Das war die Connect – Digital Commerce Conference aus Sicht einer Teilnehmerin

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Deutlich über 700 Teilnehmer wurden diese Woche am 23. Mai 2018 im X-Tra in Zürich erwartet zur Connect – Digital Commerce Conference, der darauf folgenden Verleihung der Digital Commerce Awards und der anschliessenden Digital Commerce Night.

Eine absolute Rekordteilnahme mit einem fantastischen Programm, toller Stimmung und Networking der Extraklasse (Bilder am Ende des Artikels).

Su Franke, corporate-dialog.ch
Su Franke, corporate-dialog.ch

Su Franke, Beraterin, Referentin und Dozentin für Online Kommunikation wie auch Mitglied der Digital Commerce Award Jury, hat in ihrem Corporate Blog ihre Programm-Highlights dokumentiert und als Summary in LinkedIn geschrieben:


Gestern war die Connect – Digital Commerce Conference und ich hab ein bisschen live gebloggt. Nicht alles, aber meine Highlights sind hier für euch, wer vielleicht nicht dabei war oder weil zu viel nicht verarbeiten konnte.

Ist schön, Thomas Lang (Happy Birthday) und Malte Polzin wieder als Moderatoren zu sehen. Sie bieten goldene Badekappen an, damit die Fotografen erkennen, wer nicht fotografiert und veröffentlicht werden will.  Ihr wisst schon. GDPR. Das warum jeder gerade einen Newsletter versendet. Und jeder 100 in einer Woche erhält.

Mission possible bei Brack und Intersport

Was ich mitnehme: Mehr Zusammenarbeiten statt gegeneinander. Brack und Intersport empfehlen jedem solche Kooperationen, Rollenverteilung klar klären, die Onliner sind etwas schneller unterwegs, Firmenkultur der Partner sollte zusammenpassen. Roland Brack sagt „Lieber pragmatisch vorwärts kommen, statt perfekt stillstehen. … Wie beim ersten Kuss, entscheidet man sich nicht sofort fürs Heiraten, aber ich würde sofort ausprobieren was daraus wird.“

App-Commerce und reale Grössen – Silver Surfer und Generation Z

Silver Surferin Ursi: shoppt lieber im Laden statt im Web. „Super dünne Models, da gibt es eh nichts für mich und zuviele Informationen“. Luca, der Millennial (auch nein, er ist ja Gen. Z) auf der Bühne sagt, „4.5 Tage warten ist ok bei Kleidung, nicht bei Elektronik-Produkten, vor der WM zum Beispiel.“. Ursi wünscht sich verschiedene Grössen zeigen und vertreten, also ehrlicher abbilden, wie Menschen nun mal „etwas fester werden“. Sie möchte übrigens mit du und Ursi angesprochen werden, das sehen ihre Kolleginnen auch so. Ein bisschen mehr dazu ist bei mir auf dem Blog. Habe 5 Live-Posts geschrieben und werde die hier nicht alle verlinken. (Fotos sind von Boris Baldinger)

Innovationen – Prozessintegration statt Produkt

Im Podium mit Alexandra Wackernagel, Digital Business beim grössten Schweizer B2B Shop Elektro-Material, Franco Lehmann, Digital Business Interstuhl Büromöbel und Patrick Oeschger, Oeschger AG gab es ein paar nette Aussagen zum Fokus auf Prozessintegration statt nur Produkt.

Mehr Service, Konzept und Verlässlichkeit statt über den Preiskampf positionieren. B2B sind die hidden Champions. Bezüglich Prozesse, Funktionen und Komplexität meist den B2C Shops überlegen, auch wenn sie optisch und emotional nüchtern daherkommen und damit vieles verstecken, was sie unter der Haube vorweisen können. (Ich glaube diese Beschreibung hab ich geklaut im Programm bei der Blogging-Vorbereitung – egal)

Desktop-Sterben – aber eigentlich gings um Sprach-Suche und Bots

Mein Highlight war dieses Podium und vor allem Antonia Ermacora von ChatShopper (geballte Kompetenz) mit Isabel Steiner, Ex-CTO bei Siroop (riesige Erfahrung, muss ich nicht erwähnen) und Jeannine Pilloud SBB/ÖV Branchenentwicklung war auch dabei.

Es ging zwar kaum um Desktops, aber ein Learning war z. B. „Den Buy Button nicht verdecken mit Pop-ups.“ Kein Witz, das kommt vor. Testing besser organisieren. Die Sprachsuche liegt quasi seit 2 Jahren brach und Ergebnisse werden praktisch nur von ebay bedient, weil die Daten in vielen Shops schlicht nicht verfügbar sind. Chatbots brauchen noch Business-Modelle.

Die Herausforderung ist, dass Menschen sehr komplex fragen und mit einem Konversations-Baum nicht beizukommen ist. Jetzt sollte man wirklich anfangen, die Daten aufzubereiten und APIs anbieten. „Ich hoffe, es gibt bald eine AI, die für mich automatisch bestellt (bis in 7 Jahren?), ich hasse shoppen.“ sagt Antonia. Der Frauenanteil ist mir übrigens zu oft erwähnt worden (25%). „Diversität ist, wenn wir nicht mehr drüber reden müssen“.

Chatbots haben noch kaum Impact

Jedes Unternehmen wird auch via FB Messanger schon angeschrieben. Man muss nicht immer wieder von vorne anfangen, alles zu programmieren. Context und Konversation und Verstehen von natürlicher Sprache ist der Mehrwert.

Use-Case Chatbot? Derzeit gibt es noch keine guten Bots, die wirklich Konversation betreiben. Der Fokus ist im Bereich Marketing (Newsletter mit Whatsapp ersetzen) und Customer Service. Marketing kann nicht wie mit Ads vermarkten. Darum ist es noch nicht relevant genug. Es gibt noch kein tragbares Business Model für Chatbots, auch Backends schaffen es noch nicht. Konversationen designen ist extrem aufwendig. Bei der 2. Frage steigen die Leute meistens aus und fragen einfach selbst, statt dem Konversions-Konzept (via Baum) vom Bot zu folgen (sinngemäss).

Neuronale Netze überhaupt verstehen, das kann man nicht über einen „Baum machen. „Macht das nicht, man kommt nicht mehr nach, das nachzubauen.“ Daten Qualität und Quantität sind super wichtig. Die komplexen menschlichen Fragen sind mit vorhandenen Daten schwer bis nicht handlebar. Wir lesen deshalb auch über Bilderkennung Daten aus, Kategorie, Farbe, Muster. So erhalten wir bessere Ergebnisse / Antworten. Wir konnten uns nicht auf die Bestandsdaten verlassen.

Mit Hilfe von Kombi von Mensch und Maschine haben wir eine eigene App entwickelt. API first (Bild). Anbieter sollten jetzt beginnen, die Daten so aufzubereiten, dass man in 2 – 3 Jahren starten kann mit dem „Training“ für Bots.

Amazon in der Schweiz, Status Quo und Potenzial

Jan Bomholdt, Gründer und CEO von meinEinkauf.ch und Alexander Ortner von factor-a haben über Amazon Potenzial gesprochen. Jeff Bezos hat in jedem Meeting einen leeren Stuhl, der sinnbildlich steht für den Kunden, der/die immer mit dabei ist, unsichtbar sozusagen. Amazon = 55% des gesamten E-Commerce Wachstum. in USA 1/3 vom gesamten Handelswachstums.

Fragen für Händler, die über Amazon verkaufen wollen: Es kommt auf das Sortiment an, eigene Marken machen Sinn. Das boomt aktuell. Als einer von vielen austauschbaren anderen Händlern wird es schwierig sein. Auch Content ändert sich ständig und ist herausfordernd zu managen.

Das braucht zusätzliche Ressourcen. Empfehlung, als Hersteller über Hybrid-Modelle nachzudenken. 160’000 neue Produkte werden pro Tag in D hochgeladen. Die Sichtbarkeit (paid Ads) ist die grösste Herausforderung. Durchschnittlich laufen 100 – 200 Kampagnen pro Marke. Amazon will Google AdWords überholen, oha.

Potenzial für Amazon in der Schweiz

Man kann mit ca. 400 Mio Euro p. a. rechnen, 8 Mio Bestellungen pro Jahr, d.h. 20’000 Sendungen täglich. Erfahrung ist: Jeder weiss erst nach einiger Zeit, welche Produkte Top Seller werden und welche nicht. Hat ein Produkt schlechte Bewertungen, ist entweder im Content ein oder mehrere Fehler (Erwartung, Auffindbarkeit) oder das Produkt selbst ist das Problem. Amazon ist kein Spezialist für Marken, Produkte und Märkte. Alle Entscheidungen werden aufgrund von Kennzahlen getroffen.

Es geht nicht mehr um den günstigsten Preis, sondern den günstigste Preis für den Kunden im Wettbewerb (also mehrere Faktoren gewichten). Nur für die wichtigsten Produkte wird ein automatisches Price matching gemacht.

Ruhiger Schlaf für die Händler

„Ich kann ruhig schlafen, auch wenn Amazon in die Schweiz kommt“, diese Aussage kam mehrmals von vielen Commerce-Vertretern auf der Bühne, auch Stefan Regli von der Schweizer Post (klar) schläft gut. Ich nehme zwischen den Zeilen aber auch mit, dass manch stationärer Händler zu gut schläft.

Digital Commerce Award Gewinner

Bei der Verleihung gabs wieder was zum Aufwachen. Guter Sound und glückliche Gewinner. Galaxus ist erneut Digital Commerce Champion.Small Business Award für jeans.ch. Marktplätze & Plattformen für farmy.ch und casper.com für Brands & Hersteller. Sympathieträger Generation Z Award wählte zalando.ch als ihren Favorit und yamo.ch bekam den Scheck (wer weiss schon, ob Check oder Scheck richtig ist).  Medienmitteilung zu allen Gewinnern.

Dankeschön und gerne wieder

Es war wieder ein reichaltiger Tag. Dankeschön für die Fotos von Boris. Grossen Respekt für Programm, Moderation, Futter (auch Brain) und Organisation ans Carpathia Team. Voller Saal und auf Twitter war lange nicht mehr so viel los in der Schweiz.


Foto Highlights der Connect – Digital Commerce Conference

Boris Baldinger hat unermüdlich während nahezu 13 Stunden fotografiert und die besten Momente kunstvoll eingefangen. Nachfolgend ausgewählte Highlights. Sämtliche Bilder sind drüben bei Flickr in den entsprechenden Alben abrufbar.

Connect 2018 - Highlights



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