Warum Home24 doch kein Zalando der Möbel sein wird
Gestartet im Februar dieses Jahres mit sehr viel Vorschusslorbeeren – auch von unserer Seite. Denn vieles erinnerte an den Zalando Start von nunmehr über 3 Jahren in der Schweiz. Aufbau der Site und fokussierte SEO-Optimierung und vieles mehr. Und dann waren da noch die Investoren – eine ähnliche Zusammensetzung wie damals bei Zalando.
Doch seit dem Start von Home24 (in der Schweiz) ist es eher still geworden. Man spürt wenig von Home24 im Markt und nimmt den Händler werbetechnisch kaum wahr.
Möbelhandel ist sicher – neben Lebensmitteln – von der logistischen Seite eine der grössten Herausforderungen. Aber ist insofern auch geschützt, da es wenig Preistransparenz gibt, weil kaum Möbelmarken existieren. Eigentlich gute Voraussetzungen für ein erfolgreiches E-Commerce Business.
Aber auch wenn man Google Trends beobachtet, dann ergibt sich doch ein recht differenziertes Bild – von einem Zalando für Möbel wie auch die Handelszeitung noch meinte, scheint man weit entfernt.
Zalando Impact beim Start in der Schweiz, Oktober 2011 |
Home24 Impact beim Start in der Schweiz, Februar 2014 |
Quelle Google | Quelle Google |
Vergleichsweise bescheidenes Wachstum – hohe Verluste
Am Freitag publizierte Zalando und Home24 Investor Kinnevik die Quartalszahlen (PDF). Während Zalando nun europaweit die schwarze Null anvisiert, dürfte Home24 eher ein Sorgenkind sein.
Gar der auch in der Schweiz aktive Möbel-Shopping-Club Westwing zeigt vielversprechendere Zahlen als Home24. Westwing wächst fast dreimal so stark wie Home24 – beide noch mit erheblichen Verlusten. Die Kollegen von ExcitingCommerce sehen denn auch vielmehr Westwing als das nächste Zalando.
Was läuft schief bei Home24?
Bei Carpathia wurden wir selber unfreiwillig Zeuge einer doch sehr irritierenden Kommunikations-Politik von Home24. Hat Zalando bereits über ein halbes Jahr vor dem Start schon den Customer-Support inkl. Telefon-Nummern lanciert, brauchte Home24 über 4 Monate nach dem Start bis sie es schafften, Dialog-Möglichkeiten für die Kunden anzubieten. Man weigerte sich partout, mit dem Kunden zu kommunizieren. Gefühlt sah man darin nur einen lästigen Kostenfaktor.
Die bisweilen mehrfach wöchentlich bei uns eingegangenen Beschwerten Kundenanfragen (unsere Tel.-Nr. war omnipräsent bei der Google-Suche nach Home24) erlaubten uns ein ziemlich gutes Bild über den aktuellen Status.
Home24 scheint eine der elementarsten Grundregeln im E-Commerce nicht beachten zu wollen – die absolute Kundenfokussierung. So wie dies ein Amazon geradezu indoktriniert. Und diese obendrein in einem Markt mit Gütern, die nahezu Investitionscharakter haben und der Kunde besonders auf Nummer sicher gehen möchte.
So finden sich denn auch auf den Startseiten von Beliani, Micasa oder Pfister die Telefonnummern omnipräsent, und auch beim Gewinner der Kategorie Home & Living des diesjährigen E-Commerce Awards, Interio, findet man schnell eine Telefonnummer.
Dies nur ein möglicher Aspekt, warum es wohl nicht so wie geplant läuft. Home24 scheint sich vielmehr mit sich selber, seiner Technologie, Prozessen etc. zu beschäftigen als mit dem Markt, den Kunden und dem Wettbewerb.
Investitionen in die Marktentwicklung und mitunter auch in den Kundensupport lohnen sich – denn es sind Investitionen in eine langfristige Kundenbeziehung die gerade bei der Neukundengewinnung elementar sind. Eigentlich unverständlich, dass das Profis aus dem Hause Rocket Internet passieren kann.
Update 20. Juli 2014 21 Uhr
Mirko von Yourposition macht uns in seinem Kommentar darauf aufmerksam, dass sich aktuell gerade mal NUR vier (4!) Seiten im Google-Index Schweiz von Home24.ch befinden. Ein kurzer Blick ins robots.txt bietet ein erklärendes- wenn auch schlichtweg irritierendes Bild. Darin befindet sich die Anweisung an die Google-Roboter, keine Seiten aus den /de und /fr Verzeichnissen zu indexieren. Doch gerade in diesen Sprachverzeichnissen befinden sich sämtliche Produkte und Inhaltsseiten.
Das wohl auch der Grund, warum Home24.ch unsichtbar ist in den Schweizer Such-Resultaten und mutmasslich viel Geld in AdWords pumpt, um das auszugleichen. Ein weiteres Signal, wie schwer sich Home24 mit dem Schweizer Markt tut, der als eine von weiteren Besonderheiten halt auch mehrere Sprachversionen aufweist.
Hi Thomas – Dass es home24 mit dem Markteintritt in die Schweiz nicht so ganz ernst nehmen kann, bestätigt auch die Tatsache, dass sie in organischen Google Suchergebnissen quasi unsichtbar sind, da zum aktuellen Zeitpunkt gerade mal 4 (in Worten: vier) Seiten von home24.ch im Google Index sind. Da kümmert sich offensichtlich keiner drum. Gleichzeitig haben sie bei AdWords den Hahn aber ordentlich aufgedreht. Fazit: Fahrlässig. (Oder ich versteh hier eine ganz merkwürdige Strategie nicht.)
Unglaubliches robots.txt – zeigt einfach, dass man bei Rocket wenig Erfahrung hat mit multi-lingual Sites. Sperren die die gesamten /de und /fr Verzeichnisse, wo sich ALLE Produkte drinnen befinden und wundern sich, warum der Umsatz ausbleibt, zB. SEO-Unsichtbarkeit? Nehme mal an, der SEO-Verantwortliche wird bald gefeuert. Herrliches Schul-NICHT-Beispiel:
http://www.home24.ch/robots.txt
User-agent: *
Allow: /
Disallow: /de/
Disallow: /fr/
sitemap: http://www.home24.ch/media/var_export/sitemap_ch.xml
[…] steht hingegen (weiter) vor der Herausforderung (“Home24 doch kein Homerun”), entweder ein Geschäftsmodell zu finden, das dem […]
Hallo zäme,
danke für diesen interessanten Artikel und auch die spannenden Kommentare und Tweets. Aber zu behaupten, dass die Rockets kein SEO können, ist wie wenn man sagt Roger Federer kann nicht Tennis spielen. 🙂
Es ist alles richtig was die SEO Jungs und Mädels von Home24/Rocket Internet da machen. Die CH Seite die im Moment einfach eine Kopie der DE Seite. Diese für Crawler zu sperren und den Problemen mit dem Duplicate Content aus dem Weg zu gehen, ist eine absolut nachvollziehbare Strategie. (Macht übrigens auch Zalando auf der Produkteebene. Die Produkte die keine eigenen Beschreibungen haben, sind bei zalando.ch auf noindex gestellt und verweisen sogar auf zalando.de als Original Quelle mit einem Canonical Tag)
Hier ein Beispiel:
DE: http://www.home24.de/wohnzimmermoebel/
CH : http://www.home24.ch/de/wohnzimmermoebel/
(Content unten auf der Seite ist 1:1 identisch mit home24.de)
Sobald der Content für die CH Seite geschrieben und auf der CH Seite veröffentlicht wurde, wird die Robots.txt angepasst und wir werden einige Monate lang beobachten können, wie die Sichtbarkeit von home24.ch durch die Decke schiesst.
Home24 ist zwar schon präsent in der Schweiz aber die haben noch nicht richtig angefangen Gas zu geben. Wenn es soweit ist, werden wir es am „Ars*h der Welt“-Werbespot, auf den CH Sendern erfahren. 🙂 Deshalb ist vermutlich auch der Kundendienst im Moment noch nicht richtig aufgestellt.
Es wäre sehr interessant nach dem richtigen Durchstarten von home24 in der CH den Vergleich mit der Konkurrenz aus diesem Artikel nochmals zu sehen.
Das einzige was für mich an der Strategie von Home24 nicht ganz nachvollziehbar ist, ist die Tatsache, dass sie Österreich der Schweiz vorgezogen haben und die AT Seite schon einiges weiter ist. Sogar mit Unique Content drauf: http://www.home24.at/wohnzimmermoebel/
Danke für das Feedback Marko – jedoch umso unverständlicher, da die SEO-Vorbereitungen bereits vor über einem Jahr bei Home24 begonnen haben mit sorgfältigem Content- und Linkaufbau etc. – damals mit einer WordPress-Site, analog Zalando vor dem CH-Launch.
[…] Home24: Doch kein Homerun für den Online-Möbelhändler in der Schweiz […]
Bei AdWords hätte man sich auch etwas mehr Mühe geben können. So steht bspw. konsequent € anstatt CHF in den Anzeigen. Sieht mir alles nach einem lieblosen Copy & Paste Job der DE-Kampagnen aus.
Hallo,
nur kurz… home24.ch ist nun auf „Index“ und ca. 6k Seiten wurden schon von Google indexiert. Wird sicher spannend zu beobachten wie die Sichtbarkeit rauf geht.
Falls jemand was Bestellen will gibt es hier noch einen 50 CHF Gutschein für home24.ch: http://www.save-up.ch/home24-ch-gutschein/
LG Marko