Können Händler noch neben den AI-gedopten Marktplätzen bestehen?

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Der aktuelle Umsatzrückgang im Schweizer Onlinehandel und die zunehmende Bedeutung von Marktplätzen und Plattformen öffnet vielen Händlern die Augen. Die Gewinner sind hauptsächlich Marktplätze und es gibt keine Anzeichen, dass das rasante Wachstum derselben demnächst zum Stehen kommt. Vielmehr entwickeln sie sich zu Technologie-Unternehmen, die AI-gedopte Shopping-Plattformen hochzüchten.

Auch einige mittelgrosse Handelsunternehmen aus der Schweiz haben sich entschieden, diesen Weg zu beschreiten. Wer hier tatsächlich im Schweizer und immer stärker auch im internationalen Wettbewerb mithalten kann, wird sich jedoch noch zeigen, denn hierfür müssen massive Investitionen in die Technologie stattfinden – und das mit immer geringeren Margen.

Und was geschieht mit allen anderen Händlern, die nicht zu diesen Giganten aufsteigen können oder wollen? Diese werden sich in den Ökosystemen dieser Marktplatz-Plattformen zurechtfinden müssen. Aber auch wenn sie sich von diesen Marktplätzen fernhalten, stehen sie mit ihnen im direkten Wettbewerb.

Marktplatz vs Händler
(Quelle: pixabay)

Das aktuell brennendste Problem des Handels besteht darin, dass aufgrund einer Überdistribution die Produkte inflationär gehandelt werden und somit die Handelsmarge wegbricht. Die Daseinsberechtigung der Händler, die «auch noch ein Produkt» in «auch noch einem Onlineshop» anbieten, schwindet, da sie keine Wertschöpfung erbringen, für die Konsumenten und Konsumentinnen bereit wären, zu zahlen. Die Marktkonzentration verschärft diese Problematik noch weiter.

Sortimentspolitik als Kernaufgabe

Für viele Händler gibt es somit nur noch eine Entwicklungsrichtung: Back to the roots – und zwar zurück zu den früheren Werten des Handels, indem sie Wert durch das Angebot von Produkten und Leistungen generieren, die sonst nur erschwert zugänglich wären. Konkret bedeutet das, dass Händler ihr Sortiment ausmisten müssen und nicht einfach alles anbieten sollten, was sie von ihrem Lieblings-Grosshändler erhalten.

Dies hört sich nach einer schwierigen Aufgabe an – ist es auch. Der Handel war schon seit jeher eine anspruchsvolle Tätigkeit. Dazu kommt der internationale Wettbewerb, der es gerade den Schweizer Händlern nicht einfach macht. Dennoch kann es funktionieren, da die Schweiz halt doch in gewissen Belangen eine kleine Insel ist. Wish und Geiz ist Geil haben nur bedingt Erfolg bei uns. Besonders bei den Nischenangeboten will Herr und Frau Schweizer Qualität.

Hersteller und Händler müssen zusammenarbeiten

Im Fokus sollten deshalb Partnerschaften mit Herstellern und Brands stehen, um ein möglichst einzigartiges Sortiment mit einzigartigen Services aufzubauen. Dies dürfte in gegenseitigem Interesse sein, denn der Margenzerfall durch eine unkontrollierte Überdistribution schadet auch Herstellern und Brands. Schlussendlich ist es kein Alleingang des Händlers, sondern auch Hersteller und Brands müssen umdenken.

Damit das nicht nur leere Worte sind, hier ein paar Beispiele von erfolgreichen Händlern, die es schaffen, neben den grossen Plattformen zu bestehen.



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