Schweizer E-Commerce-Studien: Stimmungsbarometer und Gegenüberstellung

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Die Schweizerische Post hat wiederum E-Commerce-Studien durchgeführt und diese heute publiziert.

Bei einer der Studien handelt es sich um die Onlinehändlerbefragung zum Thema Nachhaltigkeit (ökologische und soziale Aspekte) im Schweizer E-Commerce in Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern (HSLU). Auf die interessantesten Ergebnisse dieser Studie sind wir in diesem Beitrag eingegangen.

Bei der anderen Studie handelt es sich um den Stimmungsbarometer, bei dem über 11’000 Schweizer Konsument*innen in einer quantitativen Onlinebefragung zum Thema E-Commerce befragt wurden. Diese Studie wurde zusammen mit der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich durchgeführt.

Auf die spannendsten Ergebnisse des Stimmungsbarometers gehen wir in diesem Beitrag ein.

Um die Ergebnisse besser einordnen zu können, vorab noch folgende Informationen zur Stichprobe: 79% der Befragten waren 45 Jahre alt und älter, etwa zwei Drittel der Befragten waren Deutschschweizer, es nahmen etwa gleich viele Männer wie Frauen an der Umfrage teil.

Stimmung und Verhalten von Konsument*innen

Was die Einkaufshäufigkeit betrifft, so gab es kaum eine Veränderung zum letzten Jahr: 78% der Schweizer Konsument*innen kaufen monatlich und häufiger im Internet ein. Auch was die Gründe fürs Onlineshopping angeht, gibt es kaum eine Veränderung zum Vorjahr. Die Hauptgründe können mit dem Stichwort Convenience zusammengefasst werden, d.h. Unabhängigkeit von den Öffnungszeiten, Lieferung nach Hause und Vergleichbarkeit der Produkte.

Kriterien fürs Onlineshopping und Produktsuche

Am wichtigsten sind den Konsument*innen beim Onlineshopping, dass zweckmässige Zahlungsabwicklung, Gratisversand und kostenlose Retouren angeboten werden (vgl. Abbildung 1).

Abbildung 1: Stimmungsbarometer zum Thema Vermarktung, Fokus Kriterien beim Onlinekauf, Quelle: Stimmungsbarometer der Schweizerischen Post und der HWZ

Mit Abstand die Mehrheit der Befragten (79%) beginnt die Produktsuche bei Suchmaschinen (Google, Bing etc.). Bereits mehr als ein Drittel der Umfrage-Teilnehmenden steigt direkt bei Digitec Galaxus ein. Mit 15% beginnt weniger als die Hälfte davon die Produktsuche bei Amazon. Was wieder deutlich zeigt, dass im Unterschied zu anderen Märkten Amazon weit davon entfernt ist, die Nummer eins Produktsuchmaschine zu sein (vgl. Abbildung 2).

Abbildung 2: Stimmungsbarometer zum Thema Vermarktung, Fokus Produktsuche, Quelle: Stimmungsbarometer der Schweizerischen Post und der HWZ

Beliebtheit von Marktplätzen, Potenzial bei Mobile

Auch wenn Marktplätze bei der Produktsuche inzwischen eine Rolle spielen, ist interessant zu sehen, dass tatsächlich etwa zwei Drittel der Befragten (69%) lieber unmittelbar beim Hersteller (D2C) als bei einem Händler oder virtuellen Marktplatz kaufen würden (vgl. Abbildung 3).

Abbildung 3: Stimmungsbarometer zum Thema Bestellung, Fokus D2C vs. B2C, Quelle: Stimmungsbarometer der Schweizerischen Post und der HWZ

Zu den beliebtesten Marktplätzen zählen übrigens Digitec Galaxus, Ricardo und Amazon. Die chinesischen Marktplätze Aliexpress und Wish kommen in Punkto Beliebtheit mit Rängen 8 und 10 eher schlecht weg. Interessant ist, dass Wish um 7 Prozentpunkte vor dem viel grösseren Aliexpress liegt (vgl. Abbildung 4). Ist das etwa auf die viel besseren Mobile Experience zurückzuführen?

Abbildung 4: Stimmungsbarometer zum Thema virtuelle Marktplätze, Fokus Beliebtheit, Quelle: Stimmungsbarometer der Schweizerischen Post und der HWZ

Wo wir dabei sind: Bei der Mobile Experience scheint weiterhin Potenzial brach zu liegen. Die Hälfte der Befragten gibt an, dass sie Einkäufe mobile abbrechen, weil sie auf dem Smartphone keine Übersicht über alle Produkte haben sowie dass diese nicht gross genug dargestellt werden (wir erinnern uns: 79% der Stichprobe ist 45 Jahre alt und älter).

Auch die Eingabe online findet fast die Hälfte zu umständlich und weitere 43% beklagen die fehlende Mobileoptimierung. Bei der Mobile Experience gibt es also noch Luft nach oben und bei Entwicklung und Testing bitte die ältere Zielgruppe unbedingt berücksichtigen (vgl. Abbildung 5).

Abbildung 5: Stimmungsbarometer zum Thema Bestellung, Quelle: Stimmungsbarometer der Schweizerischen Post und der HWZ

Wichtigste Lieferoptionen

Die Umfrage-Teilnehmenden wurden auch befragt, welche Lieferoptionen ihnen wichtig sind. Die wichtigsten Optionen über alle Altersgruppen hinweg ist die Möglichkeit, die Sendung online zu verfolgen sowie die Vorankündigung des Sendungsempfangs. Die Zustellung am Wunschtermin ist ebenfalls beliebt — beliebter als etwa Same Day Delivery oder Zustellung innerhalb von zwei Stunden (vgl. Abbildung 6).

Abbildung 6: Stimmungsbarometer zum Thema Logistik und Nachhaltigkeit, Quelle: Stimmungsbarometer der Schweizerischen Post und der HWZ

Gegenüberstellung von Kundenerwartungen und Händlerangebot

Wertvolle Erkenntnisse ergeben sich bei der Gegenüberstellung der beiden Studien, also den Kundenerwartungen gegenüber dem Händlerangebot in Bezug auf Versand, Verpackung und Nachhaltigkeitsaspekte.

Die grössten Differenzen bei dieser Gegenüberstellung zeigen sich bei den ökologischen Versandoptionen. Wie bereits im Vorjahr sehen die Konsument*innen die  Steuerung der Zustellung bezüglich Zeit und Ort als die wichtigste Option an, diese wird gerade mal von 21% der Händler angeboten (vgl. Abbildung 7).

Abbildung 7: Vergleich Angebot und Nachfrage, Quelle: Studie der Schweizerischen Post und der HWZ

Die grösste Differenz von Angebot und Nachfrage findet sich beim Thema Verpackung: Für 69% der Konsument*innen ist die Verwendung von Mehrwergverpackungen wichtig. Knapp ein Viertel der Händler bietet das bereits an.

Für alle Ergebnisse des Stimmungsbarometers und der Gegenüberstellung können Sie die vollständige Studie kostenlos hier beziehen.



2 KOMMENTARE

    • Lieber Markus
      Das habe ich mich zuerst auch gefragt, als ich den Beitrag geschrieben habe. Click & Collect ist meiner Ansicht nach dann nachhaltig, wenn Kund*innen das Abholen ihrer Bestellung im Laden zusammen mit anderen Erledigungen verbinden: Etwa auf dem Heimweg von der Arbeit oder nach einer Trainingssession im Fitness usw. So entstehen weniger CO2-Emissionen und Verpackungsmüll als, wenn das Paket einzeln ausgeliefert würde. Stellen wir uns aber Click & Collect einfach so vor, dass der Kunde mit seinem Auto das Produkt im Laden abholt, z.B. nur um Versandkosten zu sparen, ist es natürlich nicht nahhaltig.

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