«The retail apocalypse has officially descended on America.»
So die Überschrift eines viel beachteten Artikels von BusinessInsider diese Woche. Tausende von Läden in Einkaufszentren werden in den nächsten Monaten schliessen, eine der grössten Schliessungswellen, welche die USA seit Jahrzehnten erlebt habe.
Doch alleine bei Schliessungen wird es nicht bleiben. Einige wollen gar ihr Geschäftsmodell komplett umstellen, wenn es dazu denn nicht schon zu spät ist.
Some retailers are exiting the brick-and-mortar business altogether and trying to shift to an all-online model.
Andere US-Einzelhandelsketten wiederum haben sich entschieden, ihre Geschäftstätigkeiten komplett aufzugeben mangels Alternativen rsp. Perspektiven wie The Limited was zur Folge hatte, das Tausende von Mitarbeitern ihre Stellen verloren.
Grossangelegte Schadensbegrenzungen bei den ganz Grossen wie JC Penny oder Sears, die umfassend Flächen still legen.
Sears is shutting down about 10% of its Sears and Kmart locations, or 150 stores, and JCPenney is shutting down about 14% of its locations, or 138 stores.
Die Frequenzen insbesondere in den Einkaufszentren sind in den vergangenen Jahren regelrecht zusammen gebrochen (E-Commerce hat in den USA die Anzahl Kunden in stationären Läden innert 3 Jahren halbiert).
Die Folge davon sind eine Vielzahl verlassener Shopping-Malls – skurille Fotogalerien finden sich auf DeadMalls.com – über das ganze Land verteilt.
Pulverisierte Börsenkapitalisierungen
Die Börsenwerte vieler US-Einzelhändler wurden in den vergangenen Jahren geradezu pulverisiert und haben massiv an Wert verloren.
Macy’s oder Best-Buy sind noch knapp die Hälfte wert als noch vor 10 Jahren, JC Penny noch ein guter Sechstel. Und das einst so grosse Sears hat 95% seiner Marktkapitalisierung in nur einem Jahrzehnt verloren.
Gleichzeitig hat Amazon seinen Wert mehr als Verzwanzigfacht und ist heute nicht nur der wertvollste US-Händler gemessen am Börsenwert sondern auch mehr wert als die restlichen 8 einst grössten US-Einzelhändler konsolidiert!
[bctt tweet=“Amazon mit grösserer Marktkapitalisierung als die 8 grössten US-Einzelhändler zusammen.“ username=“carpathia_ch“]
Sind ähnliche Szenarien in der Schweiz möglich?
Die Anfangs Monat publizierten Zahlen von VSV/GfK haben gezeigt, dass auch der Detailhandel in der Schweiz in den vergangenen Jahren massive Einbussen erlitten hat (VSV/GfK: Schweizer Onlinehandel 2016 mit hoher Dynamik – Stationär mit herben Verlusten).
Zu Filialschliessungen im ganz grossen Stil kam es bislang nicht, doch wer mit Branchen-Experten und -Exponenten spricht merkt schnell, dass wir wohl erst die Spitze des Eisberges gesehen haben.
Der Trend ist klar und bestätigt, jeder dritte Laden in der Schweiz ist in Gefahr. Und wenn es noch nicht zu Schliessungen im grossen Stil gekommen ist, so fahren Detailhändler querbeet seit einiger Zeit ihre Flächen deutlich zurück mit fatalen Auswirkungen auf die Beschäftigung und die Immobilien.
Gerade Shopping-Center scheinen akut gefährdet und entpuppen sich als Auslaufmodell oder werden zu Entertainment- und Food-Eldorados umgebaut – der Handel bleibt auf der Strecke.
Doch die Bespassung der Kundschaft mit Unterhaltung und Essen wird nicht nachhaltig sein und den Einkaufstempeln dürfte bestenfalls eine weitere Karriere als Logistikhub blühen.
Denn schon im vergangenen Jahr haben in der Schweiz die 5 grössten Onlineshops mehr Umsatz generiert als die 5 grössten Shopping-Center.
Wir warten noch auf die definitiven Umsatzzahlen 2016 der Einkaufszentren, die im Mai publiziert werden.
Ich wette heute schon eine Kiste Champagner, dass wir dann unsere Statistik korrigieren und verkünden werden, dass gar die 10 grössten Onlineshops umsatzmässig über den 10 grössten Shopping-Centern liegen.
Wer hält mit der Wette dagegen*? Mutige nutzen die Kommentarfunktion unten.
Ach ja; kürzlich meinte ein Handelsexperte hinter vorgehaltener Hand; hätte man schon immer die Shopping-Center-Umsätze bereinigt um Gastro, Nagelstudios, Coiffeure und mehr „Handelsfernes“, hätte der Onlinehandel schon länger die Nase vorn.
*) Ich wette mit maximal 2 Personen. Es gelten die von der GfK im Mai am SC-Forum publizierten Umsätze der in unserem Artikel gelisteten Shopping-Center.
Da kann ich nur beipflichten. Im Omnichannel sollte jedoch die Betrachtung des örtlich anfallenden Umsatzes einer umsatzauslösenden Betrachtung weichen. Wenn man es so betrachtet, dann hängt der stationäre Handel zu mindestens einem Drittel am Tropf Onlinehandel und wird nur noch palliativ betrieben?
Ciao Thomas – ich wette dagegen! 10 sind (noch) zu viel .-) Meine Regel, bei Wetteinlösung die bekannte gegenseitige all-over SocialMedia Kommunikation über alle persönlichen Kanäle inkl Blog – Deal ?
Wette angenommen – kleiner „Vorbehalt“; die Shop-Umsätze der Top-10 müssen noch etwa 20 Mio nach oben korrigiert werden. Wir hatten direkte Rückmeldungen nach der Publikation von https://blog.carpathia.ch/2017/02/19/schweiz-top-5-onlineshops-shoppingcenter/
Kannst also nochmals zurückziehen.