Der niederländische Discounter Action sorgt mit seiner Markteinführung in der Schweiz für Aufsehen. Die Eröffnung der ersten Filiale im April 2025 im zürcherischen Bachenbülach war von hohem Kundenzustrom begleitet – der Einstand des Billiganbieters ist gelungen. Das Unternehmen bringt ein Sortiment von über 6’000 Artikeln in die Schweiz, davon rund 1’500 Produkte für unter CHF 2.– und zielt klar auf das preissensitive Alltagssegment ab.
Wir schätzen das Umsatzpotenzial einer einzigen Filiale im Bereich von CHF 7-9 Mio. pro Jahr – bei weiteren Expansionen sind mittelfristig 30–50 Standorte in der Schweiz denkbar. Damit entsteht im stationären Non-Food-Bereich ein neuer Preispunkt, der sowohl Migros und Coop als auch Aldi, Lidl und sogar IKEA unter Druck setzt.
Die Erfolgsfaktoren von Action sind schnell umrissen:
- Extrem günstige Preise mit Fokus auf Haushaltswaren, Dekoration, Reinigung, Spielzeug und Kosmetik
- Sortiment mit hoher Taktung: über 150 neue Produkte pro Woche
- Reduziertes Store-Konzept mit schnellem Einkaufserlebnis
- Internationale Beschaffung mit starkem Fokus auf Eigenmarken
- Keine Online-Bestellung in der Schweiz – Fokus auf Frequenz und Spontankauf
- Marketing auf Social Media und regionaler Ebene statt nationale Massenwerbung
Action ist somit weder ein klassischer Supermarkt noch ein typischer Non-Food-Fachhändler – sondern ein Hybridmodell mit hoher Effizienz und Preisaggressivität. Die Konsequenzen für den bestehenden Schweizer Handel sind nicht zu unterschätzen: Insbesondere bei Haushaltsartikeln, saisonaler Deko und Spielwaren sind Margen- und Volumenverluste für bestehende Händler denkbar, sobald die Expansion Fahrt aufnimmt.
IKEA Schweiz reagiert bereits sichtbar auf den zunehmenden Preisdruck. Mit dauerhaft gesenkten Preisen in den Bereichen Kleinmöbel, Küchenzubehör und Textilien will das schwedische Möbelhaus der Discountwelle entgegenhalten. Parallel wird die App verbessert, Click-&-Collect vereinfacht und die Eigenmarkenpositionierung geschärft.
Temu bleibt währenddessen im E-Commerce der mit Abstand führende Billiganbieter. Mit geschätzten CHF 700 Mio. Umsatz im Jahr 2024 und wachsender Sortimentsbreite greift der chinesische Marktplatz auch weiterhin Schweizer Anbieter an – wenn auch auf digitalem Weg.
Um ein Gefühl für die aktuellen Preisunterschiede zu bekommen, haben wir in ausgewählten Warengruppen exemplarisch Produkte von Temu, Action und IKEA gegenübergestellt. Ziel ist es nicht, Qualitätsurteile zu fällen oder Anbieter gegeneinander auszuspielen, sondern aufzuzeigen, wie sich die Preise für ähnlich anmutende Produkte aus Konsumentensicht unterscheiden.
Disclaimer: Die Preisvergleiche erfolgen ohne Test oder Bewertung der Produktqualität. Unterschiede in Verarbeitung, Herkunft, Material oder Garantieleistungen können erheblich sein. Wir betrachten hier ausschliesslich das Preisniveau, nicht den Gesamtwert eines Produkts.
Home & Living
Küche
Spielzeug
Lifestyle & Hobby
Der Preisvergleich zeigt klar: Action bietet bei vielen der verglichenen Produkten die tiefsten Preise. Im Schnitt liegt Action rund 37 % unter IKEA und etwa 18 % unter Temu. Besonders bei Alltagsartikeln wie Teller, Aufbewahrung, Pinselset oder Küchenzubehör ist die Differenz deutlich spürbar. Temu bewegt sich preislich zwischen Action und IKEA, während IKEA in fast allen Fällen am oberen Ende liegt. Für preissensitive Konsument*innen ist Action damit aktuell der klar günstigste Anbieter im stationären Non-Food-Bereich und kann es auch mit Temu aufnehmen.
Hallo Andres.
Das sind sehr interessante Informationen und Statistiken. Temu verfolgt eine sehr aggressive Marketingpolitik und arbeitet möglicherweise derzeit mit Verlust.
Hi Andrii
Davon gehen wir auch aus – und die Verluste gehör(t)en zur Wachstumsstrategie.
Inzwischen liest man jedoch immer häufiger von Einsparungen bei den Werbeausgaben, auch bei Google, sowie von Preiserhöhungen.
Sehr spannend in dem Zusammenhang ist auch dieser heute publizierte Bericht:
https://www.onlinehaendler-news.de/themen/marktplaetze/temu-shein-preisanstieg-300-prozent
Viele Grüsse
Andrés