Volg und Landi sind die beiden bei den Konsumenten wohl bekanntesten Unternehmungen der genossenschaftlich organisierten Fenaco-Gruppe der Schweizer Landwirte.
Und just diese beiden Unternehmen sind kürzlich mit eigenen Onlineshopping-Plattformen gestartet. Der Volgshop vor wenigen Monaten zur Jahresmitte, Landi nun vor wenigen Tagen.
Beide Onlineshops kommen im Branchenvergleich doch eher rustikal daher und man darf sich zurecht fragen, ob diese den heutigen Nutzererwartungen entsprechen oder anderseits, welche Nutzer damit angesprochen werden wollen.
Volg
Der Volgshop widerspiegelt das Dorfladenkonzept der stationären Formaten und kommt vergleichbar nüchtern daher.
Ebenso nüchtern der reduzierte Funktionsumfang; angefangen bei einem Navigationskonzept aus den Anfängen des E-Commerce über eine Suche, die auch Basisanforderungen wie Fehlertoleranz vermissen lässt bis hin zu rechtlich kritischen und fehlenden Altersverifikation beim Bestellen von Spirituosen (Nachtrag: Beim Registrieren des Kundenkontos musste das Geburtsdatum erfasst werden).
Interessant hingegen die doch attraktiven Lieferkonditionen mit einer kostenlosen Lieferung ab 100.- und bei kleineren Bestellwerten für lediglich 10.-. Versandt wird per Post und die Kommissionierung erfolgt mutmasslich aus einer nahe gelegenen und entsprechend grossen Filiale worauf die Bestellbestätigung schliessen lässt.
Die Lösung vom Volgshop mutet zwar wenig zeitgemäss an, deutet jedoch auf eine bewusst reduzierte Komplexität hin bei der Umsetzung von Systemen und Prozessen. Ja geradezu fast wie einem MVP-Ansatz. Spannend, dass die Lösung auf Woocommerce umgesetzt wurde, einem Shop-Plugin für WordPress.
Denn bzgl. Sortimentsbreite braucht man sich vor den Mitbewerbern nicht zu verstecken. Frische (Gemüse, Obst, Milchprodukte etc.) sind im Angebot.
Nur schade, dass die prominente Bewerbung des Shops auf Volg.ch mit dem grossen Banner nicht zum Ziel führt infolge ungültiger Verlinkung.
Landi
In der Branche war der Onlinestart von Landi schon länger erwartet worden und diese Woche wurde das Onlineangebot lanciert, wie die Bauernzeitung ankündigte:
5000 Artikel sind zirka zwei Stunden nach der Bestellung im Laden abholbereit, weitere 3000 Artikel können nach rund fünf Tagen abgeholt werden.
Auf dem Netzwerk von 130 Läden kann der Kunde seinen bevorzugten für die Abholung wählen. Rund 1500 Artikel können die Kunden auch nach Hause bestellen.
Analog dem Volgshop kommt auch Landi hemdsärmelig daher, ist mutmasslich jedoch eine Eigenentwicklung basierend auf dem ASP.net Framework.
Veglichen mit der eigentlichen Baumarkt-Rallye die in der Schweiz seit einiger Zeit läuft, kommt auch Landi eher einfach daher. Produktinformationen wie Bilder sind in Relation minimalistisch bis gar nicht vorhanden und auch die Such- und Filteroptionen bestenfalls rudimentär.
Anderseits entzieht sich Landi dem Vergleich mit den anderen Mitbewerben partiell durch den hohen Anteil an Eigenmarken wie auch der Fokussierung auf landwirtschaftliche Produkte. Einhergehend damit eine mutmasslich hohe Loyalität der Kundschaft.
Einschätzung der beiden Shops
Im Vergleich mit dem Volgshop scheinen die Prozesse und Systemanbindungen bei Landi doch tiefgreifender zu sein, soweit dies die Aussensicht zulässt. Worauf man wiederum schliessen darf, dass man sich bei Fenaco bzgl. Landi doch ernsthaft mit E-Commerce auseinandersetzt. Nicht zuletzt wohl, da fast alle Mitbewerber bereits seit Längerem online sind. Hingegen fällt Landi im Mitbewerbervergleich bzgl. Funktions-, Informations- wie auch Sortimentsumfang deutlich ab.
Der Volgshop hingegen weist eher auf einen einfachen Pilotbetrieb hin, bei dem die Resonanzfähigkeit am Markt wie auch die internen Prozesse und Systeme wohl getestet werden sollen.
Persönlich finde ich diesen Mut beim Volgshop bemerkenswert und dieses wahrscheinliche low-budget Setup durchaus nachahmenswert. Und ich gestehe, dass ich verblüfft war zu entdecken, dass man die aktuelle Version des Volgshops gar mit Woocommerce an den Start brachte. Chappeau.