Heute erreichte uns die Meldung, dass der Möbel- & Deko Shop von Butlers auch in der Schweiz gestartet ist. Gerade in der aktuellen Situation des EUR/CHF Kurses eine potentiell spanende Nachricht. Haben sie so schnell reagiert und machen nun attraktive Angebote?
„Ohne separate Zollgebühren“ und „Versandkostenfrei ab CHF 99“ springen mich auf der Startseite an. Das macht doch Hoffnung.
Doch die Hoffnung stirbt zuletzt!
Ehrlich gesagt, kann ich diesen Beitrag nur mit grosser Mühe schreiben. Meine Augen sind noch ganz geschwollen von dem was ich bei einem kurzen Review gesehen habe nachdem ich dann ohne Behinderung durch eine Zwangsumleitung auf der Deutschen Seite die Preise zwischen den beiden Ländern verglichen habe. Hier der Artikel im Schweizer Shop, und hier in Deutschland:
Ein Produkt bei Butlers.ch
Das Produkt bei Butlers.de:
Bilder: Screenshots vom 28.01.2015
Eines der ersten, und leider ein typisches Beispiel, ist dieser Artikel. Fassungslos nehme ich den doppelten Preis in der Schweiz zur Kenntnis. Muss ein Ausrutscher sein denke ich mir. Aber Nein, der Wahnsinn hat System. Man muss nicht den aktuellen Kurs auf die Nachkommastelle wissen um das „Nehmen wir mal den EUR Preis x 2“ System zu erkennen. Ja, es gibt auch Produkte, bei denen ist dies nicht ganz so schlimm, aber auf einen in der aktuellen Situation angebrachten Faktor kommt man nie. So muss es den Leuten bei dem Hot Dog in Davos gegangen sein.
Wie bekomme ich denn den Butler?
Diese Frage beschäftigt mich nun. Bei diesem Preisunterschied muss mir doch ein privater Butler diesen Artikel bringen, aufbauen, und noch eine Woche abstauben. Aber leider habe ich hierzu keinen Hinweis gefunden.
Was die Sache ja noch schlimmer macht, wir vergleichen hier Preise inkl. MwSt. wenn ich die 11% Differenz nun noch dazu zähle, beginne ich auch noch mich zu kneifen. Immer stärker – das träume ich doch gerade?
Leider nein – Das machen die einfach so!
Warum denn nur? Nun, Butlers hat gemäss Landkarte 5 Filialen in der Schweiz. Diese werden wohl schon immer zu diesen Preisen verkauft haben. Ein altes aber überdenkenswertes Multi-Channel „Gesetz“ sagt nun, „Klar, machen wir online auch den Preis aus der Filiale“. Und Porto kommt noch oben drauf. (14.95 bis zum Warenwert von CHF 99.-) In der Kommunikation lassen wir uns noch den Gag mit den nicht erhobenen Zollgebühren einfallen. Was als Aussage bei einem Händler mit Filialen ohnehin eher als Witz zu verstehen ist. Denn der Kunde nimmt ihn doch als lokalen Anbieter wahr. Oder klebt das Schild auch an der Filiale?
Nein Zollgebühren werden nicht erhoben – man verkauft den Schweizer Kunden mal wieder für dumm. Das diese „Preistransparenz im Internet“ wieder verschwinden wird, scheint da bei Butlers noch eine geheime Hoffnung zu sein.
Was sind die Optionen für den Kunden?
Kunden in der Umgebung von der Filiale in Basel kennen ja den Weg nach Freiburg, die in Winterthur den Weg nach Konstanz. Dort sind Butlers Filialen. Am besten bieten diese Filialen noch einen „Tax Refund“ an. Das wäre dann ein richtiger „Schenkeklopfer“. Alle Kunden die sich nicht als „Einkaufstouristen“ outen wollen, bestellen doch einfach im Deutschen Online Shop und nutzen z.B. einen Service wie meinEinkauf.ch um die Ware für einen fairen Aufschlag zu sich in die Schweiz liefern zu lassen. Zum Europreis natürlich.
Allen andern, denen gerade langweilig ist und die mal in einer Filiale vorbei schauen, suchen doch immer den besichtigten Artikel im Deutschen Shop raus und zeigen dem Filialeiter ihr Smartphone.
Bitte nicht falsch verstehen:
Das Produkte in der Schweiz etwas teurer sein müssen um die höheren Mieten und die höheren Löhne zu zahlen ist wohl jedem klar. Aber diese Differenzen sind einfach gerade jetzt viel zu heftig. Auch bei einem Kurs von 1,20 wären sie noch zu stark.
Was ist die Option für Butlers?
Entweder Preise auf allen Kanälen reduzieren oder dann nur runter mit den online Preisen. Halt! Da sind ja noch die Filialen! Ich würde es mal durchrechnen was es mittelfristig bedeuten würde, diese zu schliessen und sich für die Schweiz voll auf E-Commerce zu fokussieren und mit knackigen Preisen den einheimischen Händlern mal ein online Licht aufgehen zu lassen. Aber ja, dann müsste Butlers zu einer online Marke mit entsprechenden Budget und Konzept aufgebaut werden. Das funktioniert dann anders als ein neuer Laden. Das mag nun krass klingen, aber das ist in meinen Augen vielversprechender als hier weiter in die Fläche zu investieren und sich mit total überhöhten Preisen komplett lächerlich zu machen.
Diese oder weitere Optionen würde ich ja gerne mal mit den Verantwortlichen diskutieren. Natürlich zum doppelten Tagessatz. Dann klappt das auch mit dem Butler 😉
Es gibt für die Kunden noch eine weitere Option: Nur bei seriösen Anbietern einkaufen. Das geschilderte Beispiel gehört zweifellos nicht dazu. Leider ist es nicht das einzige. Manufactum, Walbusch, Magazin usw. gehören in die gleiche Schublade. Eigentlich müsste man eine Liste von diesen Unternehmen publizieren.
[…] haben die Kollegen von Carpathia.ch einen ganz neuen Fall aufgedeckt. Und zwar ist der bekannte Möbel-, und Dekorationshop Butlers […]
[…] Butlers jetzt mit Schweizer Online-Shop – Und einen Butler gibt’s dazu! […]
Kommentar zur Bemerkung: Nein Zollgebühren werden nicht erhoben – man verkauft den Schweizer Kunden mal wieder für dumm.
Der vorliegende Text zeugt von einer regen Unwissenheit des Autors bezüglich des transnationalen Warenverkehrs zwischen der Schweiz und der EU. Es ist bereits gängige Praxis von grossen E-Commerce Händlern und realisierbar, dass der Kunde keinen Zoll auf die Warensendung aus der EU zahlt, da die Warensendungen bereits vorverzollt sind und vom Versender übernommen werden. Die Vorverzollung wird häufig von speziellen Dienstleistern übernommen, was jedoch alles seinen Preis hat. Dies wirkt sich selbstverständlich auf den Preis im Schweizer Onlineshop aus, da nicht nur teure Versandkosten entstehen, sondern auch das sehr kostspielige Verzollungsverfahren übernommen werden muss. Dies hat häufig zur Konsequenz, dass sich der Schweizer Preis nahezu verdoppelt.
Danke Martin Dobler für den Kommentar. Von Unwissenheit kann kaum die Rede sein. Zahlreiche unserer Kunden sind im Crossborder-Bereich tätig und wir kennen die Details, die Prozesse, die Preise und die Akteure.
Und es ist eben gerade diese Erfahrung, die das Pricing bei Butlers so unglaubwürdig macht. Die Importprozesse sind heute effizient und kostengünstig realisierbar, wenn man mit den richtigen Partnern zusammenarbeitet und seine Prozesse im Griff hat. Die Netto-MwSt-Differenzen von 11% sollte die Cross-Border Transaktion alleine schon finanzieren können. Bei einer beinahe EUR-CHF-Parität rechtfertigt dies keinesfalls eine Umrechnung von x2. Butlers scheint da schlecht beraten zu sein, mit den falschen Partnern zusammen zu arbeiten oder seine Prozesse nicht im Griff zu haben. Vermutlich ist es von allem etwas.