Keine Lieferung mehr an Schweizer Adressen durch Amazon.com (USA)

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Amazon informierte heute Abend alle Schweizer Kunden ihrer us-amerikanischen Website Amazon.com per E-Mail, dass ab dem 26. Dezember 2018 Schweizer da nicht mehr einkaufen könnten rsp. keine Lieferungen mehr in die Schweiz erfolgen würden. Ausgenommen davon seien digitale Güter wie E-Books u.a.

Information von Amazon an Kunden mit Schweizer Adresse "Changes to international shopping on Amazon from 26 December 2018"
Information von Amazon an Kunden mit Schweizer Adresse „Changes to international shopping on Amazon from 26 December 2018“

Begründet wird diese Änderung durch die per 1. Januar 2019 in Kraft tretende Änderung für internationale Händler. Im Klartext, ab dem kommenden Jahr sind alle internationalen Händler mit einem globalen Gesamtumsatz von über CHF 100’000 bei Lieferungen in die Schweiz zur Abgabe der MwSt verpflichtet, ab dem ersten Franken, ohne Freigrenze.

Unternehmen, die weltweit einen Umsatz von mindestens 100‘000 Franken erzielen, werden ab dem ersten Franken Umsatz in der Schweiz mehrwertsteuerpflichtig.

Die Teilrevision der MwSt trat bereits per 1. Januar 2018 in Kraft. Für den Versandhandel musste diese Frist um 1 Jahr verlängert werden, da die Post aufgrund ihrer IT-Releaseplanung erst jetzt soweit ist (Die Schweiz auf dem Weg zur Bananenrepublik).

Amazon weist die Kunden mit Schweizer Lieferadressen darauf hin, in Zukunft bei EU-Sites wie Amazon.de, Amazon.fr, Amazon.it, Amazon.es oder Amazon.co.uk zu bestellen.

Man darf davon ausgehen, dass sich das US-Unternehmen mit dieser Massnahme nicht der Schweizer MwSt unterwerfen will und diese Abführung und Abrechnung den Niederlassungen in den EU-Ländern aufbürdet. Oder wie es Mark Steier bei Wortfilter nennt:

Es ist wirklich überraschend, dass Amazon.com den Handel mit Schweizer Kunden aufgibt. Was könnten die Ursachen sein? Das Gesetz ist sehr schnell von der Schweizer Politik an den Start gebracht worden. Wahrscheinlich so schnell, dass Amazon.com nicht selbst hierauf zeitgerecht reagieren kann.

Die Tragik ist von beschränkter Reichweite, denn…

  1. …die Umsätze aus der Schweiz bei Amazon.com belaufen sich für 2017 nach unserer Schätzung lediglich auf CHF 65 Mio. Die Ländersites wie Amazon.de, Amazon.fr oder auch Amazon.it sind hier deutlich dominanter (Die umsatzstärksten Schweizer Onlineshops 2018).
  2. …bereits heute ist nur ein Rumpfsortiment von Amazon.com überhaupt in die Schweiz lieferbar, wodurch sich wieder Punkt 1 erklären lässt.

Eine Amazon.ch Domäne scheint in naher Zukunft wenig realistisch und auch ein Verkauf in CHF. Amazon ist ein internationaler Konzern und die Schweiz ein sehr beschränkter Markt aus deren Perspektive.

Freuen wird dies Dienstleister wie meinEinkauf.ch welche mit einer Lieferadresse in Deutschland für Schweizer Kunden das Shopping auf der „Mutter-Site“ von Amazon nach wie vor ermöglicht und die mwst-konforme Verzollung übernimmt.



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Thomas Lang, Betriebsökonom und Wirtschaftsinformatiker, unterstützte Unternehmen bei der Strategieentwicklung von digitalen Vertriebsmodellen, beim Aufbau von digitalen Geschäftsmodellen, bei Expertisen rund um Onlinehandel und der operativen Umsetzung im Bereich Organisation, Prozesse, Innovation, Change-Management und Unternehmenskultur. Er ist Gründer der Carpathia AG, der unabhängigen und neutralen Unternehmensberatung für Digital-Business, E-Commerce und Digitale Transformation im Handel. Zudem ist er Autor von zahlreichen Fachartikeln und -studien, Dozent für Online-Vertriebsmodelle an verschiedenen Hochschulen sowie gefragter Keynote-Speaker zu E-Commerce und Digital Transformation im Handel. Er ist Initiator und Organisator der Connect - Digital Commerce Conference sowie des Digital Commerce Awards. Der von ihm gegründete Carpathia Digital-Business-Blog (https://blog.carpathia.ch) zählt im deutsch-sprachigen Raum zu den wichtigsten unabhängigen Publikationen im Digitalen Handel. Medien bezeichnen ihn als digitalen Vordenker, zitieren und interviewen ihn regelmässig . Am Mittwoch 17. November hat Thomas Lang für immer die Augen geschlossen.

1 KOMMENTAR

  1. Solcherlei starrer Protektionismus nervt gewaltig, da Amazon Logistikprozesse einfach perfekt im Griff hat! Ich habe mein Smartphone bei Amazon.com bestellt (war nur dort erhältlich bzw. wollte Digitec einen Aufschlag von schlappen 60%) – der an Amazon bezahlte Preis beinhaltete bereits Versand, Zoll und MwSt, und innert anderthalb Tagen war das Ding da.
    Was ich noch nirgends gelesen habe: Welche Sanktionen drohen den Händlern? Warum gibt der Weltkonzern Amazon klein bei, statt es einfach draufankommen zu lassen? Woher weiss die Schweizer Zollverwaltung den Umsatz eines Händlers? Und gehe ich richtig in der Annahme, dass das Alibaba, Gearbest, Wish & Co. (wohl die eigentlichen Adressaten der Gesetzesänderung) kein Yotta kratzt?

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