Die heute publizierten Zahlen von Zalando für das 3. Quartal entsprachen den Erwartungen, welche bereits im Vorfeld von Seiten des Modehändlers nach unten geschraubt wurden.
A-priori wurde dem nicht mehr enden wollenden Sommer die Schuld für das durchzogene 3. Quartal zugewiesen. Doch die Gründe könnten vielschichter sein als allgemein angenommen.
Das Umsatzwachstum zwischen Juli und September verringerte sich auf 11.7%. Im selben Zeitraum wuchst der GMV – also der Wert der über die Plattform gesamthaft vermittelte Ware – auf 16.6%. Zalando will zur Plattform für den gesamten Modehandel werden, was Co-CEO Robert Gentz im kürzlichen Interview mit der Handelszeitung erneut bestätigte («Ich habe Respekt für Amazon»).
Die Plattformstrategie für sich entwickelt sich weiter erfreulich und das Partnerprogramm sei schneller gewachsen, als prognostiziert wurde. Plattform heisst je nach Auslegeordnung jedoch auch, stärker wachsende Fulfillment-Kosten als die Deckungsbeiträge erzielt werden. Insbesondere zu Beginn, bis die Skaleneffekte zum Tragen kommen. Entsprechende Hinweise lassen sich aus den heute veröffentlichten Zahlen durchaus entnehmen (vgl. KPIs weiter unten).
Bis Ende Jahr will Zalando in Deutschland über 600 stationäre Geschäfte an seine Plattform anbinden. Das so genannte Connected Retail Programm soll im kommenden Jahr internationalisiert werden. Für die Schweiz heisst dies, dass Bestellungen von Zalando in Zukunft auch direkt aus einem Regal eines Modegeschäfts an der Zürcher Bahnhofstrasse kommen könnten. Angebunden werden sollen Modehändler und Markenhersteller darunter Esprit, Tommy Hilfiger, Seidensticker oder Drykorn.
Co-CEO Robert Gentz meinte dazu im erwähnten Interview mit der Handelszeitung:
Wenn ein Kunde in Zürich ein Hemd von Tommy Hilfiger bestellt, macht es in der Tat mehr Sinn, wenn der Store vor Ort das Teil ausliefert.
Dann gewinnt der Kunde, wir haben weniger Kosten und der Laden macht mehr Umsatz. Um das zu erreichen, muss man die gesamte Modeindustrie auf eine Plattform bekommen.
Reduziertes Wachstum und Verlust im DACH-Raum
Doch zurück zu den Zahlen des 3. Quartals 2018:
Im DACH-Raum reduzierte sich das Wachstum im 3. Quartal auf gerademal noch ein Plus von 8.8% nachdem im selben Zeitraum im Vorjahr noch ein Wachstum von 22.3% verzeichnet wurde oder im 2. Quartal dieses Jahres man noch um 15.4% gewachsen ist.
Etwas düsterer sieht es auf Ertragsseite aus, wo im DACH-Raum ein Verlust auf Stufe bereinigtes EBIT verzeichnet werden musste.
Jammern auf hohem Niveau
Auch wenn die Presse heute kaum ein gutes Haar an Zalando lässt ist es doch ein Jammern auf sehr hohem Niveau. Gerade wenn man auf die Entwicklung im Fashion-Markt und Retail generell blickt, wo kaum noch Wachstum vorhanden ist. Selbst das negative EBIT-Ergebnis im 3. Quartal dürfte ein „Ausrutscher“ sein, den man auf Seiten Zalando im 4. Quartal wieder korrigieren will.
Co-CEO Rubin Ritter meint zum aktuellen Resultat:
Wir sind mit unserem finanziellen Ergebnis im dritten Quartal ganz klar nicht zufrieden.
Das ändert nichts an unserem Ziel, unser Geschäft bis 2020 auf 10 Milliarden Euro Bruttowarenvolumen zu verdoppeln und mit voller Geschwindigkeit das Ökosystem für Mode in Europa aufzubauen.
Im vierten Quartal liegt der Fokus des Teams darauf, das Jahr erfolgreich abzuschließen.
Weiterhin starke KPI Werte
Wie immer gab es auch die Übersicht über die wichtigsten KPIs bei Zalando und diese sind weiterhin beeindruckend. Auch wenn sich darin auch identifizieren lässt, dass immer mehr Kunden immer häufiger kaufen, jedoch immer weniger Werte im Paket sind.
Wohl mitunter ein Effekt, da der Onlineeinkauf von Mode etwas alltägliches geworden ist. Übrigens ein Verhalten, dass man auch bei Amazon in Deutschland feststellen kann.
Dies lässt einerseits die Fulfillment-Kosten stark ansteigen, weil die Prozesskosten pro Paket relativ stabil sind, die Paketmenge jedoch stark ansteigt. Zudem scheint Zalando erstmals wieder auf Seiten Marketing etwas Gegensteuer zu geben, wo die Marketing-Kosten im Verhältnis zum Umsatz seit längerer Zeit erstmals wieder angestiegen sind.
Die wichtigsten KPIs kommentiert
- Mobile Anteil liegt erstmals bei 80%, wohl ein Rekordwert der zeigt, wohin die Reise gehen wird.
- Rekordwert von 25.1 Mio. aktiver Kunden, die jeweils 4.3 Mal etwas bestellt haben, auch das ein Höchstwert
- Weiterhin rückläufiger durchschnittlicher Warenkorb von gerade mal noch EUR 57.50 (retourenbereinigt)
- Weiter kontinuierlich ansteigende Fulfillment-Kosten bei leicht angestiegenen Marketing-Kosten im Verhältnis zum Umsatz.
- Leicht rückläufige Conversion-Rate (Verhältnis Orders zu Visits) mit 3.8% (2. Quartal 3.9%)
[…] hat natürlich alles einen Zusammenhang (Zalando in Zahlen: Immer mehr für immer weniger) und wird sicher auch durch den enorm hohen Mobile-Anteil getrieben, der per 30. Juni 2019 bei […]
[…] Auch der EBIT entwickelte sich erfreulich nach einem schwierigen Vorjahresquartal. Im DACH-Raum resultierte eine bereinigte EBIT-Marge von 6% nachdem im 3. Quartal des Vorjahres mit -1.6% noch ein negatives Resultat vermeldet werden musste (Zalando in Zahlen: Immer mehr für immer weniger). […]