Vom Aggregator zum Publisher: Wie Preisvergleich.ch mit eigenem Content und KI auf die Herausforderungen am Markt reagiert

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Es gibt sie seit den Anfängen des Onlinehandels. Preisvergleichsportale bringen Ordnung in die unzähligen Onlineangebote und helfen dabei, den besten Preis auf dem Markt zu finden. Für Konsumenten ist dies eine kostenlose und wertvolle Dienstleitung, denn der notwendige Zeiteinsatz ist minimal. Obwohl die Preisvergleichsportale in der Schweiz nicht sehr auffällig agieren, sind sie integraler Bestandteil des Marktes und zeichnen sich durch eine bemerkenswerte Kontinuität in ihrem Geschäftsmodell aus. In der Schweiz gehören Preisvergleich.ch oder Toppreise.ch zu den bekannteren Anbietern. Mit Google Shopping haben sie aber einen übermächtigen Mitbewerber erhalten, der als Kundenzugangsdienstleister klare Wettbewerbsvorteile besitzt und kleinere Preisvergleichsportale zum Handeln zwingt.

Die kürzliche Einführung eines KI-Kundenberaters bei Preisvergleich.ch hat unser Interesse geweckt, etwas tiefer in die Herausforderungen und Aussichten der Preisvergleichsportale einzutauchen. Hinter Preisvergleich.ch steht die Firma Preisvergleich Europe GmbH, die auch Preisvergleich.org, Preisvergleich.at und testit.de betreibt. Für meine Fragen ist mir Stefan Laun, Gründer und Geschäftsführer von Preisvergleich Europe, zur Verfügung gestanden.

Stefan Laun

Der Schweizer Markt unterscheidet sich vom Deutschen und Österreichischen Markt

Für Preisvergleich Europe ist der kleine Schweizer Markt sehr interessant: «Die Märkte DE & AT unterscheiden sich recht deutlich zu CH: Während in DE/AT sowohl im Bereich der Aggregatoren mit Idealo, Billiger und Co. als auch im Bereich der Retailer (Amazon!) der Markt von sehr grossen Playern dominiert wird, haben wir in der Schweiz einen gesünderen Wettbewerb.»

Diese Ausgangslage verschafft Preisvergleich Europe, als vergleichsweise kleines Unternehmen, die Möglichkeit, in der Schweiz einen relevanten Marktanteil zu erlangen, der absolut gesehen mittlerweile gleich gross ist wie das Geschäft in Deutschland. Auch hat die Schweiz an Bedeutung gewonnen, weil Deutschland und Österreich im Vergleich einen stärkeren Kaufkraftverlust zu verzeichnen hatten.

Google positioniert sich als übermächtiger Mitbewerber

Allen drei Märkten ist gemeinsam, dass Google mit Google Shopping immer stärker wird. Gegenüber Google als reiner Aggregator (Vergleich von Produkten und Preisen) aufzutreten, scheint beinahe aussichtslos. Stefan Laun formuliert dies folgendermassen: «Wir haben es daher aufgegeben, Google auf dem Feld der Aggregation Konkurrenz zu machen und konzentrieren uns daher lieber auf originalen Content.»

Damit kann der Entscheid von 2016, eigene Produkt-Tests und -Vergleiche durchzuführen, nachvollzogen werden. Durch eigenen, originalen Content können die Preisvergleiche so ergänzt werden, wie es beispielsweise Google nicht kann. Der Fokus liegt bei Preisvergleich Europe auf Produkt-Tests. Diese werden auch auf YouTube publiziert. Damit wird der einstige Aggregator auch zum Publisher. Die hochwertige Content-Produktion hat gerade in Zeiten von KI nicht ausgedient.

Durch eigenen Content und KI-Produktberater den Mitbewerbern einen Schritt voraus

Die Veröffentlichung von Produkt-Tests bietet noch weitere strategische Vorteile für Preisvergleich Europe. Damit hängen sie sich noch früher in die Customer Journey ein, als nur mit den Preisvergleichen. Dem Kunden wird bereits bei der Frage «Welches Produkt benötige ich?» eine Hilfe geboten und nicht erst bei der Frage «Wo kann ich das Produkt am günstigsten kaufen?».

Die neuste Entwicklung bei Preisvergleich Europe, der KI-Produktberater, verfolgt die gleiche Strategie. Der Konsument soll möglichst früh im Kaufprozess abgeholt werden. Für Stefan Laun war es schon immer ein Traum, die Nutzererfahrung mit persönlicher Beratung, die man bisher nur aus einem physischen Geschäft kennt, in die Online-Welt zu übertragen: «Selbst mit den besten Artikeln trifft man die individuellen Präferenzen des Nutzers jedoch nie ganz genau. Der KI-Produktberater kann dagegen gezielt die individuellen Fragen beantworten und massgeschneiderte Empfehlungen aussprechen. Das ist eine Revolution in der Online-Kaufberatung!»

preisvergleich.ch
KI-Produktberater bei Preisvergleich.ch (Quelle: Preisvergleich Europe)

Wir haben den KI-Produktberater getestet und sind mit den Antworten zufrieden. Im abgebildeten Beispiel ist zu sehen, wie mir drei Produkte vorgeschlagen werden, die allesamt meinen Wünschen entsprechen. Der Produktberater wirft mir nicht nur die Resultate vor die Füsse, sondern gibt auch noch eine kurze Begründung ab, was ich sehr sympathisch finde. Ich selbst wäre noch nicht bereit, ausschliesslich aufgrund dieser Empfehlung zu kaufen. Dies dürfte aber eher ein Vertrauensproblem sein, da ich es mir gewohnt bin, das passende Produkt aus einer riesigen Produktliste zusammenzufiltern.

Nebst mir nutzen schon rund 5 % der Besucher die KI-Beratung, das sind zwischen 500 und 1’000 Beratungen pro Tag. Aktuell ist Preisvergleich Europe daran, die Conversion-Rate zu messen. Das Ziel besteht darin, die Conversion durch den Einsatz des KI-Beraters zu steigern. Laut Stefan Laun sehen die Daten vielversprechend aus, es ist aber noch zu früh für ein abschliessendes Urteil.

Damit schafft sich Preisvergleich einen Vorteil als First Mover. Andere bekannte Marktteilnehmer in der Schweiz, die auf KI-Produktberatung setzen, sind Brack oder Jumbo mit Jumbot. Es wird sich zeigen, wie hilfreich die Antworten der KI sind und ob sie tatsächlich eine wertige Beratungsleistung erbringen können. Auch dürfen wir gespannt sein, wie sich die Geschäftsmodelle durch KI verändern werden.

KI ist jedoch so vielseitig einsetzbar, dass es jedem Unternehmen ratsam wäre, sich mit der Thematik auseinander zu setzen und Erfahrungen zu sammeln. Die Dinge nehmen plötzlich Fahrt auf, und diejenigen, die nicht Schritt halten können, haben das Nachsehen.

Für Preisvergleich auf jeden Fall ist klar: «Wir setzen unseren Fokus weiterhin auf die Schweiz und möchten in den nächsten 5 Jahren gerne in allen relevanten Kategorien die besten Produkte selbst getestet haben (idealerweise mit Video), um einen echten Mehrwert zu liefern und Original-Content bereitzustellen. Gleichzeitig setzen wir KI weiterhin verstärkt ein: Sowohl auf Seiten der Endkunden-Beratung (KI-Produktberater), aber auch um unseren Content weiter zu verbessern (Produktbeschreibungen und Kategorietexte), damit sich die menschlichen Redakteure auf den Content konzentrieren können, den eine KI nicht reproduzieren kann

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