Secondhand-Plattformen erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Angesichts steigender Lebenshaltungskosten suchen Konsument*innen vermehrt nach kostengünstigen Alternativen. Doch der Trend zum Secondhand geht weit über den Geldbeutel hinaus:
Durch die Verlängerung des Produktlebenszyklus leisten Secondhand-Plattformen einen entscheidenden Beitrag zur Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft. Höchste Zeit also für ein Update «Secondhand-Plattformen in der Schweiz».
Dass der Secondhand-Markt wächst, zeigen die Zahlen von OC&C Strategy Consultants: Demnach soll der weltweite Markt von USD 180 Milliarden im Jahr 2021 auf USD 330 Milliarden im Jahr 2027 wachsen. In der Schweiz wird der Markt von Secondhand-Enabler Loopia fürs Jahr 2022 auf rund CHF 1.5 Milliarden geschätzt (exklusive Fahrzeuge).
Die Anbieter auf einen Blick
In der Schweiz gibt es einige Plattformen und Händler, die in diesem Markt mitmischen. Mittels Zielscheiben-Diagramm in der folgenden Abbildung haben wir die Anbieter kategorisiert. Die Kreise unterteilen die Art der Angebote nach Integrationstiefe:
In der Mitte sind die Refurbished-Secondhand-Plattformen, welche die Produkte von Privatkonsumenten abkaufen, prüfen, reinigen, allenfalls noch reparieren und dann wieder verkaufen.
Im mittleren Kreis sind die «P2P-Händler» (gehört von Philipp Glauser aus dessen Vortrag an unserem Event zur Publikation Umsatzrankings im Sommer), welche den Peer-to-Peer-Verkauf von Secondhand-Artikeln auf einer von ihnen zur Verfügung gestellten Plattform ermöglichen.
Im äusseren Kreis finden sich die reinen Secondhand-Plattformen, die keine Händler sind und reine Vermittlungsfunktion nach Marktplatz-Definition zwischen Privatkonsumenten übernehmen.
Secondhand-Plattformen
Bei den reinen Secondhand-Plattformen ist Ricardo gemessen am Umsatz (CHF 800 Mio. GJ 2023) und an der Bekanntheit der Branchenprimus. Gefolgt von der stetigen Nummer zwei ebay, die Ricardo aufgrund mangelndem Lokalisierungs-Wille nie überholen konnte (CHF 180 Mio. GJ 2023). In den Segmenten Fashion sowie auch Luxury gibt es in der Schweiz einige Nischen-Anbieter, die ebenfalls ein Marktplatz-Modell für Secondhand-Produkte verfolgen.
Händler mit Secondhand-Marktplatz
Den P2P-Händler-Ansatz, der als eine Erweiterung eines klassischen Händler-Geschäftsmodells gesehen werden kann, verfolgen in der Schweiz erst wenige Anbieter. Der bekannteste und mit Abstand grösste ist Digitec Galaxus, der das Secondhand-Geschäft im Jahr 2017 (wir berichteten) lancierte.
Laut Digitec Galaxus wird das Secondhand-Programm übrigens rege genutzt: Gegenüber Vorjahr seien bereits 90% mehr Verkaufsangebote online. Entsprechend vereinfachte die Schweizer Onlineplattform den Wiederverkauf in diesem Jahr weiter: Neu profitieren Verkäufer von einem vorfrankierten Etikett und von der Option Postabholung.
Erst dieses Jahr hat Transa als Anbieter in der Nische des Outdoor & Sport Bereichs ebenfalls eine Secondhand-Plattform lanciert (hier geht’s zur Plattform). Im Unterschied zu Digitec Galaxus ist der Secondhand-Verkauf auf einer separaten Plattform und nicht in die bestehende E-Commerce-Lösung integriert und es können auch Artikel verkauft werden, die zuvor nicht bei Transa gekauft wurden.
Es gibt durchaus weitere Händler, die ebenfalls ein P2P-Angebot haben, auf unserer Grafik jedoch nicht aufgeführt sind, da sie es (noch) nicht in der Schweiz anbieten. Dazu gehören IKEA mit der in diesem Jahr vorerst in Oslo und Madrid lancierten Plattform «IKEA Preowned», aber auch Zalando ist mit seinem Preowned-Programm noch nicht in der Schweiz – offenbar harzt es laut DACH-Chef Schelhowe noch an der Daten-Komplexität für die Verzollung.
Refurbished-Programme
Im inneren Kreis der Refurbished-Angebot sind wieder mehr Anbieter zu erkennen und zwar in jeder Kategorie. Die meisten finden sich in der Kategorie «Luxury» gefolgt vom Elektronik-Segment. MediaMarkt Schweiz beispielsweise hat eine Refurbished-Plattform, aber auch Amazon verkauft mit dem Programm «Amazon Retourenkauf» Refurbished Artikel in die Schweiz. Decathlon setzt ebenfalls auf Kreislaufwirtschaft (hier geht’s zur Seite) und sieht laut Aussage des Schweiz-Chefs Fabrice Beschu zudem grosses Potenzial in Miet- und Reparaturservices. Aber auch kleinere Schweizer Händler und Marken sind mit Namuk und Kidis zu finden.
Einige spannende und in der Schweiz durchaus bekannte Marken, haben ein Refurbished-Programm, das aber hierzulande nicht nutzbar und somit nicht auf unserer Übersichts-Grafik aufgeführt ist: Dazu gehören etwa On mit Onward (erst in den USA lanciert) sowie Patagonia mit Worn Wear (ebenfalls erst in den USA). Ebenfalls auf diese «Watchlist» gehören Sellpy, H&M und Zara.
Wir beobachten gespannt, welche neuen Angebote sich in den nächsten Jahren entwickeln werden und ob diese von Anbietern aus dem In- oder Ausland kommen. Wem ein Anbieter auf unserer Grafik fehlt, darf sich gerne direkt bei uns melden – am besten gleich im Kommentar-Bereich unseres LinkedIn-Beitrags. Allfällige vergessen gegangene Anbieter werden wir dann im Update-Beitrag im nächsten Jahr in der Grafik ergänzen.