Bei Elektronik ist bereits jeder dritte Umsatzfranken, bei Fashion jeder fünfte Umsatzfranken online – digital Commerce legt 2018 erneut um 10% zu und entzieht dem stationären Handel eine weitere knappe Milliarde. Unter den Umsatztreibern je länger je mehr die internationalen Händler.
Heute publizierte der Verband Schweizer Versandhändler zusammen mit der GfK und der Post die Umsatzzahlen für den Schweizer Online-Versandhandel. Diese basierend auf direkten Erhebungen der Händler und unter Berücksichtigung weiterer Messgrössen wie Versand- und Importsstatistiken.
Der Onlinehandel konnte 2018 erneut umsatzseitig um 10% zulegen. Die Schweizer Konsumenten haben damit erneut eine knappe Milliarde Franken mehr online bei in- und ausländischen Händlern eingekauft als noch im Vorjahr.
Der gesamte mit Waren über den Onlinehandel erzielte Umsatz mit Endkonsumenten (B2C) hat damit die CHF 10 Milliarden Grenze knapp verfehlt. Werden nur die Umsätze berücksichtigt mit Lieferung an Endkonsumenten bis in die Schweiz – und nicht „nur“ bis an deren Adresse bei einer Abholstation ennet der Grenze – so sind es CHF 9.5 Milliarden gesamthaft.

Damit konnte der Onlinehandel erneut kräft zulegen während der gesamte Schweizer Detailhandel nach wie vor stagniert. Die knapp 10 Milliarden Umsatz mit Waren welche die Schweizer Konsumenten bestellt haben, teilen sie wie folgt auf:
- Inland: CHF 7.6 Milliarden bei Onlinehändlern, Plattformen und Marktplätzen in der Schweiz
- Ausland: CHF 2.3 Milliarden bei internationalen Anbietern
Jeder sechste Franken im Detailhandel ist online
Vor wenigen Jahren haben wir den Dammbruch angekündigt, nun hat sich das Szenario fortgesetzt und die Situation weiter verschärft. Zum einen für den stationären Handel, zum anderen für den Schweizer Handel generell, da der Umsatzanteil mit internationalen Händlern überproportional zulegt.

Die Studienverfasser gehen davon aus, dass bereits im Jahr 2020 rund 20 % der Non Food-Einkäufe online erfolgen.
In einzelnen Branchen ist die primäre Digitalisierung (offline / online) bereits heute stärker fortgeschritten. So laut Studie von GfK/VSV
- 33% des Elektronik-Sortiments wird bereits heute online abgewickelt und damit jeder dritte Franken
- 20% des Mode-/Schuhe-Sortiments wird online bestellt und damit bereits heute jeder fünfte Franken
Doch auch Lebensmittel erleben einen regelrechten Boom, deren Volumen inklusive Wein und Kaffe(-kapseln) 2018 auf fast CHF 1 Milliarden angestiegen ist oder im Vergleich mit unseren Nachbarländern rekordverdächtige 2.6% des Gesamtvolumens beträgt.
Home & Living konnte ebenfalls um satte 20% zulegen und bei den Medien (Bücher, Musik, Filme und Games) kam es zu einer Trendwende; 2018 wurde erstmals seit 3 Jahren wieder mehr verkauft und Amazon Paroli geboten von Schweizer Anbietern wie Weltbild, OrellFüssli und Ex Libris, der im vergangenen Jahr vom Filialisten zum Pureplayer mutierte und erneut online signifikant gewachsen ist.

Internationale Händler wachsen überproportional
Die internationalen Händler konnten wiederum stärker zulegen als die Schweizer Anbieter. Nominell gesehen, hat sich der Umsatz bei ausländischen Onlineshops seit 2010 von CHF 500 Millionen auf 2018 mit über CHF 2 Milliarden mehr als vervierfacht. Alleine im vergangenen Jahr legten die ausländischen Player um fast 20% zu und steigerten Ihren Anteil von CHF 1.9 Mrd. auf CHF 2.25 Mrd. (jeweils inkl. Lieferungen an Abholstationen).
Real gesehen und unter Berücksichtung des Gesamtwachstums des Schweizer Online- und Versandhandels hat sich der Anteil der internationalen Player im genannten Zeitraum von 10% auf 20% verdoppelt. Damit geht jeder fünfte Online-Umsatzfranken bereits an einen internationalen Anbieter.

Vor allem die Menge der Kleinpakete aus Asien steigt weiter ungebremst an, mit einem Plus von 35% 2018 gegenüber dem Vorjahr. Damit sind im vergangenen Jahr rund 33 Millionen Kleinwarensendungen in die Schweiz gelangt, davon rund 23 Millionen aus Asien. Wir haben diese Rekordmenge an Paketen und den China-Päckli-Tsunami bereits kurz vor dem Jahresende thematisiert und nach heutigem Wissensstand mit „lediglich“ 20 Mio. Paketen gar noch unterschätzt!
Online sichert Stationär die Frequenz
Bereits 2016 fragten wir bezüglich Beratungsklau: Wer bestiehlt eigentlich wen? Neben der regelmässigen Erhebung von Fuhrer & Hotz im Rahmen der Omni-Channel Studien hat nun auch eine Spezialbefragung im Rahmen der heute vorgestellten VSV/GfK Erhebung ergeben:
Das viel beklagte Showrooming (stationär beraten lassen und online kaufen) kommt viel weniger häufig vor als das – umgekehrt funktionierende – Webrooming.
50.3% der Konsumenten bereiten ihren Kauf online vor («erste Informationsquelle»), versus 23.5% im Laden.
Mehr als jeder zweite stationäre Einkauf wird damit online vorbereitet; neben Preisen und Verfügbarkeiten dürften auch die ausgeklügelten Filter- und Entscheidungshilfen wie auch Bewertungen, Rezensionen, Kommentare, Testberichte, Vergleichsmöglichkeiten und mehr der Onlinehändler helfen und damit dem stationären Handel in die Hände spielen.
Bedauerlicherweise ist in den Medien nur immer vom stationären Beratungsklau und nie vom digitalen Beratungsklau die Rede.
Bislang ist mir nicht bekannt, dass sich je ein Onlinhändler darüber beschwert hätte, dass seine hochwertigen und aufwändig erstellten Inhalte, Daten und Auswahlhilfen, Visualisierungen bis hin zu User-Generated-Content regelmässig von stationären Käufern „geklaut“ werden und damit dem stationären Handel Frequenz und Umsatz sichert.
