Hypothesen für den Handel 2024

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Wie entwickelt sich der Onlinehandel im Jahr 2024? Wird es weitere Schliessungen geben? Was erwartet uns von ausländischen Händlern, wie Amazon, Shein und Co.? Und wo geht die Reise mit Social Commerce hin? Diese und andere Fragen werden uns auch im neuen Jahr begleiten. Zum Jahresstart für Sie, liebe Leserin, lieber Leser: Unsere Hypothesen für den Onlinehandel 2024.

  1. Der Schweizer Onlinehandel wird in diesem Jahr ein wenig Marktanteile gewinnen. Wir gehen von einem leichten Umsatzwachstum von 5% aus.
  2. Nach der Schliessung von Microspot und den Strategieanpassungen bei den Elektronikhändlern Mediamarkt, Interdiscount und Melectronics folgt im 2024 die langerwartete Flächenreduktion bei den Filialen. Dank klarer Onlinestrategie und funktionierendem Marktplatz profitiert Digitec Galaxus und zieht den Mitbewerbern weiter davon.
  3. Bei den Fachmärkten der Migros rumpelt es und nicht alle Marken werden weiter bestehen bleiben. Im Fokus der Migros-Analysten stehen: SportX, Melectronics, OBI, Do it + Garden: Für alle diese Formate gibt es stärkere Omni-Channel-Mitbewerber oder Online-Anbieter (bspw. Decathlon, Fust/Interdiscount, Jumbo).
  4. Amazon verstärkt Präsenz in der Schweiz. Einerseits soll die User Experience für Schweizer Konsumenten weiter vereinfacht werden, andererseits sollen auch Schweizer Lieferanten weiter gefördert werden.
  5. Die Schliessungen im klassischen Versandhandel gehen weiter, in der Schweiz, wie auch in Deutschland mit Auswirkungen auf den Schweizer Markt.
  6. Social Commerce wird dieses Jahr getrieben vom Social Videoportal TikTok. Kommt TikTok Shops gar in die Schweiz?
  7. KI hält weiter Einzug im Schweizer Onlinehandel. So ergänzt Digitec Galaxus die Suchfunktion mit einer interaktiven KI, die auch komplexe Suchanfragen verarbeiten kann und setzt damit neue Standards in der Schweiz.
  8. Die Zeiten des Quick-Commerce gehen hierzulande definitiv zu Ende.
  9. Shein und Temu bearbeiten den Schweizer Markt weiter. Nicht mehr nur im B2C-, sondern auch B2B-Geschäft wird Temu mehr und mehr zu einem ernstzunehmenden Mitbewerber, unter anderem im Handwerks-Gewerbe.

Und was denken Sie: Wie wird sich der Handel Ihrer Meinung nach im 2024 entwickeln? Was sind die Trends, die Chancen und Herausforderungen? Über Ihre Gedanken in den Kommentaren freuen wir uns.

Weitere Hypothesen von Handelsexperten aus unserem Netzwerk

Wir haben in unserem Netzwerk nachgefragt und mit Malte Polzin, Jochen Krisch und Bernhard Egger haben wir Hypothesen von drei ausgewiesenen Handelsexperten erhalten. Diese publizierten wir am folgenden Sonntag nach Veröffentlichung dieses Beitrag exklusiv in unserem Newsletter:

Malte Polzin
Digital Business und Leadership Expert | C-Level Executive | Advisor | Speaker

«Der Schweizer Handel ist auch 2024 kein Ponyhof. Der Kampf um den Kundenzugang wird noch härter. Nischen werden wieder wachsen, alle anderen spüren die Macht von Digitec/Galaxus, Amazon und Shein und vor allem Temu und müssen weiterhin mit vielen Rabatten um die Kunden buhlen. Ein weiteres Jahr mit schlechter Profitabilität ist die Folge. Die Aktivitäten von TikTok werden wir hier wohl noch nicht erleben, aber international wird es spürbar werden. Es wird weitere Pleiten und Konsolidierungen geben. Vor allem dann, wenn das Geschäftsmodell nicht auf Luxus, sondern auf Filialen basiert. Das Beben um die Signa-Insolvenz wird auch hierzulande Spuren hinterlassen. Der billige Euro wird sich positiv auf die Verbraucherpreise auswirken, aber die Warenkörbe werden dadurch kleiner. Wer CRM im Griff hat, wird besser durch das Jahr kommen. Mit oder ohne KI, das ist noch nicht matchentscheidend. Neue, innovative Marken und besondere/neue Geschäftsmodelle werden mehr denn je profitieren.»

Bernhard Egger
Geschäftsführer HANDELSVERBAND.swiss

«Aufgrund des verhaltenen Konsums wird sich der Handel in der Schweiz in 2024 nochmals mit einer Schwarzen Null oder einem kleinen einstelligen Wachstums zufrieden geben müssen. Der erhöhte Konsum aus der Reisebranche aufgrund des ‚angestauten Fernwehs‘ aus der Pandemie wird in den Handel zurückkehren. Bei den ‚klassischen Versendern‘ werden wir uns leider mit weiteren Konsolidierungen beschäftigen müssen, denn nur ein konsequenter digitaler Omni-Channel-Ansatz wird ein Überleben im Schweizer Handel gewährleisten. Die Konsumentstimmung wird sich im Laufe des Jahres erholen und Ende 2024 mit einem guten Ausblick ins 2025 übergehen.»

Jochen Krisch

Advisor | Coach | Business Angel | Gründer der K5 Future Retail Conference & excitingcommerce

  • Auch 2024 geht der Shakeout weiter: Viele Onliner bleiben Übernahmekandidaten. Das führt zu einer Neuordnung nicht nur im Modemarkt.
  • Für Wachstumsimpulse sorgen auch weiter die Anbieter aus China, die in ihre internationalen Ableger massiv investieren, während viele andere sparen müssen. 
  • Davon abgesehen werden 2024 (und 2025) Übergangsjahre. Getriggert durch AI erwarte ich eine neue Innovationswelle im E-Commerce, die uns jede Menge spannender neuer Ansätze und Konzepte bringen wird.


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