AR-Anwendungen bei Möbel Pfister und OTTO – was ist der Mehrwert?

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Während aktuell viel über neuartige AI-Anwendungen im E-Commerce gesprochen wird, hat sich über die letzten Jahre auch die Augmented Reality (AR) Technologie in der Branche weiterentwickelt. In diesem Beitrag beleuchten wir einige aktuelle Beispiele von AR-Anwendungen im Handel.

Zu Beginn kurz eine Differenzierung der verwandter technologischer Begrifflichkeiten:

Augmented Reality (AR): Hierbei wird die reale Welt durch virtuelle Elemente erweitert, ohne dass eine vollständige Immersion stattfindet. Da die Technologie bereits mit modernen Smartphones einfach umsetzbar ist, sind schon einige interessante Applikationen entstanden. Durch die Kamera und Bildschirm eines Smartphones können virtuelle Inhalte wie Grafiken, Texte oder 3D-Modelle in die reale Umgebung eingeblendet werden, was AR für viele Nutzer zugänglich und vielseitig nutzbar macht.

Virtual Reality (VR): Bei VR taucht man komplett in eine virtuelle Welt ein, wobei die reale Umgebung vollständig ausgeschlossen wird. VR-Headsets erfassen dabei die Position im Raum.

Mixed Reality (MR): MR stellt eine Zwischenstufe dar, bei der sowohl Elemente der virtuellen Welt als auch der realen Umgebung miteinander verschmelzen, wodurch eine teilweise Immersion entsteht. Ein führendes Consumer-Produkt in diesem Bereich ist die Apple Vision Pro.

Unter anderem setzen folgende Handelsunternehmen die AR-Technologie bereits für die virtuelle Anprobe und individuelle Ansicht in den eigenen Räumlichkeiten ein, um der Kundschaft ein besseres Einkaufserlebnis zu bieten:

  • Zalando bietet eine virtuelle Anprobe an, bei der Kunden Kleidungsstücke digital anprobieren können. Dadurch können sie die Passform und das Aussehen verschiedener Artikel direkt am eigenen digitalen Körpermodell überprüfen. (Erfahren Sie hier mehr darüber)
  • Nike nutzt AR zudem, um ihre Produkte auf spielerische Weise in Szene zu setzen. In Nike-Stores können Kunden*innen beispielsweise durch interaktive AR-Erlebnisse zusätzliche Inhalte wie Hintergrundinformationen oder exklusive Angebote abrufen, indem sie die Produkte scannen.
  • Cartier und Pandora nutzen ähnliche Technologien für Schmuck und Accessoires. Kunden können virtuell ausprobieren, wie Ringe, Armbänder oder Halsketten an ihnen aussehen, bevor sie eine Kaufentscheidung treffen.
  • IKEA ermöglicht es seinen Kunden, Möbelstücke virtuell in ihren eigenen Räumen zu platzieren. Mit Hilfe einer App können sie sehen, wie ein bestimmtes Möbelstück in ihrer Wohnung wirken würde, und es nach ihren Wünschen anpassen.
  • Möbel Pfister und Micasa bietet ebenfalls virtuelle Tools an, mit denen Kunden ihre Möbel nach eigenen Vorstellungen planen und direkt in eine digitale Darstellung ihres Zuhauses einfügen können.

Wir haben bei Melinda Steiner, Leiterin E-Commerce bei Möbel Pfister, nachgefragt, wieso der Möbelhändler auf AR setzt: „Die Idee zum Einsatz von AR entstand vor etwa 3,5 Jahren im Zusammenhang mit unseren Produktkonfiguratoren, die zu 3D-Raumplanern weiterentwickelt werden sollten. Mit den 3D-Modellen eröffnen sich aber auch zusätzliche Einsatzmöglichkeiten im Bereich von AR-Anwendungen, die das Kundenerlebnis verbessern und dadurch Mehrwert schaffen.“

Das folgende Video zeigt die AR-Funktion von Möbel Pfister.

 

Vorteile von Augmented Reality

Die Unternehmen erhoffen sich vom Einsatz von AR vielfältige Vorteile bei der digitalen Entscheidungsfindung der Kundschaft. So können beispielsweise im Segment Mode und Accessoires Zalando-Kundinnen die Artikel virtuell zu Hause anprobieren, um die Passgenauigkeit besser einzuschätzen. Dies erhöht einerseits die Conversion und senkt andererseits die Retourenquote. Auch die Möglichkeit, Produkte im AR-Modus in Echtzeit anzupassen, wie beispielsweise Farben und Grössen oder die Anzeige anderer Produktvarianten erleichtert die Kaufentscheidung.

Melinda Steiner ergänzt: „AR verbessert das Kundenerlebnis und inspiriert. User können Produkte in ihre Räume platzieren und sich dadurch Dimensionen und Wirkung eines Produkts (Stil, Farben, Material, etc.) besser vorstellen. Diese Möglichkeit steht auch unseren Wohnberatern in den stationären Filialen zur Verfügung, um den Kundinnen und Kunden die Produkte zu zeigen, welche für sie individualisiert werden und nicht vor Ort ausgestellt sind.“

Passend zum Deutschlandstart der Apple Vision Pro vom 12. Juli 2024 hat OTTO Deutschland eine speziell für das Apple-Gerät entwickelte Live Shopping App vorgestellt, die mit folgenden Funktionen aufwartet:

  • Erweiterte Realität für den Einkauf: Nutzer können Produkte in 3D betrachten und sie virtuell in ihrem Zuhause platzieren.
  • Interaktive Live-Shows: Nutzerinnen können an Live-Shopping-Events teilnehmen, Fragen stellen, durch Shows navigieren und Produkte in Echtzeit erleben, wobei die 3D-Modelle bekannter Marken wie LEGO und Miele präsentiert werden.

Jörg Heinemann, Innovation Evangelist bei OTTO, erklärt: „Mit OTTO Live Shopping für Apple Vision Pro‘ setzen wir einen neuen Massstab im deutschen Onlinehandel. Unsere Kund*innen können Produkte jetzt nicht nur live erleben, Fragen zu den Artikeln stellen und online direkt kaufen, sondern sie dank der AR-Technologie auch virtuell in ihre eigenen vier Wände platzieren – gerade für Möbel bietet das einen enormen Mehrwert.“

Ein weiterer Aspekt der Technologie ist die Einbindung von Gamification und Unterhaltung. So können beispielsweise Spiele oder Herausforderungen in die Anwendung integriert werden, bei denen die Kundschaft Belohnungen oder Rabatte gewinnt. Dies steigert die Kundenbindung zusätzlich und erhöht die Verweildauer im Shop.

Auch Heinemann sieht dies so und sagt: „Die OTTO Liveshopping Shows setzen auf ‘Shoptainment’. Sie laufen etwa 30 Minuten und widmen sich jeweils einem bestimmten Thema oder einer Marke. Der Fokus liegt auf Inspiration, kombiniert mit kompetenter Beratung – teilweise direkt durch Produktexpertinnen der präsentierten Marken. Während der Shows werden verschiedene Produkte unterhaltsam und erklärend präsentiert. Durch den Live-Chat interagieren die Zuschauerinnen nicht nur untereinander, sondern stellen ihre Fragen auch direkt an OTTO – die Antwort erfolgt als Teil der Show oder im Live-Chat.“

Einen ersten Einblick in die ersten Liveshopping-Shows mit AR-Modellen von MIELE und LEGO für die Apple Vision Pro können sie sich hier anschauen.

OTTO Live Shopping auf der Apple Vision Pro, Quelle: www.otto.de/live

Abschliessend wollten wir von Melinda Steiner wissen, welches die nächsten Entwicklungsschritte mit der Technologie sind. „Bei Möbel Pfister wird der Ausbau von 3D-Modellen für AR weiter vorangetrieben“, erklärt Melinda Steiner. „Parallel dazu laufen Projekte, die sich mit AR-basierten Raumplanungslösungen beschäftigen“. Zudem könne sich das Unternehmen vorstellen, AR am Point of Sales einzusetzen, um auch nicht ausgestellte Möbel für Kundinnen und Kunden erlebbar zu machen.

Die aufgeführten Beispiele zeigen, dass Unternehmen aktiv mit AR experimentieren und die Technologie durchaus das Potential für Wettbewerbsvorteile hat.



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