Vision 2044 – wie wir leben, wie wir einkaufen und mehr

0
2433

Eigentlich wollte ich mir nur einige Gedanken machen, wie E-Commerce in der Zukunft aussehen könnte.

Herausgekommen ist eine beänstigende Zukunfts-Vision und ja, E-Commerce kommt immer noch vor (wenn auch leicht anders als heute).

24. Juni 2044

Ich sitze am Frühstückstisch und esse mein Lieblingsfrühstück: Gebratene Speckstreifen, eine grosse Portion Rührei mit Schnittlauch, gegrillte Tomaten und gebratene Champignons und – das ist zwar nicht Englisch, aber weil ich es liebe – ein grosses Glas kalte Milch. Alles schmeckt super!

Eigentlich ist es schade, dass man das Meiste davon nicht mehr kaufen kann. Es sind unzählige Jahre her, dass ich in echten Speck oder anderes Fleisch gegessen oder gar Milch getrunken habe. Mein Frühstück habe ich trotzdem genossen – dank ES.

Ohne ES geht gar nichts mehr!
Genau 79.6% aller Bewohner der Schweiz haben ES eingebaut. Jene die es nicht haben sind die ganz kleinen Kinder, die ganz Alten, welchen ES nicht geheuer erscheint und dann gibt es noch eine geringe Zahl von Aussteigern man nennt sie die Paranoiden. Der Rest der Bevölkerung hat ES eingebaut.

ES, bzw. ES-Sight ist eigentlich ganz simpel. Vor ES-Sight gab es Google Glass, was ansatzweise so funktionierte wie ES-Sight. ES ist hinter den Augen eingebaut und greift direkt auf die beiden Sehnerven zu. Alles was das Auge sieht wird von ES verarbeitet und kann zu verschiedensten Zwecken genutzt werden. Gleichzeitig kann ES auch Signale auf die Sehnerven geben, so dass sich Bildschirme erübrigen.

ES kann somit Signale von den Sehnerven aufnehmen und einen bestimmten Teil des Bildes überlagern oder ersetzen, so dass im Hirn etwas anderes ankommt als man sieht.

Das ist eigentlich nichts Neues. Früher hat man das Augmented Reality genannt, während es heute nur noch ein Oberbegriff ist. Heute spricht man z.B. beim optischen Augmented Reality von Augmented Sight Reality genannt, kurz AR-Sight. Es gibt aber auch weitere wie z.B. AR-Smell und AR-Hearing. Hier eine kleine Auflistung, der wichtigsten AR’s welche es bisher gibt:

  • AR-Sight
  • AR-Smell
  • AR-Hearing
  • AR-Taste
  • AR-Touch
  • AR-Feelings

Natürlich werden alle AR-Funktionen von einem oder mehreren ES-Modulen gesteuert. Die Zentrale bildet ES-Sight, weil das immer zuerst eingebaut wird. Darum wird ES-Sight auch meist einfach nur ES genannt. ES ist auch die Verbindung zum Server von ES, der irgendwo in den USA steht.

Ein Erwachsener Mensch hat alles ausser AR-Touch eingebaut. Touch ist trotz jahrelangen Entwicklungen noch fast unbrauchbar, da es ungemein komplizierter ist, alle Berührungs-Nerven anzuzapfen, als z.B. die beiden Sehnerven. Auch Feelings ist noch nicht wirklich das wovon man träumt, aber immerhin ist es soweit, dass man Gefühle wie Frust, Hunger, Liebeskummer, Depressionen und Demotivation (auch innerer Schweinehund genannt) übersteuren kann.

Generell ist man der Meinung, dass die ganze AR-Sache noch in den Kinderschuhen steckt. Man darf echt gespannt sein, was die Zukunft bringt!

Für mein Englisches Frühstück, habe ich übrigens ein Gemisch aus Seetang, Sesam-Samen und Broccoli in verschiedenen Konsistenzen und Temperaturen gegessen und getrunken habe ich einen Multivitaminsaft. Dank Sight, Smell und Taste, welche mir Speck, Eier usw. sozusagen vorgegaukelt haben, konnte ich auf Knopfdruck mein Liebelingsfrühstück geniessen. Meine Frau und die Kids haben übrigens dasselbe gegessen, aber alle haben ihr jeweiliges Wunsch-Früstück genossen.

Es gibt immer wieder kontroverse Diskussionen, ab welchem Alter man ES einsetzen darf oder soll. Alle vernünftigen Eltern lassen bei Kindern im Kindergarten-Alter ES-Sight einbauen, aber üblicherweise sind dann alle AR-Funktionen am 10. Geburtstag drin.

Es ist ganz einfach unpraktisch und zudem sauteuer, wenn man für die Kinder echte Lebensmittel organisieren will. Viel praktischer läuft’s mit ES. ES kennt mich zum Glück bis ins Detail: Meine Blutwerte, meinen Gemütszustand, meinen Stress-Level, was ich zuletzt gegessen habe, mein Bankkonto, was ich zu hause im Kühschrank und sonst habe usw.

Der ES-Server wiederum kennt natürlich alle Infos von allen Produkten die es zu kaufen gibt und Dienstleistungen die man beziehen kann. Was nicht in ES gelistet und in allen Details beschrieben ist, wird schlicht nicht gekauft. Die Logistik-Zentren von ES (es gibt keine anderen Logistik-Zentren) sind in der Lage über ein ausgeklügeltes Vakuum-Tunnel-System Waren in grosser Menge zwischen den einzelnen Logistik-Zentren in den verschiedenen Ländern und Kontinenten sehr schnell zu verschieben. Ware von den USA nach Europa zu verschieben dauert nur selten länger als zwei Stunden.

Die allermeisten Produkte kauft ES automatisch für mich ein. Es ist jedoch auch möglich, Wünsche an ES zu richten und ES entscheidet dann anhand von hunderten von Parametern von mir, meinen Konfigurationen und meinem Umfeld was am besten passt und bestellt automatisch aus den gelisteten Produkten und Dienstleistungen –  vorausgesetzt man hat es noch nicht und das Bankkonto lässt es zu. Bei diesem Punkt ist ES manchmal etwas pingelig.

Nur ganz sehr selten muss man eingreifen und selbst entscheiden. Dies ist immer sehr ärgerlich, denn es stört den Tagesablauf massiv und zudem ist die Usabilty für das Handling dieser Entscheide aus dem letzten Jahrtausend. Aber man muss damit leben!

In meiner Kindheit gab es noch oft so eine Art Zwischending zwischen Herstellern und Konsumenten genannt Händler. Diese gibt es meines Wissens nicht mehr – ist dank ES auch nicht nötig. Man könnte ES als Händler bezeichnen, aber auch als Entscheider, Lebensplaner, Jobvermittler und vieles mehr.

Die einzige Firma, welche immer wieder Radau gegen ES und den frühen Einbau von ES bei Kindern macht ist eine alte, kleine Firma namens Google. Früher, so heisst es, sei Google eine grosse Firma gewesen und habe von sogenannten Werbeeinnahmen gelebt. Echt lustig! Ich kann es fast nicht glauben und dies, obschon ich das in meiner Kindheit auch noch selbst erlebt habe.

Seit es ES gibt, gibt es keine Werbung mehr. Google verdient sein Geld mit einer sogenannten Suchmaschine und bezahlten Listings. Je weiter oben man gelistet sein will, desto mehr bezahlt man. Da ich ES habe, benötige ich Google nicht. Die einzigen, welche Google benutzen sind Kinder und die Paranoiden.

Wenn man von früheren Zeiten hört, dann hat die Menschheit noch vor 20 bis 30 Jahren in einer Art Albtraum gelebt. Da gab es massenhaft Unfälle und sogar hungernde, unglückliche oder kranke Menschen!

Dies ist alles Vergangenheit! Kriminalität gibt es zum Glück kaum noch und wenn dann vor allem unter den Paranoiden – und in alten Filmen.

ES verteilt die vorhandenen Nahrungsmittel so geschickt an die Menschen, dass immer alle genug haben und satt sind. Dank AR-Feelings hat kein Mensch je ein Hungergefühl, bzw. das Hungergefühl wird schön dosiert gesteuert für die notwendige Nahrungsmittelaufnahme.

Habe ich bereits erwähnt, was ES kostet? Sie werden es nicht glauben: Gar nichts! Nicht einmal für den Einbau muss man selbst bezahlen. Im Gegenteil, wenn man sich ES einbauen lässt, gibt es dazu kostenlos ein 2-wöchiges Trainings-Camp. Aber eigentlich handelt es sich um kostenlose Ferien an einem coolen Ort nach Wahl.

Sie wollen wissen, wie sich ES finanziert? Ganz einfach! Es ist ja wie bereits erwähnt eine Art Händler und verdient an jedem verkauften Produkt ein wenig mit. Zudem hat ES noch einen andern Business-Case: Staaten. Praktisch alle Staaten bestechen unterstützen ES kräftig mit finanziellen Mitteln. Im Gegenzug lässt ES gewisse staatliche Kontrollen und Zensuren zu. Aber es gibt weitere echt sinnvolle Features, die Staaten nutzen können. Dazu gehört beispielsweise der uneingeschränkte Lese-Zugriff auf die ES der Bewohner. Es gibt keine ES-Menschen, welche unerlaubte Dinge tun. Sie werden automatisch und sofort durch ES bestraft. Natürlich geht da alles immer mit rechten Dingen zu. In jedem Land wird man nach den Regeln und Gesetzen bestraft, die der Staat vorgibt. Für kleine Vergehen z.B. wird man für eine Stunde lang blind oder muss eine Woche lang eklige Dinge essen.

Die Liste der Vorteile, welche ES bieten sind fast unübersichtlich. Nur noch ein Beispiel, wie Staaten mit ES Geld sparen. ES ermöglicht einen kontrollierten und würdevollen Abgang der Menschen aus dem Leben. Natürlich arbeitet jeder Mensch, bis er nicht mehr kann (ES hilft, den inneren Schweinehund zu überwinden). Gegen den Schluss werden dann die Aufgaben ja auch einfacher und weniger anstrengend bis der Körper nicht mehr kann und kurz bevor dann der Pflegefall eintritt gibt es ein ein friedliches Einschlafen. Dies erfolgt optimal abgestimmt auf den Gemütszustand und das Umfeld des entsprechenden Menschen, so dass der friedliche Tod im Schlaf jeweils ein feierliches Ereignis ist. Dies ist echt kein Vergleich mit der Situation vor ES, als alle mit Sterbehilfe das Leben beendet haben oder noch schlimmer, als man nicht wusste, wann das Ende nahte.

Mist! Ich hätte noch so viel zu erzählen, aber ich habe gerade folgende Message erhalten und muss ES rebooten (dies ist auch so ein Usability-Ding aus dem letzten Jahrtausend):

MS_ES

 

 



HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Bitte fügen Sie ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie ihren Namen hier ein