Starker Kunde und starker Mitarbeiter
Doch Anpassungen in der Strategie, dem grundsätzlichen Geschäftsmodell und Nutzung neuer Informations-Technologien sind nur eine Seite der Medaille. Nicht minder erfolgskritisch sind Veränderungen im Bereich der Unternehmenskultur. Es gilt, Wertesysteme ggf. auf den Kopf zu stellen und tiefgreifende Machtverschiebungen für die Weiterentwicklung des Unternehmens zu akzeptieren.
Denken Sie nicht zu weit. Sie haben ein wichtiges Asset bereits im Haus. Ihre Mitarbeiter und Ihre Kunden. Predigte uns die bewährte Managementlehre noch, dass Mitarbeiter das wichtigste Asset und der Kunde König seien, so wird diese Theorie im Digitalen Zeitalter endlich Realität.
Denn jeder Einzelne hat sich selber quasi schon digital transformiert. Beobachten Sie das Nutzungsverhalten von Medien im Alltag und ertappen Sie sich selber dabei, wie Sie heute im Gegensatz zu früher kommunizieren. Wo beschaffen Sie sich Informationen zu neuen Themen, Produkten und wo buchen Sie Ihre Ferien? Willkommen in der digitalen Welt.
Pressen Sie Ihre Kunden und Mitarbeiter nicht in alte Schemen, sondern modellieren Sie ihre Beziehung neu. Moderne Unternehmen nutzen die aktuelle Dynamik für den eigenen Geschäftserfolg. Warum soll die üppig vorhandene Energie bei den internen wie externen Zielgruppen nicht erfolgreich dem Unternehmen dienen statt es qualvoll abzublocken?
„Enablen“ Sie Ihre Mitarbeiter und lassen Sie sie beispielsweise die Tools und Geräte nutzen, die sie ohnehin bereits erfolgreich im Einsatz haben. Regeln Sie die Kompetenzen neu und lassen Sie machen – lassen sie auch Fehler machen.
Involvieren Sie Ihre Kunden in Ihr Unternehmen und gestalten Sie die Kundenbeziehung neu. Zielgruppen können auch in Innovationsprozesse eingebunden werden und vieles mehr. Die Zeit des Monologs ist im digitalen Zeitalter definitiv vorbei – es ist auch das Zeitalter der Informations-Demokratie und des Miteinanders.
Der Fisch stinkt vom Kopf her
Doch die Digitalisierung des Unternehmens ist keinesfalls ein IT- oder Organisationsprojekt. Informationstechnologie soll immer nur unterstützen, nie dominieren oder gar verhindern. Auch dies setzt ein neues Selbstverständnis bei der IT voraus.
Denn Technologien, Organisations- und Prozess-Methodiken sind verfügbar. Deren Einführung wird jedoch garantiert scheitern, wenn nicht die oberste Führungsriege diese vorlebt. Denn es werden Gesetzmässigkeiten und bewährte Strukturen verändert werden, dank deren viele der heutigen Entscheidungsträger es selbst gar erst in diese Positionen geschafft haben.
Es liegt nun jedoch genau an diesen Personen, die eigene Komfort-Zone zu verlassen und Bisheriges in Frage zu stellen. Man wird Mut aufbringen müssen, Fehler zu machen und auch mal zu scheitern. Und dies sich auch einzugestehen.
Dies sind alles andere als typische Eigenschaften von Managern. Und das ist genau die Chance für Unternehmerpersönlichkeiten, die mit Herzblut den Wandel vorantreiben ungeachtet bisheriger Standesregeln und starrem Blick auf Boni und Quartalsabschlüsse (und den lange erarbeiteten Parkplatz vor der Türe). Denn es ist genau diese Starrsinnigkeit, die vielen Grossunternehmen die Existenz gekostet und neuen innovativen Geschäftsmodellen die Tür geöffnet hat und noch weiter öffnen wird.
Adieu Kodak, Blockbuster, Nokia, Quelle, Neckermann!
Willkommen Amazon, Google, Netflix, Spotify, Zalando u.v.a.
Dieser Artikel wurde in gekürzter Version am 8. Dezember 2014 in der Unternehmerzeitung publiziert.
Publikation in 3 Teilen:
Da muss man dann wirklich schon die richtige Mischung finden, damit auch alles so klappt, wie es klappen soll. Zu viel von Starsinnigkeit oder Leichtigkeit und alles kann schief gehen.
Ich freue mich schon auf den 3. Teil Ihrer Ausführung. Den ersten habe ich auch schon verschlungen. Vielen Dank für die Ausführungen.
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