Marktplatz unterm Radar: Fruugo

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„Wer oder was ist Fruugo?“ Diese Frage haben wir uns vor kurzem bei einer Analyse für eine Marke gestellt. Neben diversen Onlineshops und dem Schweizer Marktplatz Galaxus war Fruugo einer der im Google-Shopping-Reiter gelisteten Verkäufer dieser Marke.

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Online-Marktplatz Fruugo — Quelle: Printscreen www.fruugoschweiz.com

Fruugo ist ein globaler Online-Marktplatz, der Händler und Marken mit Konsument*innen aus inzwischen 42 Ländern zusammenbringt. Der Marktplatz ist besonders stark im Cross-Border-E-Commerce: Bei 85 % der Transaktionen stammen Verkäufer und Käufer nicht aus demselben Land.

Lokalisierung und Kunden-Betreuung als USP

Diese Lokalisierungsleistung ist es denn auch, die Fruugo gegenüber interessierten Händlern und Marken hervorhebt: Wer seine Produkte auf Fruugo anbietet, profitiert von einer automatisierten Übersetzung der Produktdaten in 28 Sprachen sowie einer Währungsumrechnung in 31 Währungen.

Grundvoraussetzung für den Anbieter ist allerdings, dass dieser mindestens in zwei Länder, in denen Fruugo aktiv ist, versendet sowie dass er die Lieferung zum Kunden innert 14 Tagen sicherstellen kann. Zur Unterstützung bei der Cross-Border-Logistik hat Fruugo gar im Frühling letzten Jahres einen Logistik-Service gestartet (Fulfilment by Fruugo).

Ausserdem wirbt Fruugo mit spezifischer Kundenbetreuung (sprich: Account Manager für Verkäufer): „Fruugo ist kein gesichtsloser Marktplatz“, heben sie auf ihrer Website hervor unter den 10 Gründen, auf Fruugo zu verkaufen — ein Seitenhieb gegen Amazon, Aliexpress oder Wish.

Ebenfalls im Unterschied zu Amazon ist Fruugo kein völlig offener Marktplatz: Wer sich als Verkäufer registrieren möchte, wird aufgefordert, Angaben darüber zu machen, wie viele Produkte über den Marktplatz angeboten werden werden und wie viel Umsatz bereits auf anderen Marktplätzen mit denselben erzielt wird.

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Fruugos Anforderungen an Verkäufer — Quelle: YouTube: „Meet the Marketplace — Fruugo“ (11:04)

Zudem werden Verkäufer in der Anfangsphase, der sogenannten Incubation Phase, begleitet und erhalten Reports und Optimierungstipps von Fruugo. Fruugo zieht 15 % Verkaufsprovision ein, weitere Gebühren, etwa fürs Listing oder Marketing, werden nicht erhoben.

Schweiz ist einer der wichtigsten Märkte

In der Schweiz scheint der Marktplatz nicht wirklich bekannt. Bei Erhebungen zur Beliebtheit von Online-Marktplätzen taucht Fruugo neben Ricardo, Digitec Galaxus, Amazon, Microspot, Zalando, Tutti, Ebay, Anibis, Wish oder Aliexpress nicht auf.

Daher ist doch überraschend: In einer Präsentation von Chief Revenue Officer (CRO) Håkan Thyr, die auf YouTube zu finden ist, nennt dieser die Schweiz als einen ihrer wichtigsten Märkte („We do really well in Switzerland“) neben UK, Schweden und Norwegen.

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Die Schweiz ist unter den Top 10 Märkten — Quelle: YouTube: „Meet the Marketplace — Fruugo“

Traffic kommt von Google Shopping

Wenn also Fruugo in der Schweiz nicht bekannt ist, wie gelingt es der Plattform, Traffic auf die Seite zu bringen? Eine mögliche Erklärung auf diese Frage liefert Fruugos CRO in genannter Präsentation: „We have somewhat a different way of driving traffic. So I would say 90 plus percent of our traffic comes from digital marketing, predominantly Google shopping, so we invest heavily in driving directly to product pages.“

Wer ein Produkt auf Google suche, finde mit grosser Wahrscheinlichkeit Fruugo im Google Shopping Carousel als Verkäufer, meint Håkan Thyr. Nur sehr wenige Menschen würden ihren Einkauf direkt bei Fruugo beginnen. Die Customer Journey startet also bei Google, geht über die Produktdetailseite und dann meist direkt in den Checkout.

Fruugo sei aber dabei, dies schrittweise zu ändern. Gelingt es ihnen, könnten sie massiv einsparen, denn zur Zeit gehe, so Håkan Thyr, von den 15 % Provisions-Einnahmen etwa die Hälfte direkt an Google für die Bewerbung der einzelnen Produkte.


Weitere Hintergrundinfos: Fruugo wurde 2006 in Finnland gegründet, agiert inzwischen aber aus Grossbritannien. Vor zwei Wochen hat das Unternehmen bekanntgegeben, einen Börsengang zu beabsichtigen. Auf einer Rangliste der Financial Times mit den am schnellsten wachsenden Unternehmen belegte Fruugo dieses Jahr Platz 285. Gemäss eines Artikels von E-Commerce News Europe hat sich das gesamte Transaktionsvolumen von Fruugo im Pandemiejahr 2020 auf fast 116 Millionen Euro mehr als verdoppelt.

Erste Erfahrungen mit dem Kauf auf Fruugo macht die Autorin dieses Artikels zur Zeit selbst: Sie hat Ersatz Ear Pads für Over Ear Kopfhörer gesucht und ist über Google Shopping auf Fruugo gestossen. Erst bei Erhalt der Versandbestätigung wurde dann auch der dahinterstehende Verkäufer ersichtlich: Eine Firma aus Shenzhen.

Wir haben Fruugo per E-Mail kontaktiert und einige Fragen gestellt, jedoch noch keine Antworten erhalten. Wer als Händler oder Marke bereits Erfahrungen mit dem Verkauf über Fruugo gemacht hat: Wir freuen uns, mehr darüber zu erfahren.



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