Anfang Oktober hat das EHI und ECDB ihre Studie zu den Top-1’000-B2C-Onlineshops Deutschlands des Jahres 2024 (Umsätze 2023) publiziert. Wir berichteten bereits im Sonntagsnewsletter in der Rubrik „News der Woche“. Bei einem nominalen Umsatzrückgang von 0.2 Prozent kommen die Studienautoren zum Schluss, dass die Zeiten des Umsatzrückgangs überwunden scheinen. Alle 1’000 Shops zusammen erzielten 2023 einen Netto-E-Commerce Umsatz in der Höhe von EUR 77.5 Mrd.
An der Spitze der Top-10 steht seit vielen Jahren amazon.de, gefolgt von otto.de und zalando.de. Die folgende Grafik zeigt die gesamte Top-10 inkl. dem Wachstum 2023/2022. Auffallend sind die Umsatzverluste von Otto (Marktplatzumsätze zulasten Eigenumsatz), Apple, H&M und Lidl und die Gewinne von Ikea und der Shop-Apotheke. Shop-Apotheke und DocMorris (Platz 15 / EUR 675 Mio.) werden auch in den nächsten Jahren zu den Wachstumstreibern gehören, aufgrund des E-Rezepts und der seit diesem Jahr einfachen Versandmöglichkeit rezeptpflichtiger Medikamente.

Interessant ist zudem die Ansicht der Umsatzentwicklung seit 2008 inkl. fiktiver Pre-Covid-Trendkurve und Prognose für 2024. Lars Hofacker, Leiter E-Commerce beim EHI ordnet die Umsätze 2023 wie folgt ein:
Damit [EUR 77.5 Mrd.) hat sich der Corona-Boost nivelliert, und der Onlinehandel bewegt sich wieder auf der Entwicklungskurve, die ohne die Pandemie zu erwarten gewesen wäre. Für das laufende Jahr erwarten wir bei den Umsätzen der Top-1.000-Onlineshops ein moderates Wachstum von 1,1 Prozent nominal

Hätte sich der Pre-Covid-Wachstumstrend von +10.7 Prozent pro Jahr fortgesetzt, wären in den Jahren 2023 Umsätze von EUR 77.6 Mrd. und 2024 von EUR 85.9. erzielt worden. Effektiv werden für 2024 EUR 78.3 Mrd. erwartet, was zeigt, dass die fiktive Pre-Covid-Trendkurve erstmals die tatsächlichen Umsätze übersteigt.
Vergleich mit der Schweiz
Interessant ist auch der Vergleich der Top-10 Rankings von Deutschland mit der Schweiz. In beiden Ländern steht ein ausländischer Onlineshop auf Platz 1: In Deutschland der Universalist Amazon mit EUR 14.66 Mrd. und in der Schweiz Fashion-Anbieter Zalando mit umgerechnet EUR 1.77 Mrd. (Achtung: Nicht 1:1 vergleichbar da CH-Anbieter mit und DE-Anbieter ohne GMV gerechnet.)
Es fällt auf, dass neun von zehn Anbieter in der Schweiz Online-Pureplay betreiben, während in Deutschland mit Mediamarkt, Ikea, Apple, H&M und Lidl gleich fünf Vertreter ihre Wurzeln im stationären Geschäft haben.

Ebenfalls augenscheinlich ist die enorme Umsatzkonzentration bei Amazon Deutschland, die mutmasslich auch in den nächsten Jahren weiter zunimmt. Otto.de an zweiter Stelle macht grad noch knapp 29% der Amazon-Umsätze und sorgt aktuell nicht für wachstums-euphorische Publicity. Mit GMV gerechnet (Amazon mit von EHI geschätzt EUR 51.4 Mrd., Otto mit EUR 6.5 Mrd.) zeigt sich die Marktmacht von Amazon noch krasser.
Obwohl als Eis-Genossen bekannt, ist hierzulande glücklicherweise kein „Hockey Stick“ ersichtlich. So folgt Galaxus auf Platz 2 mit 82% der Zalando-Umsätze und auch auf den Folgeplätzen gibt’s keinen starken Abfall.
