Mass Customization und das Angebot individualisierbarer Produkte sind keine neuen Konzepte, erleben jedoch dank der technologischen Fortschritte der letzten Jahre einen deutlichen Aufschwung. Moderne Fertigungstechnologien wie beispielsweise die additive Fertigung (3D-Druck) sowie KI-gestützte Produktentwicklungsprozesse ermöglichen es, massgeschneiderte Produkte effizienter und automatisiert zu entwickeln und herzustellen.
Wir haben uns dieses Geschäftsmodell anhand eines konkreten Beispiels angeschaut. Dafür durften wir Philipp Kirschbaum, CEO & Co-Founder von Indyvit, über die Herausforderungen und Ansätze des Supplement-Anbieters Indyvit befragen.
Philipp Kirschbaum: «Indyvit wurde aus dem Wunsch heraus gegründet, eine individuell zugeschnittene Lösung im Bereich der Supplemente anzubieten. Wir waren mit den generischen Angeboten, die wir damals auf dem Markt fanden, nicht zufrieden. Diese Produkte passten nicht zu uns, hatten oft zu viel von dem, was wir nicht benötigten und zu wenig von dem, was wir brauchten. Dazu kamen unzählige unnötige Zusatzstoffe. Wir wollten das ändern und stellten schnell fest, dass wir nicht die einzigen waren, die dieses Problem hatten. Die grundlegende Idee war es daher, jedem Kunden die Möglichkeit zu geben, ein Produkt zu erhalten, das genau auf seine persönlichen Bedürfnisse abgestimmt ist. Dabei kombinieren wir modernste Technologie mit einem tiefen Verständnis für die verschiedenen Bedürfnisse unserer Kunden, um massgeschneiderte Produkte zu erstellen, die einzigartig sind. Heute sind wir bereits so weit, dass wir präzise Rezepturen basierend auf Blutwerten produzieren können.»
Besonders interessant war für uns zu erfahren, wie Indyvit mit den bekannten Herausforderungen dieses Geschäftsmodells umgeht. Dazu zählen beispielsweise die Eintrittshürden, die hohen Kundenerwartungen, die Komplexität der Produktion und Logistik, der Vertrieb und die Skalierung.
Niedrige Einstiegshürden führen zu einer besseren Akzeptanz
Indyvit legt grossen Wert darauf, den Zugang zu personalisierten Supplementen so einfach wie möglich zu gestalten. Durch verschiedene Ansätze, wie die Zusammenstellung über einen Fragebogen, Bluttests oder einen Produktkonfigurator, kann vom absoluten Laien bis hin zum Nährstoff-Experten jeder schnell und unkompliziert seine ideale Mixtur finden. Wer sich unsicher ist, kann zunächst auf Themen-Produkte zurückgreifen und auch da die Rezeptur nach Belieben anpassen.
Diese niedrigen Einstiegshürden sorgen dafür, dass potenzielle Kunden ohne grossen Aufwand den ersten Schritt zu ihren individuellen Supplementen machen können.
Aussergewöhnliche Customer Experience: Personalisierung auf allen Ebenen
Indyvit geht über die blosse Anpassung der Inhaltsstoffe hinaus und bietet eine Personalisierung auf funktionaler und emotionaler Ebene. Nicht nur die Rezeptur der Supplemente wird individuell gestaltet, sondern auch das Design der Kapseln und das Etikett. Diese Liebe zum Detail sorgt dafür, dass Kunden eine starke emotionale Bindung zu ihrem Produkt aufbauen. Kunden nehmen ihre Supplemente nicht nur regelmässig ein, sondern bleiben auch langfristig treu.
Skalierung durch B2B und Whitelabel-Lösungen
Ein weiterer Erfolgsfaktor für Indyvit ist die Fähigkeit, das Geschäftsmodell über Business-to-Business (B2B) Kanäle zu skalieren. Dank Whitelabel-Lösungen können Ärzte, Apotheken, Drogerien, Ernährungsberater und Coaches die Produkte von Indyvit unter ihrem eigenen Label verkaufen. Die geringe Vergleichbarkeit der Produkte bietet Indyvit nicht nur Flexibilität, sondern macht die Supplemente auch für den Wiederverkauf attraktiv. Dies eröffnet neue Umsatzmöglichkeiten und erweitert das Kundenspektrum erheblich.
Technologie und Prozesse ermöglichen Mass Customization
Wichtig für den Erfolg von Indyvit ist die Kombination von innovativer Technologie und optimierten Produktionsprozessen, die es ermöglichen, individuelle Produkte in einer Geschwindigkeit und Qualität zu liefern, die üblicherweise nur bei Massenproduktion möglich ist. Indyvit hat eine weltweit patentierte Technologie entwickelt, die es erlaubt, die Rezepturen basierend auf verschiedenen Inputs – wie Blutwerten oder Gesundheitszielen – exakt auf den jeweiligen Kunden abzustimmen.
Trotz dieses hohen Grads an Personalisierung findet die Produktion zu 100 % in der Schweiz statt. Dadurch ist die notwendige Kundennähe gegeben, wodurch die hohen Qualitätsansprüche der Kunden erfüllt werden können und die lokale Verfügbarkeit und Distribution optimiert wird.
Herausforderung: Kommunikation des Mehrwerts gegenüber Standardprodukten
Eine der grössten Herausforderungen für Indyvit besteht darin, den Mehrwert der besseren Wirkung der personalisierten Supplemente gegenüber den klassischen, oft günstigeren Massenprodukten zu verdeutlichen. Auf den ersten Blick ist es für Verbraucher schwer, den Vorteil der Individualisierung zu erkennen. Hier muss Indyvit kontinuierlich daran arbeiten, den Nutzen und die Vorteile ihrer massgeschneiderten Produkte klarer zu kommunizieren. Dies erfordert nicht nur Aufklärungsarbeit, sondern auch ein hohes Mass an Marketing-Kreativität, um die Botschaft effektiv zu vermitteln.
Fazit: Personalisierbare Produkte reduzieren die Vergleichbarkeit und erhöhen die emotionale Bindung.
Indyvit zeigt, wie es möglich ist, ein auf Mass Customization ausgerichtetes Geschäftsmodell erfolgreich am Markt zu positionieren. Durch die Kombination von niedrigen Einstiegshürden, innovativer Technologie und einer ganzheitlichen Personalisierung schafft es Indyvit, nicht nur funktionale, sondern auch emotional ansprechende Produkte anzubieten.
Durch die Individualisierung sind die Produkte weniger vergleichbar und erzielen zudem eine höhere emotionale Bindung und steigern damit deren Effektivität, was auch der Skalierung über B2B-Lösungen zugutekommt.