emma-Läden», fokussiert hat sich das Startup «AI Retailer Systems» aus Zürich, ein Spin-off der ETH und der Universität St.Gallen.
Es nutzt eine Technologie um kleine Läden mit einer zwar immer wiederkehrenden aber nicht besonders grossen Zahl von Kunden in autonome 24/7-Grab-and-Go-Läden zu verwandeln: Beim Eintritt in den Laden muss eine Debitcard gescannt werden, Deckenkameras und Sensoren verfolgen den Einkauf und erfassen diesen in einem virtuellen Einkaufswagen auf dem Smartphone. Dabei wird der Warenkorb ständig aktualisiert.
Das Potenzial scheint gross zu sein – das Startup hat von der Initiative «Venture Kick» 150’000 Franken erhalten. Ausserdem sind weitere Finanzierungsrunden geplant. Bis Ende des Jahres sollen bereits erste Läden mit dem System von AI Retailers ausgestattet sein. Dabei arbeiten die Gründer mit den grossen Einzelhändlern zusammen.