E-Commerce ist heutzutage weit mehr als der Betrieb eines Onlineshops. Wer über Onlinekanäle verkauft oder verkaufen möchte, muss sich mit dem Geschäftsmodell der Onlineplattformen auseinandersetzen, im Speziellen mit «multi-sided Platforms», auf Deutsch: mehrseitige Plattformen.
Der Begriff «multi-sided» stammt daher, dass diese Plattformen zwei oder mehrere Kundengruppen zusammenbringen und ihnen ermöglichen, zu interagieren. Im Kontext von E-Commerce handelt es sich bei diesen Plattformen in «Reinform» um Onlinemarktplätze.
Solche Plattformen kommen jedoch nicht nur in Reinform vor: Immer mehr verschmelzen sie mit klassischen E-Commerce-Geschäftsmodellen und verändern die E-Commerce-Landschaft nachhaltig. Ein gutes Beispiel ist Galaxus.ch, denn der einstige Online-Retailer entwickelte sich zu weit mehr als einem Marktplatz.
Galaxus tritt als Retailer und Onlinemarktplatz auf und verbindet unterschiedliche Gruppen, wie Marktplatzhändler, Lieferanten, Privatkunden, B2B-Kunden oder Service-Dienstleister. Durch die netzwerkartige Verbindung dieser Gruppen und das Matching von Interessen wird Wert generiert.
Onlinehändler sollten sich überlegen, ob sie platttformbasierte Geschäftsmodelle zu ihren Gunsten nutzen können. Sie könnten selbst Teil, bzw. Nutzer einer Plattform werden oder, das eigene Geschäftsmodell zu einer Plattform weiterentwickeln. In jedem Fall ist es empfehlenswert, sich mit der Geschäftslogik von mehrseitigen Plattformen auseinander zu setzen, um diese zu verstehen.
Die grundlegende Logik hinter mehrseitigen Plattformen
Eine mehrseitige Plattform stellt unterschiedlichen Gruppen eine gemeinsame Plattform für Interaktionen zur Verfügung. Es gibt also nicht «den einen Kunden». Im E-Commerce sind das oft Marktplätze oder marktplatzähnliche Geschäftsmodelle. Die Plattform generiert Wert, indem Nachfrage und Angebot zusammengebracht werden.
Je besser dieses Matching zwischen Nachfrage und Angebot funktioniert, desto mehr Wert wird generiert. So streben Plattformen danach, ihr Netzwerk und die Datenbasis auszubauen, um noch mehr Interessen noch effizienter zu matchen.
Fähigkeiten und Ressourcen gezielt aufbauen
Eigene Untersuchungen im Rahmen des MAS Digitale Transformation der ZHAW School of Management and Law zeigen, dass neun Value Driver massgeblich für den Erfolg mehrseitiger Plattformen im E-Commerce verantwortlich sind.
Diese lassen sich in technologieorientierte, kompetenzorientierte und angebotsorientierte Value Driver unterteilen. Diese Value Driver bilden die Basis für Wettbewerbsvorteile und Übergewinne.
Die technologieorientierten Value Driver fokussieren auf die Plattform und steigern die Plattform-Funktionalität, die Automatisierung und die Konnektivität.
Die kompetenzorientierten Value Driver befassen sich mit der Innovationskompetenz, der Datenkompetenz und der Verfügbarkeit kritischer Mitarbeiterkompetenzen.
Die angebotsorientierten Value Driver fokussieren auf das Angebot und die Attraktivität der Plattform, bzw. des Netzwerks, indem komplementäre Leistungen angeboten werden, das Vertrauen gesteigert wird und die Attraktivität des Angebots durch eine zunehmende Unternehmens- und Netzwerk-Grösse steigt.
In den folgenden Beiträgen dieser Mini-Serie werde ich vertiefter auf diese drei übergeordneten Gruppen, die technologieorientierten, die kompetenzorientierten und die angebotsorientierten Value Driver, eingehen.
Gratulation zum erfolgreichen Studienabschluss
Carpathia gratuliert Martin Egli herzlich zum Abschluss seines Master of Advanced Studies in Digitale Transformation an der ZHAW School of Management and Law. Durch seine Erfahrung bei Digitec Galaxus hat er die Entwicklung und Funktionsweise von mehrseitigen Plattformen hautnah miterlebt. Mit seiner Masterarbeit «Die Value Driver von netzwerkbasierten Geschäftsmodellen im E-Commerce» konnte er sein Wissen für diese Art von Geschäftsmodellen im Kontext von E-Commerce vertiefen.