Das Geschäftsjahr von Ikea endet jeweils zum 31. August und das schwedische Möbelhaus vermeldete für die Schweiz ein „Spitzenergebnis“. Der Gesamtumsatz legte um 3.7% zu und belief sich auf CHF 1’138 Mio. im abgelaufenen Geschäftsjahr.
Auch IKEA wächst in der Schweiz primär online. Zwar konnten die Einrichtungshäuser gesamthaft ein Wachstum von 2.7% verzeichnen, der über die digitalen Vertriebskanäle erzielte Umsatz konnte im gleichen Zeitraum um satte 17% zulegen womit IKEA neu auf einen Onlineumsatz von CHF 103.5 Mio kommt, was einem Onlineanteil am Gesamtumsatz von 9.1% entpricht.
Per 1. Oktober hat IKEA Schweiz mit Jessica Anderen eine neue CEO, die den Fokus weiter auf die digitalen Vertriebskanäle legen will:
In diesem Jahr möchten wir noch stärker auf Online fokussieren und gleichzeitig unseres Serviceangebot zusätzlich ausbauen, um so das Kundenerlebnis weiter zu verbessern.
Das Onlinewachstum hat sich mit dem publizierten Plus von 17% jedoch auch bei IKEA Schweiz verlangsamt, konnte man im Vorjahr (2017/2018) noch kräftiger um 21% im Onlinegeschäft zulegen.
Und derzeit kämpft IKEA Schweiz mit massiven Logistikproblemen durch die Konsolidierung zweier Logistikstandorte, wie beispielsweise der Tages-Anzeiger unter dem Titel „Liefer-Chaos bei IKEA Schweiz“ ausführt:
Lieferungen an Kunden kommen später, gar nicht – und offenbar auch mehrfach. Und wollen die Kunden sich erkundigen, ist die Hotline überlastet.
Das Onlinewachstum fordert offenbar gerade die Logistiker besonders, wie ein Sprecher resümiert:
Paketlieferungen bedeuten in der Logistik immer mehr zusätzliche Arbeit per Hand.
Meines Erachtens argumentiert IKEA Schweiz jeweils sehr sonderbar, wenn es um Onlinehandel geht. Im Geschäftsmodell nimmt der Einkauf im Laden nach wie vor eine zentrale strategische Rolle ein. Es geht um Frequenz um jeden Preis.
Nur der traditionelle stationäre Verkauf – der u.a. davon lebt, dass arbeitsintensive Prozesse an den Kunden ausgelagert werden (Picking, Transport, Aufstellen etc.) – kann man offensichtlich optimiert und wirtschaftlich betreiben
Nur schon Click&Collect scheint da im IKEA Modell zu weit zu gehen. Nur so kann man sich die aberwitzigen Kosten erklären, die bei Click&Collect Einkäufen erhoben werden – und zwar: je teurer man einkauft, je mehr kostet der Service (!).
Oder anders gesagt weiss ich nun endlich, welchen Wert es für IKEA darstellt, wenn ich meine Ware selber aus dem Abhollager hole und durch die Kassenanlagen zum Fahrzeug schleppe.
Oder welcher Deckungsbeitrag dem Unternehmen fehlt, wenn ich nicht die optimierte Marschroute durch die riesigen Ausstellungen abspule sondern nur die Ware abhole.
Und wie schlägt sich der restliche Möbelhandel online?
Im Frühjahr sind erstmals Umatzzahlen von Home24 für den Schweizer Markt publik geworden: Home24 mit über CHF 40 Mio Umsatz in der Schweiz.
Nach IKEA ist Conforama/Lipo die Nummer 2 im Schweizer Möbelhandel und deren Onlineumsatz ist schwer einzuschätzen, dürfe jedoch im tiefen zweistelligen Mio-Bereich liegen.
Möbel Pfister als Nummer drei macht nach eigenen Angaben Onlineumsätze im hohen einstelligen Prozentbereich des Gesamtumsatzes (ca. 550-600 Mio), wie es vor einem guten Jahr zum Start auf dem Marktplatz von Galaxus hiess. Dies entspricht etwa einem Onlineumatz von CHF 40-50 Mio.
Und Westwing dürfte in der Schweiz einen Onlineumsatz in der Grössenordnung von etwa CHF 30 Mio. erzielen. Beliani ist ebenfalls sehr schwer einzuschätzen, dürfte als Pureplayer jedoch in der Schweiz einen Onlineumsatz im stolzen zweistelligen Mio-Bereich erwirschaften.
Sehr gut zusammengefasst! Der Witz bei der Sache ist, dass die meisten hochpreisigen bzw. sperrigen Güter eh vom IKEA Personal aus dem Grosslager gepickt werden, auch wenn man sich die Sachen selbst zusammengesucht hat. Von daher macht die Preispolitik nicht wirklich Sinn…