Black Friday an allen Ecken und Enden diese Woche – der Schweizer Detailhandel hat eine neue Sau, welche er durchs Dorf treiben kann. Dabei zeigt sich einmal mehr dessen Hilf- und Phantasielosigkeit. Man bemüht sich eines schon fast traditionellen US-Events, ohne dessen Hintergründe wirklich zu kennen.
Auslaufmodell Black Friday
Black Friday ist der Freitag nach dem us-amerikanischen Erntedankfest, dem sog. Thanksgiving. Und Thanksgiving ist in der retail-always-open Welt der USA einer der ganz wenigen Tage, an welchem die Shopping-Tempel geschlossen haben. Aber auch diese Usanz bröckelt.
Rsp. sie öffnen dann um Mitternacht, um die shopping-hungrige Bevölkerung in die Läden zurückzubringen und ködern sie mit unglaublichen Rabatten. So gilt der Black Friday als Auftakt für das Weihnachtsgeschäft mit teilweise kuriosen Szenen (in der Vergangenheit):
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Im Zeitalter des E-Commerce hat natürlich auch der stationäre Black-Friday seinen Mythos verloren. Denn die Onlineshops haben selbstverständlich weder an Thanksgiving noch an anderen Tagen geschlossen und ködern bereis seit Tagen mit Promotionen.
Black Friday 2015: Stationär mau – online top
So kommt es wie es kommen muss. Am gestrigen Black Friday haben vor allem die Onlineumsätze zugelegt, aber nicht nur am Freitag, sondern bereits die ganze Woche wie Reuters USA resümiert:
The National Retail Federation is expecting holiday sales to rise 3.7 percent, slower than last year’s 4.1 percent growth rate, due to stagnant wages and sluggish job growth.
Und die Handelszeitung schreibt hierzu:
Der traditionelle «Black Friday» scheint dieses Jahr weniger Kunden in die Läden zu locken als in früheren Jahren. Nicht betroffen vom Rückgang ist dafür das Online-Geschäft. Dieses boomt 2015.
Und in den stationären Geschäften blieb sowohl in UK wie auch in den US der ganz grosse Ansturm aus. Und die aktuelle Sicherheits-Situation hat bedauerlicherweise den Shift von Offline zu Online noch verstärkt. Und so fasst denn auch BBC UK zusammen.
Black Friday: UK stores see slow trading
Online Black Friday shopping ‚busier‘ than last year
Während die stationären Händler hierzulande mit dem erstmals in diesem Ausmass spürbaren Black Friday die wegen anhaltender Auslandeinkäufe und Online-Verschiebungen ohnehin schon stark unter Druck stehenden Jahrsumsätze noch zu retten versuchen, scheint der Black Friday Zauber in den USA nach Jahren des Erfolges vorbei.
Alibaba: EUR 10 Milliarden Onlineumsatz in 12 Stunden
Was online wirklich bewegen kann zeigt der weltweit grösste Einkaufstag, der sog. „Singles Day“ am 11.11. in China. Laut Handelszeitung hat Alibaba in diesem Jahr einen absoluten Rekordumsatz online erzielt:
Bei Alibaba, der grössten Internet-Handelsplattform des Landes, wurde der Bestwert von umgerechnet 8,65 Milliarden Euro aus dem Vorjahr bereits zur Mittagszeit mit rund 10 Milliarden Euro deutlich überboten.
Und die Finanz und Wirtschaft hat dies wunderbar visualisiert mit den 2014er Zahlen.