Nach dem ersten Weckruf in diesem Blog nun der zweite in der heutigen SonntagsZeitung. Die Immobilien-Besitzer merken die Auswirkungen des boomenden Onlinehandels und machen sich sorgen:
So wird Markus Graf, Chef des Immobilienriesen Swiss Prime Site, zitiert:
Die Warenhäuser in der Schweiz mussten seit Jahresbeginn einen Umsatzrückgang von 3 bis 5 Prozent hinnehmen.» Grund für diese Entwicklung sei der hohe Wettbewerbsdruck. Dieser werde nicht nur durch den nach wie vor boomenden Einkaufstourismus verschärft, sondern auch durch einen «sehr stark wachsenden Onlinehandel». Bei SPS spricht man vom «Zalando-Effekt». Der Bedarf an Retailflächen werde deshalb schweizweit abnehmen.
Interessant, dass diese dramatischen Entwicklungen die Immobilien-Besitzer mehr zu bewegen scheint als die Handelsvertreter, die weiter am Jammern sind.
Auch bei der Grossbank Credit-Suisse sind die Immobilien-Experten nervös geworden, während die Kollegen Detailhandels-Experten noch zu Jahresbeginn die Friede-Freude-Eierkuchen-Parole verbreitet haben. Gut möglich, dass sich auch die Credit-Suisse um ihre Immobilien-Anlagen und Hypothekar-Darlehen Sorge macht – Grund dazu haben sie durchaus, wie eine zitierte Studie zum Immobilienmarkt (Studie als PDF) zeigt:
Die Experten kommen zum Schluss, dass in den nächsten 15 Jahren bis zu einem Drittel des Detailhandelsumsatzes in den Onlinekanal abwandern könnte – und entsprechend bis zu einem Drittel der Retailflächen bedroht ist.
Der Onlinehandel wächst unaufhörlich, beläuft sich aktuell aber „nur“ auf rund 6% des Detailhandelsvolumens in der Schweiz.
Wenn in den kommenden 15 Jahren also bis zu einem Drittel abwandern sollen, heisst dies, der Onlinehandel wächst auf ein Volumen von etwa CHF 35 Mrd, wenn der Gesamtmarkt auf den aktuellen 0.5% p.a. weiter wachsen würde.
Und damit würde dem stationären Handel weitere CHF 30 Mrd. verloren gehen und in den Onlinehandel abwandern.
Wie das Szenario aussehen könnte, zeigt nachfolgende Grafik. Demnach würde sich im Jahre 2020 der gesamte Detailhandel schon auf 100 Mrd. belaufen, davon der Anteil des Onlinehandels bereits 20 Mrd. – Tendenz weiter ansteigend.
Es ist also ein historischer Irrtum, weiterhin an die Grenzen des Wachstums im E-Commerce zu glauben. Vielmehr sind dringendst neue Verkaufskonzepte und spannende Cross-Channel Ansätze gefordert.
Auch ist es ein Irrtum nur zu glauben, es seien Flächen im Bereich Medien und Textil bedroht. Es sind noch ganz andere grossflächige Branchen im Visier des E-Commerce; allen voran der Möbelhandel, Spielwaren, Sport-Hartwaren und ja, ich warte noch immer, bis auch der Autohandel ins Visier genommen wird.
Höchste Zeit zu Handeln – im doppelten Sinne.
Zum Thema Autohandel. Habe ich bei meinem Garagisten im Dorf gesehen:
http://schaubag.mehrmarken.net/neuwagen
Auch hier kommt langsam bewegung in den Markt.
Die Frage ist auch, ob sich langfristig Ketten wie Media Markt halten? Die Menschen gehen nur noch ins Geschäft, lasen sich beraten, fassen das Gerät an und kaufen es günstig online. Media Markt hat wenigstens noch die Option, es günstig zu kaufen und im Media Markt seiner Wahl abzuholen, aber für Fachgeschäfte sehe ich eher schwarz.