An der Connect – Digital Commerce Conference durften wir zum Thema Plattformen im Luxussegment Philipp Man, CEO von Chronext, auf der Bühne begrüssen.
Chronext ist eine global agierende digitale Plattform für den Kauf und Verkauf von Luxusuhren. Das Unternehmen mit Sitz in Zug und operativer Niederlassung in Köln wurde 2012 von Philipp Man und Ludwig Wurlitzer gegründet. Auf der Plattform werden mehr als 10’000 Luxusuhren angeboten – neu, gebraucht oder vintage. 2018 machte das Unternehmen 65 Millionen Franken Umsatz.
In seiner Präsentation hat uns Philipp Man unter anderem erzählt, warum der Uhrenmarkt und insbesondere der Handel mit zertifizierten gebrauchten Uhren (sog. Certified Pre-Owned oder kurz CPO) so interessant ist, wohin sich der Uhrenmarkt entwickelt und welche Strategie Chronext verfolgt.
Warum ist der (Online-)Uhrenmarkt so attraktiv?
Der Onlinehandel mit Luxusuhren ist ein Wachstumsmarkt: Momentan ist der Uhrenmarkt noch mehrheitlich offline, vor allem, was die Transaktionen betrifft. Der tiefe Online-Marktanteil von 2-5 Prozent, wird laut Experten jedoch in 8 Jahren bis auf 15 Prozent ansteigen.
Als weiteren Vorteil bezeichnet Philipp Man die grossen Warenkörbe (bei Chronext beträgt der AOV 5’500 Euro) sowie die tiefe Fulfillment Cost Ratio. Zur Veranschaulichung zieht Man den Vergleich zwischen einem Tennisball und einer etwa gleich grossen Rolex Daytona: Die Fulfillment Cost Ratio des Tennisballs (Preis: EUR 1.99 / Fulfillment-Kosten: EUR 5) beträgt 2.5x, die der Luxusuhr (Preis: EUR 12’000 / Fulfillment-Kosten: EUR 18) hingegen nur 0.0015x. Hinzu kommt noch eine verlgleichsweise tiefe Retouren-Quote von 3 %.
Wie wird sich der Uhrenmarkt in den kommenden Jahren entwickeln?
Drei Annahmen über die Zukunft des Luxusuhrenmarktes nennt Philipp Man, die sicherlich Crhonexts Geschäftsmodell prägen:
Digitale Zukunft und Glaube an Omni-Channel
Anders als viele Hersteller und Händler hat Chronext schon sehr früh erkannt, dass, wie in so vielen anderen Branchen auch, die Zukunft digital ist. Die These Online funktioniert in der Uhrenbranche nicht, hielt sich lange. Phlipp Man hingegen ist überzeugt:
2025 wird 99.9 % des Researches online gemacht und über 50 % der Transaktionen werden online initiiert.
Natürlich bleibe stationär weiter wichtig, Chronext habe einen starken Glauben in Omni-Channel, gerade für den Omni-Channel-Prozess Click & Collect, wofür Chronext weltweit sogenannte Pick-up Lounges betreibt, unter anderem in Berlin, London, Sydney, Honkong oder Montreal.
Kunden von morgen: Digital Natives (Generation Y und Z)
Während heute noch vorwiegend Babyboomer Luxusuhren kaufen, sind die neuen Zielgruppen die Digital Natives. Diese haben nicht nur andere Erwartungen an die Touchpoints eines Unternehmens, sondern auch an das Produkt- und Serviceangebot und die Kundenansprache.
Mit seinem Fokus auf gebrauchte Uhren spricht Chronext gerade diese neue Generation von Luxusuhrenkäufer*innen an. Chronext ermöglicht es dieser Zielgruppe, unkompliziert und „relaxed“, eine Luxusuhr zu kaufen und wieder zu verkaufen. Online-Ratgeber, wie der Watch Guide oder Beiträge aus dem Magazin erleichtern der Zielgruppe den Einstieg in diese sehr etablierte und etwas versteift wirkende Branche. Services, wie der kostenfreie, versicherte Versand oder die 2-jährige Garantie tragen weiter zur Erhöhung von Convenience und Vertrauen bei.
CPO als Wachstumstreiber
Chronext fokussiert sich nicht umsonst auf das Thema CPO: Die hohen Wachstumsraten im Second-Hand-Uhrenmarkt geben ihnen recht. Und gerade auch mit Fokus auf die jüngere Generation macht CPO Sinn, denn so eine gebrauchte Uhr können wie eine „Einstiegs-Droge“ wirken. Ebenso glaubt Chronext daran, dass der Verkauf von neuen wie gebrauchten Uhren auf einer Plattform passieren soll.
Gerade im Luxussegment ist Vertrauen wichtig. Dieses schafft Chronext, indem sie, auch wenn sie als Vermittler fungieren, die Kontrolle über die gesamte Customer Experience behalten. Namentlich über die Presale-, die Logistik- und den Aftersales-Prozesse.
Der Kunde muss die Gewissheit haben, dass die Uhren echt sind. Deshalb werde jede verkaufte Uhr von Chronext geprüft. Chronext beschäftige zur Zeit 20 Uhrmacher*innen verschiedener Marken, sagt Man. Im Onlineshop wird dieses Team an Fachpersonen unter dem prominenten Navigationspunkt Meisterwerkstatt vorgestellt.
Welche Strategie verfolgt Chronext?
Chronext soll zum Operating System für den Uhrenhandel werden: Hersteller, stationäre Händler und Endkunden erhalten dank Chronext die Möglichkeit, ihre Bestände direkt auf der Plattform zu vermarkten und den Zugang zu über 28’500 Kunden in 130 Märkten.
Damit verfolgt Chronext eine Plattformstrategie für eine spezifische Branche, wie man es schon von Zalando für die Modebranche kennt. In den kommenden Jahren will Chronext seine Position im DACH-Raum und UK weiter stärken, sowie sich auf die Internationalisierung des Geschäftsmodells fokussieren insbesondere auch nach China.
Wie wird sich Chronext neben seinen Mitbewerbern Chrono24, Watchfinder (Richemont) und Watchbox sowie neueinsteigenden Etablierten weiterentwickeln? – Gespannt verfolgen wir die Plattform weiter.
Das Video der gesamten Präsentation inkl. Kurzinterview:
[…] ähnlich den CPO (Certified Pre Owned) Konzepten von Uhrenhändlern wie Pureplayer Chronext (Wie baut man eine Plattform im Luxussegment?) oder kürzlich auch Bucherer in der […]