Der Schweizer Möbel-Onlinehandel wird zunehmend von grossen internationalen Anbietern dominiert, wobei IKEA nach wie vor die unangefochtene Nummer eins ist. Dennoch gibt es viele weitere spannende Entwicklungen, da auch kleinere und spezialisierte Anbieter ihren Marktanteil erfolgreich ausbauen. In diesem Beitrag werfen wir einen genaueren Blick auf die wichtigsten Akteure im Schweizer Möbel-Onlinehandel und beleuchten ihre Strategien, um ihre Positionierung weiter auszubauen.
Zudem präsentieren wir hier unser exklusives Möbelhändler-Umsatz-Ranking, das auf den aktuellen geschätzten E-Commerce-Umsätzen basiert und eine Übersicht über die Marktposition der wichtigsten Akteure gibt. Galaxus mit mutmasslich dreistelligen Umsätzen in der Warengruppe „Wohneinrichtungen“ haben wir als Universal-Marktplatz in diesem Ranking nicht aufgeführt.
Möbelmarkt Schweiz – Online und Offline
Im Schweizer Möbelmarkt wächst der Onlineanteil stetig. Laut aktuellen Zahlen von GfK hat der Online-Möbelhandel im Jahr 2023 ein Wachstum von 2.1% verzeichnet, während der stationäre Handel -2.8% eingebüsst hat. Der Gesamtmarkt sank im Jahr 2023 um -2.0 Prozent auf CHF 5.37 Mrd. Auf den Möbelbereich haben Anbieter wie IKEA, Pfister und Home24 weiterhin einen grossen Einfluss, da sie ihre Online-Präsenz kontinuierlich ausbauen und den stationären Handel ergänzen.
IKEA unangefochten an der Spitze
IKEA bleibt mit einem Online-Umsatz von 335 Millionen Franken der grösste Online-Möbelhändler in der Schweiz und dominiert auch den stationären Markt. Das Unternehmen setzt auf eine digitale Strategie, die nahtloses Einkaufen in Filialen und online ermöglicht. Laut Pressemitteilung investierte IKEA Schweiz im Geschäftsjahr 2024 CHF 64 Mio. in Preissenkungen, was zu einem Umsatzrückgang von 3.4% auf CHF 1.239 Mrd. führte. Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten und eines rückläufigen Markts konnte IKEA seinen Onlinehandel stärken: Der Anteil am Gesamtumsatz stieg von 25.7 auf 27.5%.
Pfister – Ein weiteres Schwergewicht
Mit einem Online-Umsatz von geschätzten rund CHF 58 Mio. belegt Pfister den zweiten Platz im Schweizer Möbel-Onlinehandel. Der „Schweizer“ Möbelhändler verfolgt eine Omni-Channel-Strategie, indem er seine stationären Geschäfte mit einer starken Online-Präsenz kombiniert. Dies hat Pfister in den letzten Jahren ermöglicht, sich auch in der Online-Welt erfolgreich zu positionieren und seine Marktstellung zu sichern. Zu Erinnerung: Im Januar 2020 wurde Möbel Pfister von der österreichischen XXXLutz-Gruppe übernommen.
Marktübersicht: Wer ist sonst noch im Rennen?
Internationale Unternehmen wie Pure-Onlineplayer Home24 (CHF 54 Mio.) und Conforama (CHF 52 Mio.) gehören ebenfalls zu den führenden Anbietern im Schweizer Möbel-Onlinehandel. Bei Conforama gibt’s die Spezialität, dass beachtliche Umsätze in den Bereichen TV & High-Tech sowie Haushaltsgeräte erzielt werden.
Zusätzlich zu diesen grossen Akteuren gibt es auch andere wichtige Anbieter. Im Mittelfeld sind einige Schweizer Händler anzutreffen, wie der Pure-Online-Händler Beliani, Migros‘ Micasa und Coops Livique. Die drei Anbieter punkten vor allem mit Eigenmarken. Lipo (tiefpreisig) und XXXLutz (Vollsortimenter mit Marken) ergänzen das Mittelfeld.
Nicht auf dem Ranking abgebildet, trotzdem aber zu erwähnen ist LaRedoute. Wir gehen davon aus, dass ca. 50% des Gesamtonlineumsatzes von CHF 75 Mio. mit Wohneinrichtungsartikeln erzielt werden. Da La Redoute jedoch kein reines Home & Living-Sortiment führt, wurden sie in diesem Ranking nicht aufgeführt. Dasselbe gilt übrigens für Galaxus, die umsatzmässig in der Kategorie als starke Nummer 2 platziert wären.
Kleinere, aufstrebende Anbieter
Darüber hinaus machen auch kleinere wie Ofinto, ein Anbieter von Büromöbeln, und Livom, ein Spezialist für modulare Sofas, auf sich aufmerksam. Beide Unternehmen wurden nach 2020 gegründet und haben bereits erfolgreich ins nahe Ausland expandiert. Ofinto überzeugt mit einem kleinen, qualitativ hochwertigen, aber preiswerten Sortiment und kombiniert erfolgreich Online-Verkäufe mit einem Showroom, der Kunden eine individuelle Beratung bietet. Das Jungunternehmen erzielt hierzulande so bereits einen beachtlichen Onlineumsatz von geschätzt CHF 7 Mio. (exkl. B2B). Livom punktet mit nachhaltigen, flexibel anpassbaren Möbeln, die nicht nur in der Schweiz, sondern auch international gut ankommen. Die innovative Ausrichtung und die strategische Expansion zeigen, wie auch junge Unternehmen erfolgreich in der hart umkämpften Möbelbranche Fuss fassen können.
Zukunft des Schweizer Möbel-Onlinehandels
Die führrenden Anbieter IKEA und Pfister setzen auf eine Kombination aus Online-Shop und Filialen, nutzen Augmented Reality (AR) zur virtuellen Platzierung von Möbeln und erweitern ihre Online-Präsenz(mehr dazu in unserem Blogbeitrag «AR-Anwendungen bei Möbel Pfister und OTTO – was ist der Mehrwert?»). Digitalisierung, hybride Einkaufserlebnisse und Nachhaltigkeit werden die Branche weiter prägen. Die Entwicklung von home24 unter dem Dach der XXXLutz-Gruppe ist schwierig abzuschätzen. Micasa, das nicht mehr zur Strategie der Migros passt, wird voraussichtlich noch in diesem Jahr eine Nachfolgelösung präsentieren. Die Chancen auf eine Schweizer Lösung scheinen intakt. Kleine Anbieter wie Ofinto und Livom knabbern mit zeitgemässen Produkten und frischem Auftritt weiter am Umsatzkuchen.